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Ausgabe Rhein, Südwest

EINZELPREIS 15 PFENNIG / MÜNCHEN, 31. OK TOB ER 1942 / 10. JAHRGANG / FOLGE 22

Arbeit - die Grundlage unserer Existenz

Die Nachwuchslage
in den akademischen Berufen

Arbeitstagung des Reichsstudentenwerks in Salzburg

Von Dr. Walter Sondergeld

Das Reichsstudentenwerk hielt seine dies-
jährige Arbeitstagung der Studentenwerksleiter
und der Bezirksstellenleiter des Beratungs-
dienstes in der Zeit vom 5. bis 10. Oktober in
Salzburg in Anwesenheit des Reichsstuden-
tenführers, Gauleiter und Reichsstatthalter Dr.
Scheel, ab. An den ersten beiden Tagen
wurden mit den Sachbearbeitern des Oberkom-
mandos der Wehrmacht besonders Fragen
der Betreuung der Kriegsteilneh-
mer besprochen, die mit Rücksicht auf die im
Wintersemester zu erwartenden Beurlaubun-
gen auftauchen werden. Es galt dabei, Richt-
linien und Anweisungen für die Unter-
bringung, die Verpflegung und die
zusätzliche Förderung der Kriegs-
teil n e h m er aus den Erfahrungen des ver-
gangenen Winter- und Sommersemesters zu er-
arbeiten. So wurde unter anderem auch eine
großzügige Propaganda für die Beschaffung von
möblierten Zimmern vorbereitet und die Durch-
führung der kürzlich bekanntgegebenen zusätz-
lichen S.onderförderung für verheiratete Stu-
denten besprochen, die auf Antr?ig bei ent-
sprechender wirtschaftlicher LageL durch die
Stu.dentenw. r1„mt" wi--dJ^.'1er ver-
heiratete Sluu'ent, der minöes f.' *- 2 Ja'ire
Wehrdienst abgeleistet hat, erhalt danach bei
Vollendung des 24. Lebensjahres RM. 160.—.
Dieser-Betrag steigert sich nach'je zwei wei-
teren Jahren bis zum 28. Lebensjahre um je
RM. 10.—. Außerdem werden die bei der Be-
amtenbesoldung festgelegten Kinderzuschläge
für jedes Kind gezahlt.

Das Hauptthema der von Dr. Reise gelei-
teten Tagung bildete die Nachwuchslage
in den akademischer! Berufen, die
in zahlreichen Vorträgen von führenden Män-
nern der zuständigen Ministerien, der Wissen-
schaft, der Wehrmacht und der Berufsverbände
behandelt wurde. Der Reichsstudentenführer
ergriff zu Beginn dieser Arbeitstagung selbst
das Wort zu einer längeren, richtungweisen-
den Rede und stellte die studentische Sozial-
arbeit in den Rahmen der gesamten politi-
schen Arbeit. Die Entpolitisierung der Aus-
bildung an der Hochschule und damit das
Fernbleiben der Akademiker von dem politi-
schen Geschehen unserer Zeit ist völliger
Selbstmord, führte der Reichsstudentenführer
aus. Leistung und Können müssen immer im
Vordergrund stehen, wenn wir die Aufgaben
erfüllen wollen, die der Führer von uns ver-
langt. Wichtig ist stets neben der fachlichen
Leistung die politische Haltung des Akademi-
kers. Hiernach wird der Akademiker gewertet.
Gerade der Student ist immer der größte Idea-
list und Kämpfer gewesen. Das zeigt sich nicht
nur im Frieden, sondern besonders im Kriege.

Diese Begeisterung gilt es, der ' Studenten-
tischen Jugend zu bewahren und sie nicht
wie früher zu „Bedenkenträgern der Nation"
zu machen. Die jetzt fertiggestellte neue Ka-

Aus dem Inhalf:

Dr. Walter Sondergeldt

Die Nachwuchslage in den
akademischen Berufen

Dr. Ernst Meunien

Bessere Nerven

Klaus Mathyi

Kriegsschauplatz Wirtschaftskrieg

Dr. Walter Sehellhasei

Verpaßte Termine

Dr. Horst J. Weber:

Die Jugend — Die Zukunft

Karl Reinhold Pöderlini

Herbst in Straßburg

Rudolf Ehlerti

Oberkrain — Deutsches Kulturland
südlich der Karawanken

Längst ist der Kriegseinsalz 1942 der deutschen Studenten und-Studentinnen offiziell ab-
geschlossen, aber noch immer arbeitet ein Großteil unserer "Kameraden an besonders
- kriegswichtigen Arbeitsstellen in freiwilligem und selbstlosem Einsatz. Bis zum Beginn
des Wintersemesters wird stud.-ing. Hans-Jürgen H. in einer süddeutschen Werkzeug-
fabrik tätig sein. (Aufo.: Riesling)

IIIIIllIinilllllltllllllllllllllMIIlllllllllllllMllll........lIlIllltlllllSllllllIlflllllllllllllllllllllllllllMIIIIIIIIIIIIIIlllllllllMnilililllllllllllllMUllllIIIlirilllltllUlII

meradschaftsordnung knüpft an die alte Tra-
dition an und verbindet sie mit dem national-
sozialistischen Willen zur Erziehung der aka-
demischen Jugend zu nicht nur wissenschaft-
lichen, sondern auch politischen Führungskräf-
ten unseres Großdeütschen Reiches. Durch den
Rüstungseinsatz wird nicht nur die Hilfe bei
der Rüstung verwirklicht, sondern darüber
hinaus der Student wieder bewußt von der
Hochschule weg in die Gemeinschaft des Vol-
kes gestellt.

Der Mangel an akademischem Nachwuchs
darf niemals dazu führen, daß die Hochschule
zu einem Sammelbecken aller. Tunichtgute
wird, und daß durch ein Schnellverfahren nur
irgendwelche Kräfte für wissenschaftliche
Aufgaben herangebildet werden; im Gegenteil,
die Ausbildung muß noch inten-
siver gestaltet 'und die Anforde-
rungen müssen noch gesteigert
werden. Dann werden die so ausgebildeten
Kräfte ganz von selbst mit größerer Verant-
wortung und mit besseren Leistungen ihren
Pflichten gerecht werden. Hierzu gilt es,
jede geeignete Kraft aufzurufen und nach dem
Wunsche des Führers jedem, unabhängig vom
Stand und Vermögen des Vaters, seinen Weg
zu weisen und ihm dabei in jeder Form wirt-
schaftlich zu helfen. i

Das Reichsstudentenwerk ist der
Garant» für die Verwirklichung
des Sozialismus auf der Hochi

schule, schloß der Reichsstudentenführer
seine Rede.

über die weiteren Vorträge über den Be-
stand an Nachwuchs auf S c h.u 1 e,
Hochschule und im Beruf sowie über
die Anforderungen der einzelnen
Berufe in zahlen- und leistungs-
mäßiger Beziehung, die von Min.-Di-
rektor Rüdiger, Regierungsdirektor Kock,
dem bekannten Bevölkerungspolitiker Prof.
B u r g d ö r f f e r, dem stellvertretenden Reichs-
ärzteführer Dr. Blome, dem bevollmächtigten
Vertreter des Reichsstudentenführers Dr.
G m e 1 i n u. a. gehalten wurden, wird in der
nächsten Nummer der „Bewegung" noch aus-
führlicher berichtet werden.

An die Haupttagung schloß sich eine Son-
dertagung der Bezirksstellenleiter des Bera-
tungsdienstes, auf der Fragen der Berufs-
aufklärung und Beratung der Stu-
denten bei der Wehrmacht und
der S t u d i e n u r 1 a u b e r im Mittelpunkt
standen.

Zu einem besonderen Erlebnis wurde den
Tagungsteilnehmern ein Empfang beim Reichs-
studentenführer in . den wundervollen Räumen
der Residenz,, bei dem, der Reichsstudenten-
führer über seine Arbeit als Gauleiter und
Reichsstatthalter sprach. Ein Besuch der „Zau-
berflöte" im Festspielhaus vermittelte den
Gästen einen Einblick in die hohen Leistungen
des künstlerischen Schaffens Salzburgs.

Die besseren Nerven

Vom seelischen Potential im Kriege

Von Dr. Ernst Meunier

Als am 3. September 1939 England den Krieg
erklärte, und sich Frankreich zwar widerwillig
aber im Gefühl einer hoffnungslosen politi-
schen Vereinsamung gefügig anschloß, da hat-
ten unsere Gegner ihren Völkern durch Monate
hindurch schon einen zermürbenden Nerven-
krieg zugemutet. Sie benötigten zur Unter-
stützung ihrer Kriegsabsichten ein Höchstmaß
an Verhetzung und Verblödung ihrer Massen,
was sie zweifellos auch erzielt haben.

Inzwischen hat der Krieg im Verlauf von'
mehr als drei Jahren die Nerven der beteiligten '
Völker auf eine noch wesentlich härtere Probe
gestellt, als es im Frühjahr und Sommer 1939
je vermutet werden konnte. Die Praxis hat
nun ergeben, daß nicht die Völker nervlich '
am meisten belastet sind, die zwar ungeheure
Lasten und Opfer auf sich nahmen, dafür aber
auch auf eine unabreißbare Kette von glän-
zenden Erfolgen zurückblicken können, son-
dern diejenigen Völker, deren Politik und Stim-
mung auf Warten eingestellt wurden und die
auch heute sich täglich den Kopf zerbrechen,
für wen der Faktor Zeit spricht und arbeitet.

Der Krieg ist eine fortlaufende Handlung.
Er verlangt auf allen Gebieten des. Lebens, nicht
nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in der
Wir'schs't «••«. auf den F«»'«?» moraV *
Bewährung, ein jVlaxmiuiu~von löSi 'u..~ »dt.
W i r dürfen uns rühmen, in diesem Krieg nie
stillgestanden zu sein, wir waren nicht nur
die kämpferischste Nation, die antrat, sondern
auch die fleißigste, die arbeitsamste, und wir
wissen heute, welche zusätzliche Kraft
uns in dieser . Irochst gesteigerten Arbeitsam-
keit zugeflossen ist. Eine Kraft, die jedermann
messen kann an der Leistung, die sie hervor-
brachte, deren innere Bedeutung aber weit
höher zu veranschlagen ist. Ein seelisches Po-
tential ist uns hieraus entstanden, das einmal
in der zukünftigen Betrachtung dieses Krieges
als das entscheidende Imponderabile des Sie-
ges genannt werden wird.

Wer hat noch Reserven der Moral7

Wir sehen jetzt bei unseren Gegnern mehr
und mehr das Gefühl heraufkommen, daß sie
den Nerven der Bevölkerung zwar sehr
robust und unermüdlich gespielt haben, daß
diese Nerven aber nunmehr durch Überbe-
anspruchung des Vertrauens und der Glaub-
haftigkeiten weitgehend verbraucht sind. Wenn
man allein bedenkt, wie unsere Gegner im
Westen, vornehmlich die Engländer, darunter
leiden, daß Churchill mit der Führung seiner
Armeen, mit dem Oberbefehl, mit der Auswahl
der Generalität bisher nicht fertiggeworden ist,
dann kann man sich leicht ausrechnen, daß die
trübe Nachdenklichkeit über dieses Versagen
im Punkt 1 der Strategie im britischen Volke
fortzeugend Unzufriedenheit gebären muß.

Was hier der Gegner verloren hat, so
sagte kürzlich Dr. Goebbels, das haben wir
selbst im Laufe der drei Kriegsjahre gewon-
nen. Dieser Satz gilt aber nicht nur für Raum
und Rohstoffe, für Rüstungsfabriken und Ge-
treideland, er hat auch seine Gültigkeit für die
seelischen Reserven, über die ein Volk ver-
fügt und die, je nachdem wie der Gegner sich
fühlt und- empfindet, nach oben oder nach
unten pendeln. Für uns ist in der Tat nirgend-
wo deutlicher und sichtbarer als im eigent-
lichen strategischen Abschnitt, daß w i r das
Vertrauen und die Zuversicht, die der Gegner
eingebüßt hat, erst recht zugewonnen haben.
Wir kennen nicht die Furcht davor, daß unsere
Truppen eine Sehlacht verlieren könnten, weil
die Führung schlecht ist. Wir kennen auch
nicht das Mißtrauen in die Bürokratie, dem wir in
London und Washington begegnen. Wir ken-
nen nicht die unaufhörliche und beißende Kri-
tik, die in den Zeitungen und Zeitschriften unse-
rer Feinde an den wirtschaftlichen Maßnahmen,
insbesondere an der Qualität der Waffen ge-
übt wird, eine Kritik, die sich ebensowohl
ins Maßlose wie ins Hoffnungslose steigert.
Eine solche Stimmung ist uns in Deutschland
deshalb unbekannt, weil wir genau wissen und
es, tagtäglich bei unserer Arbeit erleben, wie
einheitlich und folgerichtig, wie methodisch
und systematisch unsere Wirtschaft auf den
Krieg ausgerichtet ist, wie sehr die Totalität
des Krieges gerade auf dem Gebiet der Arbeit
in Tempo und Intensität erkannt ist.
 
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