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V. Konkurrenzen und Entwürfe
Überblickt man das gesamte ausgeführte Werk von Volz, so mag die Hülle,
der Reichtum und die Vielseitigkeit des Gebotenen überraschen und erstaunen,
um so mehr, wenn man bedenkt, daß Volz nie etwas betrieben hat, was als
„Werkstatt" bezeichnet werden kann. Mag einige Hilfe durch fortgeschrittene
Zöglinge der Kunst immerhin gelegentlich bei größeren Werken geleistet worden
sein, so läßt sich doch die wesentliche Leistung auf des Künstlers eigene Arbeit und
Hand zurücksühren.
Außer den ausgeführten, mehr oder minder öffentlich zugänglichen Arbeiten
besteht aber noch eine ziemliche Anzahl von Wettbewerb-Entwürfen und Skizzen,
die das Werk des unermüdlich Schaffenden kn gewissem Sinn ergänzen und
bereichern.
Schon die bei den größeren Denkmälern besprochenen Varianten der Ent-
würfe geben einen Einblick in die schaffende und gestaltende Phantasie des Meisters.
Ungleich mehr und im eigentlich schöpferischen Sinn ist dies bei den Wettbewerben
der Fall, die sowohl Idee, wie Gestaltung und Ausführung derselben, ganz und
nur im Geiste des Künstlers zeigen, also eigentlich am reinsten über die Phantasie
und plastische Schöpferkraft aussagcn.
Zu den unausgeführten Wettbewerben zählt in erster Linke der Entwurf für
das Lessingdenkmal in Hamburg (1878). Es ist kn engem Anschluß an
das hannoverscheKriegerdenkmal entstanden. Wie dieses und dkeWerke dieser ersten
Epoche zeigt es eine innige Verbindung von Architektur und Plastik. Der Sockel
trägt auf einer gegliederten plknthe, an deren vorderem Halbrund aus einer Renais-
sancekartusche der Name Lessing steht, eine Trommel, die oben durch ein verkröpstes
Gesims abgeschlossen ist. Den vier Ecken der plknthe entsprechen an der Trommel
vier kannelierte, ionische Pilaster, die sich aus geflügelten Löwen entwickeln. Die
vier zwischen den Pilastern stehenden Felder der Trommel sind verschieden dekoriert.
Die Vorderseite zeigt über dem vorgebauten Halbrund der plinthe zwei Putten, die
das Wappen von Hamburg halten. Vor der kreisförmigen Nische des Feldes
ist die Büste Lessings auf dem Wappcnsockel angebracht. Die übrigen Felder
sind mit Reliefs in reichen Umrahmungen geziert. Die Trommel wird durch einen
profilierten und kranzgeschmücktcn Untersah zum Sockel der Fkgurengruppe empor-
geleitet. Diese Gruppe ist gebildet von einer Frau in reicher Renaissancetracht,
die aus dem rechten Arm einen putto mit der Lustspielmaske, an der linken Seite
einen Knaben mit der tragischen Maske zu Füßen hat.
Das ganze Werk zeigt durch Bau und Anordnung der Teile den Charakter
einer zierlichen Porzellanplastik, wie sie dem Zeitalter Lessings entspricht. Ob-
schon das Werk mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde, kam es nicht zur Aus-
führung.

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