Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Prof. Dr. M. Kamitak»

Die Jugenderziehung in Japan

Das Japanische Reich ist das einzige Reich'
In der Welt, dessen Kaiser einer von Anbeginn

der Geschichte ununterbrochen herrschenden
Dynastie angehört. Der japanische Kaiser, der
Tennö, ist der wahre Kern des japani-
schen Volkes. Seit der Reichsgründung be-
steht Japan über 2600 Jahre. Im Laufe dieser
langen Geschichte hat der Tennö seine Herr-
schaft über das japanische Reich geführt. Diese
Tatsache ist die wesentlichste für das
japanische Reich.

Der Tennö ist das Absolute, d. h. er ist für
'das japanische Volk nicht nur der Herrscher,
sondern auch ein göttliches Wesen. Des-
halb ist er allerheiligst. Er steht in der Tat im
Mittelpunkt des ganzen Lebens des japanischen
Volkes, mit anderen Worten: er ist der wahre
Kern des japanischen Volkes. Tennö, Staat und
Volk sind im Glauben des japanischen Volkes
eine Einheit.

Daneben besitzt Japan ein Familien-
l y s t e m, in dem das Verhältnis zwischen
Eltern und Kindern die wichtigste Rolle spielt.
Die Tugend der kindlichen Liebe zu den
Eltern entwickelte sich in diesem Familien-
system. In Japan ist die Treue gegen den
Kaiser (Tyu) und die kindliche Liebe zu den
Eltern (Ko) dasselbe, d. h. wer die Eltern liebt
und verehrt, wird zugleich auch dem Kaiser
treu sein. In der Tat sind Tyu und Ko die
Grundlagen unserer Tugenden. Man kann mit
Recht sagen, daß diese Eigenschaften des ja-
panischen Staatsgebildes das Hauptziel der
ganjen japanischen Erziehung bestimmen.

Vom Kaiser Meij'i wurde am 30. Oktober
1890 durch Kaiserlichen Erziehungserlaß be-
kanntgegeben:

„Wir geben euch hiermit zu wissen:
Unsere Kaiserlichen Vorfahren haben das

Reich auf breiter und ständiger Basis er-

richtet und die Tugend tief und fest einge-
pflanzt. Unsere Untertanen sind in unver-
brüchlicher Treue gegen den Kaiser und In
kindlicher Liebe zu den Eltern stets eines
Sinnes gewesen und haben von Geschlecht
zu Geschlecht diese schöne Gesinnung in
ihrem Tun bekundet. Dies ist die edle Blüte
unseres Staatsgebildes und zugleich der Ur-
quell, aus dem unsere Erziehung entspringt.
Ihr Untertanen: Liebet und ehret eure Eltern,
seid euren Geschwistern ergeben, seid einig
als Gatte und Gattin und treu als Freund
dem Freunde! Haltet auf Mäßigung für euch
selbst, euer Wohlwollen erstrecke sich auf
alle! Pfleget das Wissen und übet die Künste,
auf daß ihr eure Kenntnisse und Fertig-
keiten entwickelt und eure sittlichen Kräfte
vervollkommnet! Bestrebet euch ferner, das
öffentliche Wohl und das Allgemeininteresse
zu fördern! Achtet die Reichsverfassung, und
befolget die Gesetze des Landes! Sollte es
sich nötig erweisen, so opfert euch tapfer
für das Vaterland! Erhaltet und mehret also
das Gedeihen Unserer wie Himmel und Erde
ewig dauernden Dynastie! Dann werdet ihr
nicht nur Unsere guten und getreuen Unter-
tanen sein, sondern dadurch auch die von
den Vorfahren überkommenen Eigenschaften
fördern.

Dieser Weg ist wahrlich ein Vermächtnis,
das Uns Unsere Kaiserlichen Vorfahren
hinterlassen haben, und das die Kaiserlichen
Nachkommen sowie die Untertanen allesamt
bewahren sollen: untrüglich für alle Zeiten
und gültig an allen Orten. Es ist daher Unser
Wunsch, daß Uns sowohl wie euch, Unsern
Untertanen, dies stets in aller Ehrfurcht am
Herzen liege, und daß wir alle zu derselben
Tugend gelangen mögen."
Dieser Erlaß bestimmt Richtung und Ziel der
ganzen japanischen Erziehung.

Die verschiedenen Schularien

'Japan besitzt heute die „Kokumin Gak-
k o" als Grunderziehungsorgan; „Tyu Gakko"
„Koto jo Gakko", „jitugyo Gakko" usw. als
Organe der mittleren Bildung; „Koto
Gakko", „Daigaku", „Semmon Gakko" usw. als
Organe der höheren Erziehung und „Shihan
Gakko", „Koto Shihan Gakko", „Joshi Koto
Shihan Gakko" als Lehrerbildunsan-
stalten. Außerdem gibt es in Japan „Yotien"
(Kindergarten), „Mo Gakko" (Blinden-
schulen), „Roa Gakko" (Taubstummen-
schulen) usw. als sonstige Erziehungsorgane.

Die „Kokumin Gakko" Japans entspricht
etwa der deutschen Volksschule. Japan
hat sich früh ein System der Schulpflicht
als Grundbildung geschaffen. Bis Anfang letz-

n oälucs reichte- d-as schulpflichtige Alter
vom 6. bis zum 12. Lebensjahre. Da es seit
dem 1. April letzten Jahres bis zum 14. Lebens-
Jahre verlängert worden ist, umfaßt das schul-
pflichtige Alter zur Zeit 8 Jahre.

Das Ziel dieser Erziehung besteht darin, daß
das ganze japanische Volk gründlich ausgebil-
det, die zu einem großen Volk nötige
Grundausbildung durchgeführt, und da-
durch die Basis der Reichsentwicklung fester
gebaut wird.

Die „Tyu Gakko" entspricht etwa dem
'deutschen Gymnasium. Aber die Studien-
zeit in der „Tyu Gakko" entspricht der Zeit
von Quarta bis Obersekunda im Gymnasium.
Der Endzweck der „Tyu Gakko" ist die höhere
Bildung des männlichen Volkscharakters.
Deshalb ist es am wichtigsten, die moralische
Ausbildung nach „diesem Weg" durchzufüh-
ren; kurz, die höhere allgemeine Erziehung
wird in dieser Schule durchgeführt. Der Kur-
sus ist fünfjährig (vom 12. bis zum 17. Lebens-
jahre) und der Eintritt in die „Tyu Gakko" wird
der Jugend gestattet, die den Unterkursus der
„Kokumin Gakko" durchlaufen hat.

Die „Koto j o Gakko" entspricht etwa
der deutschen höheren Mädchenschule
(von Quarta bis Sekunda oder bis Ober-
sekunda). Die Aufgabe dieser Schule liegt In
der Ausbildung des japanischen Volkscharak-
te*s bei den Frauen, mittels der moralischen
Erziehung nach „diesem Weg", der die Mäd-
chen die Tugenden der japanischen Frauen
erleben und üben läßt; mit anderen Worten,
In dieser Schule wird die höhere allgemeine
Erziehung der Frauen durchgeführt. Dem Mäd-
chen, das den Unterkursus der „Kokumin
Gakko" durchgemacht hat oder gleiches Kön-
nen nachweist, wird gestattet, in die „Koto jo
Gakko" einzutreten. Der Kursus ist im allge-
meinen vier- oder fünfklassig.

Die „Koto Gakko" sieht ihre Aufgabe darin,
die höhere allgemeine Erziehung der männ-
lichen Jugend zu vervollkommnen. Es ist auch
hier von Bedeutung, die Jugend die japanische
Volksmoral vollständiger erfassen und üben
zu lassen. Sie teilt sich in zwei Kurse, de.i
Oberkursus ■ („Kotokwa") und Unterkursus
(„Jinjokwa"). Jener ist dreijährig und dieser
vierjährig. Der Oberkursus entspricht dem Kur-
sus über Obersekunda im deutschen Gymna-
sium. Der Eintritt in den Unterkursus wird ge-
wöhnlich der Jugend gestattet, die von dem

Kranke Zähne

»ermindern unsere Leistungskraft.

Wir haben deshalb die Pflicht, die Zahne mor-
gens und erst recht abends gründlich zu pflegen.

Ch lorodont

weist denWegzur//c7>r/0«/>Zahnpf!ege.Vertange»
Sie kostenlos von der Chlorodont-Fabrik, Dres-
den N 6. die Schrift: „Gesundheit ist kein Zufall".

4 / Die Bewegung / Folge i

Unterkursus der „Kokumin Gakko" abgegan-
gen ist. Der Oberkursus hat eine literarische
und eine naturwissenschaftliche Abteilung.

Die „D a i g a k u" besteht im allgemeinen
aus einigen Fakultäten. Sie kann jedoch auch
nur eine Fakultät haben. Jene wird „Sogo Dai-
gaku" genannt und entspricht der deutschen
Universität und diese der deutschen
Hochschule und wird „Tankwa Daigaku"
genannt. Jede Fakultät muß einen Fortsetzungs-
kursus („Kenkyukwa") haben und in der „Sogo
Daigaku" wird der „Daigakuin" eingerichtet,
der aus den einzelnen Fortsetzungskursen der
Fakultäten besteht. Wenn es nötig ist, hat die
„Daigaku" einen Vorbereitungskursus
(„Yokwa"). Man kann sich dann an der .Dai-
gaku" immatrikulieren lassen, «iia rna^i mren
Vorbereitungskursus und Oberkursus der „Koto
Gakko" durchgemacht hat, oder wenn man die
gleiche Befähigung nachweist.

Der akademische Titel „G a k u s h i" wird
dem verliehen, der nach dem dreijährigen (in
der medizinischen Fakultät nach dem vierjäh-
rigen) Studium die vorgeschriebene Prüfung
bestanden hat. Dieser Titel entspricht etwa
dem deutschen akademischen Titel „D o k t o r".
Im Fortsetzungskursus darf im allgemeinen
derjenige studieren, der über die obenerwähnte
Studiumszeit hinaus in der Fakultät studiert
hat. Der Vorbereitungskursus der „Daigaku"
ist dreijährig oder zweijährig. Jenen kann ge-
wöhnlich der besuchen, der von der 4. Klasse
der „Tyu Gakko" abgegangen ist, während
derjenige, der den ganzen Kursus der „Tyu
Gakko" durchgemacht hat, im allgemeinen in
diese eintreten darf.

Der höchste akademische Titel „Hakushl"
(oder „Hakase") kann dann verliehen werden,
wenn die Dissertation, die sowohl nach dem
zweijährigen Studium im Fortsetzungkursus als
auch nach dem Studium außer diesem Kursus
geschrieben, die Beurteilung des Prüfungsaus-
schusses der betreffenden Fakultät bestanden
und dann vom Kultusminister genehmigt wurde.
Der Sinn der „Daigaku" ist, Theorie und Pra-
xis der für den japanischen Staat notwendi-
gen Wissenschaften zu vermitteln und die Stu-
denten diese Wissenschaften gründlichst stu-
dieren zu lassen. Außerdem ist es sehr wich-
tig, daneben auch den japanischen Volkscha-
rakter zu bilden und die Staatsidee zu
formen.

Moralerziehung das Wichtigste

Wie bereits angedeutet, ist es sehr wichtig,
daß das Grundziel der japanischen Schul-
erziehung darin besteht, die Jugend nicht nur
Kenntnisse erwerben zu lassen, sondern auch
ihren Glauben an das japanische Staatsge-
bilde zu vergrößern und den starken Volks-
charakter durch die persönliche Praxis auszu-
bilden, d. h. die Moralerziehung ist der
echte Kern der japanischen Schulerziehung.
Aus diesem Grunde gibt es bei uns verschie-
dene erzieherische Einrichtungen, von denen
ich die wichtigsten anführen kann.

1. Der gemeinsame Studenten- und
Schülerarbeitsdienst. Das japanische
Kultusministerium hat neulich allen Schulen,
abgesehen von der „Kokumin Gakko" Anwei-
sung gegeben, ihre Studenten und Schüler sich
mit gemeinnützigen Arbeiten beschäftigen zu
lassen. Die Zeit des Arbeitsdienstes ist die
Zeit der Ferien oder eine sonstige geeignete
Zeit. »

2. „Koa Gakusei Kinro Hokokutai", eine nach
Mandschukuo und China entsandte
Studententruppe. Um den Studenten und Schü-
lern tiefere Kenntnisse vom ostasiatischen
Kontinent zu geben und ihnen dadurch den
Stand und die Aufgabe Japans in Ostasien zum
Bewußtsein zu bringen, sendet das Kultus-
ministerium jeweils in den Sommerferien rund
10 000 Studenten und Schüler nach dem ost- .

asiatischen Kontinent, wo sie mit großem Er-
folg bei allerlei schweren Arbeiten eingesetzt
werden.

3. Die richtige Leitung der Gesinnung i
der Studenten und Schüler. Es Ist sehr wichtig, j
daß der Staat die Gesinnung des Volkes immer !
kennt und sie richtig leitet. Denn die Bildung !
des gesunden Volkscharakters kann dadurch j
mit großem Erfolg durchgeführt werden.

In der „Daigaku", „Koto Gakko" und „Sem- i
mon Gakko" leiten die Studenten- und Schüler- j
führer („Gakusei Shuji") hauptsächlich die !
Gesinnung der Studenten und Schüler. Der Pro- i
fessor ist aber auch mit der Leitung der D i s - i
z i p 1 i n seiner Studenten insofern beauftragt, j
als er mit ihnen in engerem Kontakt steht. Die j
Studenten und Schüler in der ganzen Schule i
sind in viele kleine Gruppen eingeteilt, von j
denen eine ungefähr 20 bis 30 Mitglieder um- j
faßt. Und jede Gruppe wird von einem Pro- I
fessor geführt.

Die Frage der wirtschaftlichen Exi-j
Stenz der Studenten ist insofern gelöst, I
als es für sie verschiedene Einrichtungen der |
Wohlfahrt gibt. Denn es ist notwendig, daß j
die Studenten von wirtschaftlicher Not f r e i I
sind, um sich ihren Studien eifrig widmen zu i
können.

Großjapanischer Jugendverband

Der Mittelpunkt der japanischen Jugend- i
erziehung ist tatsächlich seit der Meij'i-Zeit die j
Schulerziehung gewesen. Die Erziehung!
der Jugendlichen außer den Schulen hatte!
und hat infolgedessen die ihr zukommende ;
Stellung. Es ist aber selbstverständlich, daß j
die japanische Regierung auch auf die Jugend- !
erziehung außerhalb der Schulen großes Ge-
wicht legt. Denn der Jugendverband hat die
große Aufgabe, die Jugend außerhalb der
Schulen, in engstem Zusammenhang mit den
Schulen stehend, durch die Praxis auszubilden.

Bisher gab es in Japan drei verschiedene
'Jugendvereine und jeder Verein betätigte sich
selbständig. Seit dem 16. Januar 1941 ist aber
die gesamte japanische Jugend in einer
Organisation vereint. Heute befindet sich
der einzige Jugendverband „Dai Nippon Sei-
shonen Dan" (Großjapanischer Ju-
gendverband) im Aufbau unter der Füh-
rung d°s Kultusministers. Wir möchten kurz j
das Wesen dieses Verbandes berühren.

Das Alter der Mitglieder des Verbandes ist j
zweistufig, d. h. die Mitglieder bestehen aus j
21 bis 25jährigen und aus der Jugend unter
20 Jahren. Die ersteren sind die „Kanbu Dan-
in" (Führer-Mitglieder), die sich mit der Füh-
rung der zweiten „Futu ■ Dan-in" (allgemeine
Mitglieder) beschäftigen sollen. Die „allgemei-
iieA 'Mitglieder'' sind der Gegenstand der Aus-
bildung.

Ein „Han" (Trupp) weist fünf bis zehn all-
gemeine Mitglieder in jedem Teil eines Dörf-
chens auf und ein „Han Tyo" (Truppführer),
ernannt aus den „Kanbu Dan-in", führt den
„Han" und übernimmt die ganze Verantwort-
lichkeit für die Leitung und Beaufsichtigung
seines „Han". Finden sich einige „Han" zu-
sammen, so besteht ein „Bun Dan" im Gebiet
der Straße oder des Dörfchens, dessen Führer
der „Bun Dan Tyo" genannt wird; dieser wird
auch aus den „Kanbu Dan-in" ernannt. Der
„Tan-i Seishonen Dan" im Gebiet eines Dor-
fes und einer Stadt besteht aus einigen „Bun
Dan" und ihn führt der Führer („Tan-i Sei-
shonen Dan Tyo), der ein Direktor der
Jugendschule ist. Ferner nimmt der „Tiho
Seishonen Dan" im ganzen Gebiet einer Prä-
fektur viele „Tan-i Seishonen Dan" auf und
sein Führer wird der Gouverneur der be-
treffenden Präfektur. Aus der Gesamtheit der
„Seishonen Dan" setzt sich schließlich im gan-
zen Gebiet des japanischen Reiches der groß-
japanische Jugendverband („Dai Nippon Sei-
shonen Dan") zusammen, dessen Führer der
Kultusminister ist.

Das Grundziel des großjapanischen Jugend-
verbandes besteht mit einem Wort darin, daß
man die Jugend außerhalb der Schulen „die-
sen Weg" im Kaiserlichen Erziehungserlaß
gehen läßt, damit ihren großjapanischen Volks-
charakter ausbildet und sie dadurch das Ge-
deihen unserer Dynastie erhalten und mehren
läßt. Die persönliche Verwirklichung aller in
„diesem Weg" angeführten Tugenden ist das
Grundziel der ganzen japanischen Erziehung,
und das Ideal der Erziehung des „Dai Nippon
Seishonen Dan" besteht auch gerade hierin.
Wissen und Handeln bilden bei uns eine Ein-
heit und ergeben die moralische Per-
sönlichkeit. Das ist eine wichtige Eigen-
schaft der japanischen Jugendführung.

Wie wird dieses Ziel erreicht? Es gibt hier-
bei zwei Grundprinzipien. Das erste ist die
Durchführung der gemeinschaftlichen prakti-
schen Übungen, das zweite die gegenseitige
Erziehung unter den Mitgliedern. Die Schul-
erziehung steht, wie gesagt, auch heute im
Mittelpunkt der ganzen Erziehung der
Jugend und deshalb hat der „Seishonen Dan"
die Aufgabe, in engstem Zusammenhang mit
der Schulerziehung die Jugendlichen gemein-
schaftlich auszubilden. Er soll die Jugend-
erziehung in den Schulen ergänzen.

Sämtliche Bücher liefer die

Walüshaussersche Buchhandlung

Sonderfadi: Theaterliteratur
Wien, I., WipplingerstraBe 8 (Altes Rathaus)
Ruf 0 27064

E Außenpolitik:

3

Hemisphäre des Goldes

5 Roosevelt entsandte Sumner Welles als seinen
Büttel nach Rio de Janeiro, um die jüdisch-
freimaurerische Oberherrschaft über Südamerika
im Rahmen der anglo-amerikanischen Kriegs-
politik auszubreiten. Die Plutokratie wandte die
gewohnten Druckmittel an, den Dollar und die
Gewalt des Stärkeren. Da die Rio-Konferenz im
Zeichen schwerer nordamerikanischer und bri-
tischer Niederlagen stand, konnten Washington
und Wallstreet die machtpolitische und wirt-
schaftliche Daumenschraube nicht allzu fest an-
ziehen und überdrehen.

Am Horizont der „westlichen Hemisphäre",
die zu Gottes eigenem Land erklärt ist, tauchten
deutsche U-Boote auf und versenkten rund eine
viertel Million Handelstonnage. Die Freiheits-
statue vor dem Neuyorker Hafen hat dieses Er-
eignis aus der Nähe beobachten können, in Rio
wird es nicht minder bekanntgeworden sein. Hin-
zu kamen der nordafrikanische Mißerfolg der
Briten, die fehlgeschlagenen Hoffnungen an der
Front Stalins, die stetig schwieriger werdende
Lage der USA. und Englands im Pazifik. Sum-
ner Welles hatte Pech, daß bei solchen schwar-
zen Tagen der Stern von Rio fahler schimmerte.
Die erstrebte Kriegsfront der südamerikanischen
Staaten mit den USA. wurde von Roosevelt nicht
erreicht, vielmehr mußte er sich vorerst mit
einer Kompromißformel begnügen. Danach be-
steht für die einzelnen Länder Handlungsfreiheit,
die politischen Beziehungen zu den Achsenmäch-
ten abzubrechen oder nicht — das haben in-
zwischen mehrere Staaten getan. Diese „Geste"
für Roosevelt bleibt bei uns zwar nicht unver-
gessen, ist aber noch nicht die Einreihung in die
aktive Kriegsfront. Dazu bedarf es wohl noch
größerer Goldkugeln der jüdischen Hochfinanz.

Seitdem sich die Vereinigten Staaten dem Im-
perialismus des Goldes verschrieben — und das
ist grenzenlos seit dem ersten Weltkrieg der
Fall —, rollte der Dollar von Kanada bis zum
Feuerland und arbeitete für die „Ägyptisie-
rung" des ganzen Kontinents. Wo das englische
Pfund wich, wo im Staatssäckel oder bei Ban-
ken und Gesellschaften Löcher zu füllen waren,
da legten Dollaranleihen den einzelnen Ländern
des amerikanischen Erdteils Fußangeln. Diese
Bindungen haben bereits bei vielen Staaten Mit-
tel- und Südamerikas zur politischen Fesselung
geführt. In aller Stille stabilisierte kürzlich
Roosevelts Plutokratie den Mexiko-Peso, auch
aus Kanada wird gemeldet, daß die Verhand-
lungen über die Angleichung des kanadischen
an den USA.-Doüar vor dem Abschluß stünden.
Inwieweit auf der Rio-Konferenz hinter den
Kulissen die wirtschaftlichen Ziele der Vo--
einigten Staaten vorwärts getrieben wurden, läßt
sich erst späterhin an dem Verhalten der Vasal-
len erkennen.

Washington warf seine Fangarme nach einer
ganz bestimmten Richtung, Es galt, für die
Hemisphäre eine feste Währungsbindung an den
Dollar zu erzwingen, damit die Herrschaft des
nordamerikanischen Finanzkapitals allgewaltig
wird und die danach geplanten Transaktionen
und Geschäfte gesichert und verlustlos gehand-
habt werden können. Roosevelt erstrebte ferner
eine Zollgemeinschaft, die Aufstellung eines Ar-
beitsprogrammes, das alle Produktionsreserven
Südamerikas dem anglo-amerikanischen Kriege
dienstbar machen soll. Selbstverständlich ver-
gaß der vorausgekrönte „Weifpräsident" nicht
seinen Wunsch nach einer gemeinsamen Han-
delsschiffahrt, zumal die USA.-Tonnage im
! Atlantik und Stillen Ozean in der Versenkung
\ zu verschwinden anfängt.

Südamerika zählt rund 90 Millionen Bewoh-
| ner, trotz der erst angebahnten Industrialisie-
> rung wittern hier die USA. Hilfskräfte für die
! Engpässe ihrer Produktion. Aber im Hinblick
auf Japan verliert dieser Plan an Gewicht, denn
ohne Berücksichtigung Mandschukuos und der
\ besetzten chinesischen Gebiete hat die japani-
I sehe Wirtschaft schon jetzt Räume und Men-
i sehen hinzugewonnen, deren Erzeugungs- und
j Arbeitskapazität leichter und schneller einge-
| ordnet und genutzt werden kann. Mit Gold
! allein zaubert man keine Rohstoffe, wie Kaut-
i schuk, Aluminium, Chrom, Zinn oder Rohseide,
! herbei. Mit Gold vermag man auch nicht einen
I „Großarbeitsraum", wie ihn Deutschland nach
! nationalsozialistischen Erfahrungen auf dem
! europäischen Festlande organisierte, zu erkau-
\ fen. Dazu gehört weit mehr, und zwar ein an-
i deres Wirtschaftsdenken und der Vorsprung in
i der Gesamtkonstruktur eines Wirtschaftskörpers.

Die USA. haben vier Fünftel des Weltgoldes
! gehortet, das Gold fließt noch immer zur Wall-
! street. Die Zahlungsverpflichtungen an die Ver-
| bündeten jenseits des Atlantiks übersteigen die
| Finanzkraft Englands, schon spricht die „Finan-
! cial Times" von Beratungen, bei denen die Ver-
j einigten Staaten die Abtretung südamerikani-
| scher Guthaben und der britischen Golderzeu-

! gung verlangen würden. „Gold--Herr oder

\ Diener?", so fragt ein weißer Rabe aus USA.,
| die Zeitschrift „Foreign Affairs". Es wird hier
! geredet vom toten Vorrat des Goldes, das eine
1 überholte Form des Geldes sei; auch der Vor-
\ rang der Gütererzeugung findet Fürsprache, der
; Austausch von Gütern gegen Gold käme einem
I Verschenken der Ware gleich. Diese vereinzelten
I Erkenntnisse bedeuten indessen nichts in der
j Hochburg der Plutokratie und des Weltjuden-
| tums. Beide haben den Krieg gewollt, beide sind
I auf Gedeih und Verderb in den ihnen eigenen
I Wirtschaftsmechanismus verstrickt, und beide
j werden nach eben diesen Methoden am Kriege
| sterben. Die Macht des Goldes mag Roosevelts
I Hemisphäre mühsam zusammenkitten, sie reicht
j nicht aus, in der Sphäre völkischer Dynamik,
| des totalen Krieges der Männer, Soldaten, Ar-
I beiter und Bauern Erfolge oder gar den Sieg
\ zu erringen. Dr. W. Schellhase
 
Annotationen