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Dr. Eduard Freih. von Sacken,
All der Aussenwand der Kirche sieht man noch Spuren von Fresken, einem heil. Christoph und
einem Crucifix.
Auf dem Kirchhofe, südlich von der Kirche, steht eine interessante Rundkapelle mit halb-
runder Apsis; am Hauptraume sind statt der sonst gewöhnlichen Halbsäulen fünf ganz einfache Strebe-
pfeiler angebracht, über dem blos aus einem Kehlleisten bestehenden Dachgesimse kleine Giebel, zwi-
schen denen ein ungemein hohes, aus Quadern gemauertes Kegcldach aufsteigt. Die zwei schmalen
Fenster sind spitzbogig. Im Innern zeigt sich die Capelle kuppelartig überwölbt und sind unter der
Tünche Spuren von Fresken Fig. 38 Eine ebenfalls der gothi-
schen Periode angehörige, nach
älteren Traditionen erbaute
Run dc ap eil e befindet sich
neben der Kirche zu H a r d e g g
an der Thaya. Sie hat eine
auffallend thurmartige Form
(Fig. 38), da der untere 16 Fuss
hohe Gruftraum ganz ober-
irdisch ist, daher die Capelle
bei einem Durchmesser von
23 Fuss eine Höhe von 41 Fuss
erreicht. Die Apsis bildet eine
kleine, erkerartige Nische von
nur O ’/j Fuss Durchmesser; sie
liegt im Innern in der Mauer-
zu erkennen, einzelne Heilige
mit plastischen Nimb en; einige
durch das Wegfällen der
Tünche sichtbare Köpfe bekun-
den den Styl des XIV. Jahr-
hunderts, in welche Zeit die
Capelle, nach den wenigen
characteristischen Bauformen
zu schliessen, gehören dürfte.
Eine ganz mit Gebeinen an-
gefüllte Gruft bezeugt die Be-
stimmung des Baues als Tod-
tencapelle. Der Altarstein und
die gemauerten Sitze an den
Wänden sind noch erhalten.
dicke, aussen tritt sie etwas vor und ruht auf Kragsteinen. Die mit einer Kuppel überwölbte Capelle
hat ganz kleine oben runde Fenster — die Apsis, ein zweitheiliges gothisches mit einem Kleeblatt als
Masswerk — und war ganz bemalt; man erkennt noch Spuren von Figuren mit Schriftstreifen in den
Händen und ein Stück einer Bordüre von ausgezackten Blättern. Das ursprüngliche Kcgeldach fehlt.
Die Thüre in die Gruft ist im flachen Kleeblattbogen bedeckt.
Die Kirche, neben welcher dieser Rundbau — vielleicht ursprünglich Schlosscapelle — steht,
zeigt am Äusseren des Chores in den giebelbedachten Strebepfeilern, die am zweiten Geschosse fialen-
artige, im Durchschnitt dreieckige Ansätze an der Vorderfläche haben, noch die spät gothische Anlage,
im Innern ist sie ganz modernisiert 4). Das kleine, eingeblendete Sacramentshäuschen, von einem Spitz-
bogen umrahmt, hat über der Nische zwei Kleeblattbogen.
1) Am Thurme sind mehrere Figuren in betender Stellung von sehr roher Arbeit aus dem Ende des XVI. Jahrhun-
derts eingemauert: ein Ritter in Brustharnisch, mit grosser Halskrause, eine Frau und drei Kinder, ein Sohn in
weiten Pumphosen und spanischem Mantel. Die Renovierung der Kirche ist von 1792.
Das alte Schloss der Grafen von H a r d e g g ist eine ausgedehnte Ruine mit einem gewaltigen viereckigen
Thurme in der Mitte, der, wie auch der Wartthurm an der nordwestlichen Ecke der Umfassungsmauer, die Thüre
hoch über dem Boden angebracht hat, die nur durch Leitern oder aus dem ersten Stockwerke zugänglich war.
Die Thüreu und Fenster zeigen spät gothische Formen; ein Spitzbogenfenster hat schönes Masswerk. Der grösste
Theil des Baues dürfte dem XV. Jahrhundert angehören. Ein Theil brannte um 1598 ab; seit 1764 ist er Ruine.
Dr. Eduard Freih. von Sacken,
All der Aussenwand der Kirche sieht man noch Spuren von Fresken, einem heil. Christoph und
einem Crucifix.
Auf dem Kirchhofe, südlich von der Kirche, steht eine interessante Rundkapelle mit halb-
runder Apsis; am Hauptraume sind statt der sonst gewöhnlichen Halbsäulen fünf ganz einfache Strebe-
pfeiler angebracht, über dem blos aus einem Kehlleisten bestehenden Dachgesimse kleine Giebel, zwi-
schen denen ein ungemein hohes, aus Quadern gemauertes Kegcldach aufsteigt. Die zwei schmalen
Fenster sind spitzbogig. Im Innern zeigt sich die Capelle kuppelartig überwölbt und sind unter der
Tünche Spuren von Fresken Fig. 38 Eine ebenfalls der gothi-
schen Periode angehörige, nach
älteren Traditionen erbaute
Run dc ap eil e befindet sich
neben der Kirche zu H a r d e g g
an der Thaya. Sie hat eine
auffallend thurmartige Form
(Fig. 38), da der untere 16 Fuss
hohe Gruftraum ganz ober-
irdisch ist, daher die Capelle
bei einem Durchmesser von
23 Fuss eine Höhe von 41 Fuss
erreicht. Die Apsis bildet eine
kleine, erkerartige Nische von
nur O ’/j Fuss Durchmesser; sie
liegt im Innern in der Mauer-
zu erkennen, einzelne Heilige
mit plastischen Nimb en; einige
durch das Wegfällen der
Tünche sichtbare Köpfe bekun-
den den Styl des XIV. Jahr-
hunderts, in welche Zeit die
Capelle, nach den wenigen
characteristischen Bauformen
zu schliessen, gehören dürfte.
Eine ganz mit Gebeinen an-
gefüllte Gruft bezeugt die Be-
stimmung des Baues als Tod-
tencapelle. Der Altarstein und
die gemauerten Sitze an den
Wänden sind noch erhalten.
dicke, aussen tritt sie etwas vor und ruht auf Kragsteinen. Die mit einer Kuppel überwölbte Capelle
hat ganz kleine oben runde Fenster — die Apsis, ein zweitheiliges gothisches mit einem Kleeblatt als
Masswerk — und war ganz bemalt; man erkennt noch Spuren von Figuren mit Schriftstreifen in den
Händen und ein Stück einer Bordüre von ausgezackten Blättern. Das ursprüngliche Kcgeldach fehlt.
Die Thüre in die Gruft ist im flachen Kleeblattbogen bedeckt.
Die Kirche, neben welcher dieser Rundbau — vielleicht ursprünglich Schlosscapelle — steht,
zeigt am Äusseren des Chores in den giebelbedachten Strebepfeilern, die am zweiten Geschosse fialen-
artige, im Durchschnitt dreieckige Ansätze an der Vorderfläche haben, noch die spät gothische Anlage,
im Innern ist sie ganz modernisiert 4). Das kleine, eingeblendete Sacramentshäuschen, von einem Spitz-
bogen umrahmt, hat über der Nische zwei Kleeblattbogen.
1) Am Thurme sind mehrere Figuren in betender Stellung von sehr roher Arbeit aus dem Ende des XVI. Jahrhun-
derts eingemauert: ein Ritter in Brustharnisch, mit grosser Halskrause, eine Frau und drei Kinder, ein Sohn in
weiten Pumphosen und spanischem Mantel. Die Renovierung der Kirche ist von 1792.
Das alte Schloss der Grafen von H a r d e g g ist eine ausgedehnte Ruine mit einem gewaltigen viereckigen
Thurme in der Mitte, der, wie auch der Wartthurm an der nordwestlichen Ecke der Umfassungsmauer, die Thüre
hoch über dem Boden angebracht hat, die nur durch Leitern oder aus dem ersten Stockwerke zugänglich war.
Die Thüreu und Fenster zeigen spät gothische Formen; ein Spitzbogenfenster hat schönes Masswerk. Der grösste
Theil des Baues dürfte dem XV. Jahrhundert angehören. Ein Theil brannte um 1598 ab; seit 1764 ist er Ruine.