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VII. Zusammenfassung.
(ssT^er Überblick über das Werk des Karlsruher Plastikers ergibt zunächst nur
den Begriff einer durchaus selbständigen und vielseitigen Entwicklung und
eines fleißigen Schaffens auf allen Gebieten der Plastik. Mit Genugtuung und
Bewunderung nimmt man wahr, wie der Künstler neben den an ihn herantretenden
Aufträgen und außer den Wettbewerben, die ihm vielfach Ehren und Erfolg ein-
bringen, sich selbst Aufgaben stellt und sein eigenstes Wesen auswkrkt, ohne sich
-e in eine einseitige Richtung oder in von irgendeiner Sekte aufgeworfene Pro-
grammvorschriften zu verlieren und zu verrennen, daß er vielmehr sich organisch
aus sich heraus entwickelt, ohne durch künstliche Antriebe auf ihm wesensfremde
Bahnen verlockt zu werden.
Aber bei näherem Zusehen erkennt man außer dem persönlichen des Schaffens-
ganges noch ein Allgemeineres für die Entwicklung der plastischen Kunst.
Plastik ist wesentlich an große Gemeinwesen gebunden und abhängig von einer
bereits gehobenen künstlerischen Kultur, namentlich auf architektonischem Gebiet.
Große Machthaber mit persönlichen oder allgemeinen Interessen, Körperschaften
mit besonderen Zwcckabsichten und Einzelpersonen mit ausgesprochen persönlichen
Kunstanschauungen sind Träger und Förderer plastischer Kunst in alten, wie kn
neuen Zeiten. Plastik ist im besonderen Sinn mehr Luxus- und Gelegenheits-
kunst, als Architektur, die als Zwcckkunst erste Regungen künstlerischer Bedürf-
nisse befriedigt, oder als Malerei, die als Schmuckkunst der Architektur näher steht,
als Plastik: Zuerst entwickelt sich Baukunst,- dann — im Norden meist nur als
Innenkunst — die Malerei, und erst dann die Plastik als dekorative Außen- und
zuletzt als Inncnkunst persönlicher oder dekorativer Art.
In unserer deutschen Kunst hat sich in den künstlerisch gewachsenen Haupt-
städten die Architektur und dann die Malerei, zuletzt die Plastik entwickelt. Berlin
mit seinen großen Baumeistern des Barock und des Rokoko, des Klassizismus
lind der Gotik, München mit der klassizistisch eknsehcnden großen Erweiterung und
Dresden init dem Anschluß der Renaissance-Periode an die bedeutungsvoll große
Barock- und die klassizistische Kunst mögen als Beispiele gelten, wie in den baulich
und malerisch entwickelten Pflanzstätten die Plastik von ortsangesessencn oder herbci-
gezogenen Künstlern eine weitere Auswirkung der Kunstsprache gewann.
Das junge Karlsruhe bekam erst mit der unerschöpflich vielseitigen Baukunst
Weinbrenners städtischen Charakter von künstlerischer Eigenart. Der Klassizis-
mus Weknbrenners war aber durchaus unplastisch,- er war die raumbildnerische
Sprache eines Baukünstlers von reinem Blut. Erst mit Hübsch und Berckmüller
trat zaghaft Plastik kn ihre Rechte als bauschmückcndcs Element, als flächen- oder
raumdekorativc Ausgabe, nachdem die Malerei von Koopmann (Stadtkirche) und
von Schwind (Kunsthallc) ihre Werke als Innenschmuck gebracht hatte. Wein-

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