Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
120 ALEXANDER AUF RELIEFS

abzustammen, berechtigt noch nicht zu dieser Annahme. Von speziell
auf Alexander bezüglichen Schriftstellen kenne ich nur die Notiz des
Ephippos bei Athenaeos (XII. 9), wo er die Oöttercostüme aufzählt,
in denen sich Alexander bei den Festen zu zeigen pflegte, und zu-
letzt sagt, dass er häufig auch mit der Löwenhaut und der Keule des
Herakles erschien. Die Münzen zeigen ihn fast durchweg barhäuptig.
Und es scheint mir nicht zulässig anzunehmen, dass die Künstler
»aus Missverständnis" schon damalsden Heraklestypus der Alexander-
münzen für sein Bildnis genommen hätten. Erst auf einer Tetra-
drachme des baktrischen Königs Agathokles (c. 200 v. Chr.) ist dieser
Typus möglicher Weise für Alexander verwendet worden (s. die
Abb. bei Schreib. Stud. p. 178) und nicht aus Missverständnis, sondern
mit bewusster Absicht. Was dann die wohlgetroffenen Züge betrifft,
so kann natürlich von solchen nur gesprochen werden, wenn ein
festes Vergleichungsobjekt vorhanden ist. Welches Vorbild soll hier
getroffen sein? Das der Azaraherme zu Grunde liegende? Das kann
man nicht wohl behaupten. Der Reiterkopf auf dem Sarkophag hat
ganz andere, länglichtere Proportionen, einen total verschiedenen
Mund und kurzes, nirgends unter der Kopfbedeckung hervortretendes
Haar. Auch die Verwandtschaft mit den Lysimachosmünzen ist nur
der Art, dass sich die beiden nicht grade ausschliessen; und die mit
dem Reiter des pompejanischen Mosaiks (oben p. 32) liegt nicht im
Typus, sondern in der Situation. Typisch bestehen denn doch gar
zu bedeutende Unterschiede in der Kopfform, in der Bildung des
Auges, im Costüm, als dass von dem Einen auf die Gleichheit der
Person des Anderen geschlossen werden dürfte. Der Blick endlich
ist nicht sprühender als es die Situation erfordert, und insofern auch
nicht charakteristisch für Alexander. — Wulff (p. 65) glaubt die
Alexanderbedeutung durch die vermeintliche, aber gar nicht existie-
rende Ähnlichkeit mit der Bronze Nelidow begründen zu können.—
Vollends unzureichend erscheint, was zur Deutung des sog. Hephae-
stion und Parmenio vorgebracht wird: Die Porträthaftigkeit und das
ihnen entsprechende Alter, was Beides schon wegen der Kleinheit
des Massstabs kaum zu beurteilen ist (vgl. die Abbildungen Jahrb.
a. a. O. p. 21).'

1 Aus der zufälligen Ähnlichkeit des so begründeten Mephaestion mit einem lier-
culanischen Marmorkopf in Neapel (abgeb. Comp, e de Petra Taf. 20. 4) weitere
Schlüsse zu ziehen und auch nur vermutungsweise ein neues Bildnis, natürlich gleich
eines von Lysipp aufzustellen, heisst in. E. reine Luftschlösser bauen.
 
Annotationen