BERLIN-MÜNCHEN, den 12. Dezember 1910
X. Jahrgang.
No. 25
Offizielle» Publikations-Organ
des Verbandes Deutscher Illustratoren, der Bildhauer-Vereinigung von Ulitgliedern des V. B. K. und der Ortsvereine
der fl. D. K., sowie der freien Vereinigung der Graphiker
Kurst
Wirtschatfl. Central-Organ
fflaler, Bildhauer
Herausgeber und Redakteur:
HERMANN WEISS, Steglitz, Humboldtstr. 39
Redaktion: BERLIN W. Bellevuestr. 3 im Künstlerhausa.
Fernsprecher Amt VI, 1718, Filiale Steglitz, Schlossstr. 118
Fernsprecher Amt Steglitz 130.
ßGROkD
für bildende Künstler,
und Architekten.
Während sich die Berliner Künstlerschaft anschickt, den Geburtstag ihres vor 5 Jahren gestorbenen
Altmeisters Menzel (8. Dezember) zu feiern, trifft die Trauerkunde von dem Ableben des Meisters
LUDWIG KNAUS ein, der am Mittwoch abend aus dem Kreise der Seinen, mit denen er noch in
letzter Stunde vereint war, ohne den nahen Tod zu ahnen, abberufen wurde. Er ist 81 Jahre alt
geworden. Mit ihm scheidet einer der wenigen deutschen Meister aus unserer Mitte, dessen Name
in der ganzen Welt bekannt geworden ist, dessen Werke als Perlen der Museen und Galerien,
öffentlicher und privater Kunstsammlungen geschätzt werden. An seinem 60. und 70. Geburts-
tage konnten wir ihn noch in unserer Mitte begrüssen, da ihm eindrucksvolle Feste bereitet wurden
und ganz besonders der Eindruck der Feier zum 70. Gebutrstage, wo er voll strahlender Freude
inmitten aller der Gestalten wandelte, die er in Bildern geschaffen hat, wird dem Meister unver-
gesslich geblieben sein. In den letzten Jahren hat er sich mehr und mehr zurückgezogen und an
seinem 80. Geburtstage mussten ihn die Gratulanten an seinem entfernten Lieblingsaufenthalt,
zu dem er geflohen war, aufsuchen. popöpopd
Rosenberg schreibt in seiner „Berliner Malschule“: Seit dem Jahre 1874 gehört auch
LUDWIG KNAUS, Deutschlands grösster Genremaler, eines der Häupter der jüngeren Düssel-
dorfer Schule, der Berliner Malerschule an. Geboren am 10. Oktober 1829 in Wiesbaden, bezog
er als 16 jähriger Jüngling die Düsseldorfer Akademie, an welcher er sich besonders unter Sohns
und Schadows Leitung 1845—1852 zum Maler ausbildete. 1852 ging er nach Paris, wo er acht
Jahre, unterbrochen durch einen einjährigen Aufenthalt in Italien (1857—1858), lebte. In Paris
drang er in die technischen Geheimnisse der modernen Pariser Schule ein und erreichte schnell
eine Höhe der Meisterschaft, welche mit den besten Franzosen rivalisieren konnte. Wie schnell
er sich in Paris einen Namen erwarb, beweist der im Jahre 1855 erfolgte Ankauf eines kleinen
Genrebildes von seiner Hand, „der Spaziergang“, für die Luxembourg-Galerie, und auch heute
noch sind KNAUS und Menzel die beiden einzigen deutschen Maler, vor denen die Franzosen
LÜDWIG KNAÜS
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