Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Reidissiudenienwevkmeldetf;

Genesung und Erholung für
Versehrte Studenten

Von Dr. Walter Sondergeld

, Weinn der Student im ersten oder fünften
Semester seine Aufforderung zur Pflichtunter-
suchung bekommt, begreift er selten, daß diese
Untersuchung, meistens gleich im Anschluß an
die militärische Entlassungsuntersuchung, not-
wendig oder bedeutsam sein kann. Viele
meinen, daß ihnen dieser Weg zur Abteilung
Gesundheitsdienst des örtlichen Studentenwer-
kes auch- erspart werden könne. Manch einer
stellt aber nach der Untersuchung voller Er-
staunen fest, daß so mancher Körperschaden
bei richtiger Behandlung behoben und schwe-
rere Schäden für die Zukunft vermieden wer-
den können.

Diese Fürsorge für die Gesundheit der Stu-
denten ist eine der wesentlichsten Aufgaben
des Gesundheitsdienstes des Reichsstudenten-
werks und der örtlichen Studentenwerke.
Hierzu gehört auch die zur Zeit nach einem
Aufruf des Reichsstudentenführers großzügig
durchgeführte Zahnsanierungsaktion. Aber der
ganze Mensch soll gegen Krankheiten ge-
schützt und etwa bestehende Krankheiten oder
Beschädigungen geheilt oder ausgeglichen
werden.

Aus diesem Grunde hat das Reichsstudenten-
werk schon seit längerer Zeit zunächst Tbc-
kranke Studenten in Heimen anderer Fürsorge-
einrichtungen untergebracht und selbst Erho-
lungsheime errichtet. Zu Beginn des Krieges
wurden natürlich die Studenten, die in ihrer
Gesundheit beim Einsatz für unser Volk ge-
schädigt waren, so daß ein weiterer Wehr-
dienst für immer oder auch vorübergehend
nicht mehr in Frage kam, besonders betreut.
Die Plätze in den Erholungsheimen wurden
vornehmlich Versehrten Studenten vorbehal-
ten. Durch die längere Dauer des Krieges
mußte in größerem Umfange für die Kamera-
den gesorgt werden; so entschloß sich das
Reichsstudentenwerk, weitere Heime unter
eigener Leitung einzurichten.

Bad Krynica in den Beskiden

Dem Reichsstudentenwerk, das sich um die
Zuweisung des ehemaligen polnischen Stu-
dentensanätoriums beworben hatte, wurde
durch die. Regierung' des Generalgouverne-
ments in Bad Krynica in den Beski-
den ein neues, für seine Zwecke
sehr geeignetes Haus zur Verfügung
gestellt. Die Auswahl des Hauses und seine
Einrichtung ist da's besondere Verdienst des
Leiters der Dienststelle Breslau des Reichs-
studentenwerks, Parteigenossen Z e i d 1 e r ,
der mit der Errichtung und wirtschaftlichen
Leitung des Hauses durch den 1 Leiter
des Reichsstudentenwerks, Parteigenossen Dr.
Reise, beauftragt worden war. Trotz des
Krieges und der damit verbundenen Bau- und
Beschaffungsschwierigkeiten gelang es ihm,
innerhalb von drei Monaten das Haus wieder
in einen gebrauchsfähigen Zustand bringen zu
lassen und die notwendigen Einrichtungen zu
beschaffen, die gerade unseren Versehrten Ka-
meraden nach ihrem Einsatz zugute kommen
müssen. So ist ein Heim entstanden, das mit
seinen Einrichtungen auch selbst erhöhten
Ansprüchen gerecht wird.

Breite, geräumige . Flure führen zu hellen,
großen Räumen mit ein oder zwei Betten, die
eine: angenehme Unterkunft bieten. Fließend
kaltes und warmes Wasser stehen jedem in
seinem Zimmer zur Verfügung. Beleuch-
tungskörper über den

Waschgelegenheiten. _;____._

und an den Betten
zeigen, daß man be-
müht ist, auch durch
Kleinigkeiten das Ge-
fühl der heimischen
Geborgenheit zu er-
wecken. Ein geräumi-
ger Schrank, Tisch
und Stühle vollenden
die vorhandene Ein-
richtung.

Mehrere Baderäume
und ein ' Duschraum
mit mehreren Duschen
und Fußbadewannen
sorgen, weiter für die
Sauberkeit und kör-
perliche Erfrischung
der Haiminsassen. Ein
Aufenthaltsraum in je-
dem Stockwerk , des
dreigeschossigen Hau-
ses lädt zum Lesen
der zahlreich vorhan-
denen1 Zeitungen und
Zeitschriften, zu ge-
meinsamem Schach-
und Skatspiel, zu
Tischtennis und ge- •
mütlichen Abenden
ein.

Ein großer Tages-
raum mit vielen hel-
len Fenstern vereint
die Genesenden zu den
gemeinsamen Mahl-
Seite 12 / Die Bewegung / Folge 25/26

Zeiten, die an kleinen, freundlich gedeckten
Tischen eingenommen werden, aber auch zu
kleinen zwanglosen, kameradschaftlichen
Feiern.

Diese Äußerlichkeiten sind zwar notwendig,
aber nicht allein Grundlage einer Erholung.
Hinzukommen muß eine Verpflegung, die, un-
abhängig „von einer Gewichtszunahme, dem
Körper neue Kräfte zur späteren Arbeitslei-
stung zuführt. Diese Bedingungen sind im Ge-
neralgouvernement besonders günstig, da je-
der Deutsche die doppelte Fleischration und
die l'/sfache Fettration gegenüber dem Reich
wegen der andersgearteten Lebensverhältnisse
erhält. Darüber, hinaus hat die Stadt- und

. Kurverwaltung ein außerordentliches Entgegen-
kommen für die Versehrten Studenten gezeigt
und durch Sonderkontingente die Verpflegung
noch reichlicher gestaltet. Es "Wird hier nie-
mand zu kurz kommen, denn nicht nur ausge-
ruht, sondern auch angereichert an Vitaminen
wird jeder den Erholungsaufenthalt beenden.

Es .dürfte mancher die Frage stellen, warum
ausgerechnet, in Krynica, das noch rund 230 km
hinter Krakau liegt, das neue Heim geschaffen
wurde. Das hat aber seine besonderen Gründe,
•die in der Lage Krynicas und der Heilwirkung

' seiner Quellen beruhen. Krynica mit seiner
Höhenlage von 800 m am südlichen Hang eines
Beskidentales"" besitzt ein mildes subalpines
Klima und viele Möglichkeiten, auch leicht
höhere Bergrücken mit weiten Ausblicken zu

^erreichen. Allein vom Parkberg oberhalb des
Kurhauses, bequem für jeden Körperbehinder-
ten mit einer Drahtseilbahn zu erreichen, hat
man einen Uberblick über die Beskiden bis zur
höhen Tatra, die mit ihren schnee- und eisbe-
deckten Spitzen den Abschluß eines wunder-
baren Panoramas bildet. Mit Laub- und Nadel-
bäumen bewaldete Hänge laden zu Bergtouren
oder auf Horizontalwegen zu Wanderungen
ein.

Zu dieser Erholungsmöglichkeit durch das
Klima kommen die Heilwirkungen der Quellen
und Bäder, die den Ort weit über die Grenzen
hinaus bekanntgemacht haben. An erster Stelle
müssen die. kräftigen Kohlensäurequellen ge-
nannt werden, die es gestatten, Trockenkohle-
säurebäder zu nehmen. Diese Einrichtung, ein-
zigartig in Europa, dient der Bekämpfung man-
cherlei Krankheiten, wie etwa eines zu/hohen
Blutdruckes. Aber auch die Mineral- und
Moorbäder helfen bei der Genesung unserer
Versehrten. Die Brunnen enthalten heilwir-
kepde Mineralien - für Magen, Herz und Ner1
ven, so daß gegen fast alle Krankheiten Ab-
wehrkräfte in Krynica vorhanden sind.

Es ist selbstverständlich, daß auch die ärzt-
liche Betreuung für ein derartig umfangreiches
Heilbad vorhanden ist. Sowohl der Kurarz* als
auch die Ärzte des in der Stadt befindlichen
Heereskurlazarettes sorgen für die Unter-
suchung der Versehrten und die Verordnung
der entsprechenden Heilmaßnahmen.-

So war die Wahl des Studentenwerks Bres-
lau und des Reichsstudentenwerks in bezug auf
den Ort Krynica besonders gut überlegt, um
den deutschen Frontkämpfern, die später ihr
Studium aufnehmen oder fortsetzen wollen,
einen Ausgleich für ihren Einsatz zu geben und
einen Dank für ihr Opfer abzustatten. Sie sol-
len sich hier im Heim nicht nur wohlfühlen,
sondern unter Benutzung der besten Heilungs-,
möglichkeiten zu der Leistungsfähigkeit wieder

Das Dr.-Scheel-Haus in Krynica in den Beskiden. In diesem ehemaligen polnischen
Badeort finden heute Versehrte Studenten-gesunde Höhenluft, heilende Quellen und

liebevolle Fürsorge.

aufsteigen, die allein durch die späteren Auf-,
gaben in ihrem künftigen Beruf gefordert wird.

Wenn auch der Gedanke an Studium und
Beruf in Zeiten der Erholung zurücktreten soll,
so ist doch gerade hier Mm Generalgouverne-
ment eine einzigartige Möglichkeit, sich mit
den Problemen und Berufsfragen des Ostens
aus nächster Nähe, vertraut zu machen. Durch
den Aufenthalt im Ort wird die Haltung der
Deutschen beim Zusammentreffen mit den Po-
len bestimmt. Es entsteht ein anschauliches
Bewußtsein für die Forderung des Ostens, über
die sich mancher im Reich durch Presse und
Rundfunk noch kein rechtes Bild gemacht hat.
Wir wissen alle, wie notwendig eine Koloni-
sierung und Besiedlung des Ostens für unser
Volk ist: Neben den Bauern, die die Ernäh-
rung, unseres gesamten Volkes sichern müssen,
werden aber auch Verwalturgsbeamte, Srzte
Apotheker, Lehrer, Ingenieure usw. benötigt.
Alle diese Dinge spürt man und mancher Stu-
dent wird durch die Verbindung mit den
Problemen sich vornehmen, später seine Kraft
hier miteinzusetzen.

Einführung in die Ost-Probleme

Gerade hier im Generalgouvernement sind
aber jetzt schon die Kräfte vorhanden, die als
Vorkämpfer des Deutschtums arbeiten. So
entsprang beim ersten Erholungskurs ein all-
gemein geäußerter Wunseti, durch die hier be-
rufstätigen Akademiker ein Bild über die Lage
und die künftigen Aufgaben zu erhalten. Des-
halb werden in Zukunft Akademiker, die in
führender Stellung im Generalgouvernement
Fragen der Verwaltung, der ärztlichen Für-
sorge, der Erziehung, der Industrialisierung usw.
bearbeiten, über ihren Einsatz im Osten be-
richten, damit zumindest die für jeden Aka-
demiker so notwendigen Kenntnisse hierüber
vermitteln und darüber hinaus manchen künf-
tigen Mithelfer gewinnen. So kann der Dank
an die Verwundeten mit einer Einführung in
zur Lösung drängende Probleme verbunden
werden-

Sie lachen sich gesund. Einer muß vorzeitig abfahren und nun
begleiten ihn die anderen als „Latschen-Klub" (Vereinszeichen:
ein Stjefell) zur Bahn. (Aufn.: Privat)

Auch die verwundeten Kameraden der mit uns verbündeten und be-
freundeten Nationen fühlen' sich hier wohl. Legionäre aus Frankreich,
Spanien, Kroatien, den Niederlanden, Wallonien und der Slowakei.

Der Dank an unsere Kämpfer wäre unvoll-
kommen, wenn das Reichsstudentenweik nur
deutsche Studenten zu diesem Erholungsauf-
enthalt einladen würde. Genau so wie" sie,
kämpfen ja auch1 in gemeinsamer Front gegen
d^n Weltfeind Bolschewismus die mit Deutsch-
land verbündeten Völker und Legionäre der
befreundeten Nationen. Es ist deshalb eine
Ehrenpflicht, auch diese Kameraden, die Blut-
opfer für die Rettung der deutschen und
europäischen Kultur vor der völkervernich-
tenden Weltanschauung gebracht haben und
damit Vorkämpfer für ein geeipigtes Europa
^geworden sind, zu betreuen. Auch sie sollen
alle Hilfe erhalten, die sie für weiteren Ein-
satz kräftigt oder bei nicht mehr vorhandener
Kriegsverwendungsfähigkeit in ihre Heimat
körperlich erholt und gekräftigt zurückkehren
läßt. Sie werden diese Fürsorge dankbar be-
grüßen' und ihr°n Kameraden von der sozialen "
Verpflichtung des neuen : Großdeutschen Rei-
ches berichten, das in der Lage ist, mitten im
Kriege ein derartiges Heim aufzubauen und
^keinen Unterschied zwischen deutschen und
ausländischen Kämpfern zu machen.

Damit hat das neue Erholungsheim aber eine
besonders bedeutsame Aufgabe erhalten, die
geeignet ist, über den Rahmen einmaliger
oder vorübergehender Hilfe hinauszuwachsen.
Zürn ersten Male werden jetzt laufend deut-
sche Studenten und Studenten der europä-
ischen Nationen in - gemeinsamer Erholung
Tage, Wochen und Monate verbringen und
damit sich endlich einmal genau kennenler-
nen, werden politische Fragen ihres Landes
diskutieren, sich über ihre Berufsaufgaben
unterhalten und zu einer Gemeinschaft zusam-
menwachsen, die zu einer Freundschaft fürs
Leben wird. Damit entsteht auf beiden Seiten
ein besseres Verständnis für- bestimmte poli-
tische Maßnahmen, und aus der Freundschaft
wird ein gemeinsames Denken und Handeln
unseres Kontinents. Dieses Denken der jetzt
noch jungen Studenten wird eines Tages das
Denken' politisch und geistig führender Män-
ner sein und für immer Europa davor be-
wahren, wiederum zum Nutzen europafeindlicher
Staaten und Regie-
rungen auseinander-
zufallen und sich ge-
genseitig zu bekämp-
fen. I »
Denn ebenso wie
deutsche Kameraden
im Gedankenaustausch
mit europäischen Stu-
denten stehen, so wer-
den sich spanische
und norwegische, fin-
nische und rumäni-
sche, wallonische und
kroatische, dänische
und ungarische Stu-
denten unter deut-
scher Führung zusam-
menfinden.

Im Hinblick auf die
großzügige Planung
und Zielsetzung die-
ses Hauses hat der
Reichsstudentenführer
seine Zustimmung ge-
geben, daß ein Heim
der deutschen Studen-
ten zum ersten Male
seinen Namen trägt.
Das Dr. - Scheel-
Haus, über dessen-
Eröffnung^ an anderer
Stelle dieses Blattes
berichtet wird,, wird
sich immer seiner da-
mit verbundenen Ver-
pflichtung bewußt sein.,
 
Annotationen