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VI. Skizzen
s^Xem plastisch bildenden Künstler ist cs infolge der Schwierigkeiten, die in seinem
Material und in der langsam ausbauenden Art seiner technischen Arbeit
liegen, nicht so leicht gemacht, wie etwa dem Maler, ausblihende Gedanken oder
glückliche Lösungen eines Raumproblems durch eine rasche Skizze festzuhalten und
sie für spätere Ausarbeitung aufzubewahren. Hierzu erfordert das Material
schon eine völlig klare Raum- und Körperbildung, und die Veränderlichkeit der
Tonmassen verlangt eine Abformung in Gips. Um so mehr müssen plastische
Skizzen als Ausdruck einer Raumvorstellung, einer Raumproportion beachtet
und bewertet werden, denn in ihnen kristallisiert sich ein schöpferischer Gedanke
in seiner geklärten Urform aus.
Volz' reiche Arbeitstätigkeit hat wenige Mußestunden zugelassen, in denen
der schaffende Geist erfinderisch freie Gestalten hervorbringen konnte. Und doch
finden sich auch in seinem Werk allerhand Entwürfe. So ist eine Skizze für eine
einen Mediziner ehrende Brunncnanlage vorhanden (1875), die vielleicht als
erster Entwurf für das Kußmauldenkmal anzusehen ist.
Auf einem quadratischen Unterbau, vor dem eine einfache, halbrunde Schale
liegt, erhebt sich eine starke, rechteckige, oben segmental verzierte Tafel, die in der
oberen Hälfte ein Basrelief trägt, das einen mit einem Ohnmächtigen beschädigten
Arzt darstellt. Unter dem Relief ist die Ausflußröhre gedacht. Zu beiden Sekten
der Stcintafcl sind als Ornament die Askulapschlangen angebracht, die den Zweck
des Brunnens verdeutlichen.
Zahlreicher sind die Skizzen für Grabmäler, wie denn die Volzsche Grab-
malkunst überhaupt einen beträchtlichen Raum einnimmt.
Unter den Skizzen für Grabmäler sind drei typische Formen zu erwähnen:
einmal die einfache Steinplatte, die über der Schrift ein Flachrelief, den Ab-
schied darstellend, trägt. Dieses Relief, in Bronze gedacht, ist von dem Medaillon des
Bestatteten überhöht, um das sich eine einfach in Stein gehauene Verzierung schlingt.
Die andere Form ist ebenfalls die Steinplatte, in die das Hochrelief der
bestatteten Eheleute ekngehauen ist. Vor der Steinplatte ist der leblos zusam-
mengesunkene Genius des Todes, auf einer Bank sitzend, angebracht.
Eine dritte Form zeigt wieder die aufrecht stehende Grabplatte, deren Fläche
fast ganz durch das nahezu lebensgroße Relief der Bestatteten ausgefüllt ist.
Die Schrift befindet sich dann auf zwei vor dem Grabsteine liegenden Platten.
Bei den von Volz ausgeführten Grabmälern sind nur Anklänge an die eine
oder die andere dieser Formen vorhanden. Im übrigen sind die architektonischen
Teile fast stets von Berufsarchitekten ausgeführt, und die Plastik tritt dann be-
deutungsvoller vor die Architekturteile, wie an der betreffenden Stelle dar-
getan wurde.

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