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III. ÄÄdniskunD und freie ^Plastik
(^^ie Denkmalplastik und die Grabmale von Volz haben wiederholt in die
Nähe der Bkldnkskunst geführt. Dieses Gebiet der Volzschen Kunst konnte
bisher aber nur gestreift werden, weil das Wesen der ebengenannten Kunstäuße-
rungcn doch vor allem die monumentalen oder dekorativen Forderungen betonte,
denen sich das Bildnis und seine Wirkungssorm bis zu einem gewissen Grad
unterzuordnen hat.
Das Können eines Künstlers im Bildnisfach wird sich somit vollwertig und,
durch äußerliche Bedingungen kaum verschleiert, eben nur in der eigentlichen
Bildnisplastkk erweisen. Dieses Gebiet gibt über die Stellung des Künstlers
zu verschiedenen plastischen Grundfragen Auskunft und ist insofern auch auf diesem
Gebiet „der Parademarsch des Künstlers".
Die Angeln der porträtkunst sind, außer Form, Geist und Wesen, Physis
und Psyche des Dargcstcllten.
In der Bildniskunst kann der Bildner (Plastiker) sein Temperament weniger
geltend machen, als der Maler, weil die Strenge des Materials und die jeweils
davon bedingte Führung der Technik, weil die Naumforderung und die Wirkling
des Materials hier viel stärker mitsprcchen, als in der Griffelkunst oder kn der
Malerei, die von vornherein auf Schein und Illusion ausgehen und mit den
illusionistischen Mitteln der Farbe und der Stoffe arbeiten.
Wie in allen seinen Werken läßt sich die Linie der Entwicklung bei dem auto-
didaktisch fortschreitenden Volz auch in der Bildniskunst deutlich verfolgen. Ja,
sic spricht sich hier noch klarer lind eindringlicher aus, als auf sonst einem Gebiete,
weil sie fast ausschließlich die Hand des Meisters allein zeigt. Weitaus die über-
ragende Anzahl der Porträtwerke sind Marmorarbekten. Sie erstrecken sich, be-
ginnend aus dem engeren Lebenskreisc von Volz, auf die wetteren Beziehungen
seines Berufs- und Künstlerlebens, gehen in die höfischen Kreise seiner Heimat
über und dehnen sich allmählich auf die wissenschaftliche und künstlerische Welt
weiteren Umsangs aus. Zum mindesten wird man sagen können, daß Volz als
Plastiker der Porträtist seines Heimatlandes und dessen geistiger und staatlicher
Vertreter in zunehmendem Maße geworden ist.
Es ist verständlich, daß der junge Volz zuerst die Lösung des Formproblems
als den wichtigsten Punkt der Bildnisplastik erkannte. 2hm zu genügen, war sein
erstes Bemühen kn der frühen Künstlerzeit. Es ist aus diesem Grunde auch be-
greiflich, daß er, um zum Ideal der schönen Form zu gelangen, dem Bildnis der
schönen Frau den Vorzug gibt.
Am Anfang seinerporträtbildcr steht die Büste derFrauFerd. K ell er(18M),
die im Schmucke ihrer Iugcndschönheit, ihres herben, regelmäßigen Gesichts-
schnittes, ihres üppigen Haares, mit ihrem schlanken Halse und dem schönen

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