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Schulteransahe den jungen Künstler zur
plastischen Darstellung reizen mochte.
Volz ist in der Darstellung noch auf
fast peinliche Durchbildung im einzelnen
bedacht. In Ansatz und Bildung des
Haares, in der Behandlung der Fleisch-
partien und in der Gegenübersctzung
von Fleisch und Stoff (z.B. der Krause
über Schulter und Büste) zeigt er die
sorgfältigste AbwägungimAusdruckund
eine förmliche Verliebtheit ins Detail.
Er erreicht dadurch eine aus der Mate-
rialbewältigung hervorgehendc Strenge
und Herbheit des Ausdrucks, die vom
Seelischen nur kühl und zurückhaltend
Zcugcnschaft gibt. Volz ringt zunächst
um die Form,- das Geistige tritt zurück.
Noch bleibt Volz bei diesen bild-
nerischen Anschauungen in der Büste
der Gräfin Walde n b u r g (18/6),-
aber er belebt den Gesichtsausdruck
stärker und kontrastiert die kleine Formcnwelt des Gesichtes und des Haares
durch breite Behandlung der Büstenpartte mit grostfaltig angelegter Draperie.
Er neigt also zur Realistik und gleicht den Realismus durch stilisierende Gegen-
gewichte aus.
In den 80 er Fahren beginnt der Realismus der Erscheinung sich psychologisch
zu vertiefen. Die Büste des Freundes, Berufs- und Amtsgenossen C. Hoff, des
Malers und Schriftstellers, gibt dafür einen prachtvollen Beleg. Die offene,
freimütige Kampfnatur dieses Kritikers der Kunstkritik ist in der lebhaften Be-
wegung des Kopfes, in den weitgeöffneten Augen und in der energischen Mund-
und Kinnpartie erkenntlich, Züge, eher einein Offizier angehörcnd, als einem künst-
lerischen Sittcnschildcrer höherer Gesellschaftskreise, und kommt in der Gesamt-
erscheinung des mit dem geschlossenen Fägerrock bekleideten, breitschultrigen Mannes
vortrefflich zum Ausdruck. An den Künstler erinnert nur der Sockel mit den
Akanthuseckblättern und dem Hutto, der mit brennender Fackel den Künstler-
wahlspruch beleuchtet: „In srtidus lux."
Diese psychologisiercnde Darstellungsweise führt in der Hüftbüste des badischen
Staatsministers Nokk (1891) für Freiburg zu einer nach Ausdruck und Form-
behandlung geradezu vollendeten Leistung. Der sinnende Blick aus den tiefliegenden
Augen in dem von Sinnen und Sorgen durcharbeiteten Gesicht, die nachdenkliche


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