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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 12.1944

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Nr. 2 (Ende Februar 1944)
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i wm

SCHÜLER ODER STUDENT

Zweiter Teil der Rede des Reichsstudentenführers in Erlangen

Aus diesen Entwicklungen ersehen wir erst,
welche großen und gewaltigen Möglichkeiten
dem Studenten im nationalsozialistischen Reich
gegeben sind. Es ist der Auftrag an uns Stu-
denten ergangen, politische Kraft, Tapferkeit
und Treue der Herzen auf das engste mit der
geistigen Leistung zu verbinden. Unserem Volk
wird daraus größler Nutzen, unseren Feinden
größter Schaden erwachsen. Damit ist jedem
einzelnen von uns, ob Arzt, Richter oder Er-
zieher der. Weg zu größter Entfaltung geöffnet.
Damit erhalten wir auch die akademische Frei-
heit im besten Sinne des Wortes. Der Wert
der Persönlichkeit, die jeder echte Student
gerade heute verkörpern möchte, hat sich
durchgesetzt und wird in höchstem Sinne an-
erkannt.

Kritik und Aufbau

Um dieser großen Aufgabe willen, um dieses
Glück zu erreichen, sind uns bestimmte Ord-
nungen und Gesetze auferlegt. Es sind die
gleichen Gesetze, für welche auch die besten
Studenten der deutschen Geschichte gestritten
haben. Wir haben die Vielfalt der Fahnen auf-
gegeben, um einer einzigen zu folgen, die alles
umfaßt. Nur sie ganz allein kann unser Symbol
und unser Schwur sein. Unsere Gegner, die wir
im eigenen Volke bekämpften, sind durch die
nationalsozialistische Revolution überwunden.
Wir standen mit Recht zu ihnen und den Re-
gierungen, die sie nicht zu bezwingen ver-
mochten, in Opposition. Heute freilich wo
die Führung des Reiches auch Träger unserer
Ideale geworden ist, ist es nicht unsere Sache,
Forderungen zu stellen, sondern in vorderster
Linie im Ringen um unsere Ideale mitzustreiten.

Was wir durch die Opposition erreichen
wollten, nämlich die Beseitigung der Unfrei-
heit und Unwürdigkeit, des Undeutschen und
Gemeinen, haben wir erreicht. Die Opposition
war uns aber nur ein Mittel zum Zweck. Wir
wollen immer beweisen, daß Opposition kein
Charakterzug des deutschen Studenten an sich
ist. Das nationalsozialistische Reich gibt uns
Spielraum genug, uns in unserer Vielfältigkeit
zu betätigen und zu bewähren. Welches Reich
der Welt bietet mehr Möglichkeiten und Aus-
sichten für einen fähigen Stürmer, und Dränger
als gerade das unsere? Gewiß, wir wollen nicht
wie früher so oft Wert darauf legen, daß jeder
einzelne vom anderen sich unterscheidet. Wir
wollen im Gegenteil dafür Sorge tragen, daß
auch bei uns nur die studieren, die von Her-
zen um den Aufbau der Nation und ihrer
besten Werte besorgt sind. Mit dem Mut zur
gesunden Kritik wollen wir unseren Weg ge-
hen. Wir wissen, daß ein Student ohne Kritik
kein Student und ein Studium ohne Kritik am
Stoff kein Studium ist. Wir wollen uns diese
Notwendigkeit des geistigen Denkens bewah-
ren. Ohne sie gibt es keine erfolgreiche gei-
stige Arbeit. Wir wissen jedoch, daß diese
Kritik nie dem Zerfall, sondern immer dem
Aufbau unseres Volkes und Reiches dienen muß.

Keine Pennäler!

Aus dieser Einstellung heraus erstreben wir
ein charaktervolles Verhältnis zu unseren Pro-
fessoren. Wir treten ihnen in voller Achtung
und mit der nötigen Ehrerbietung gegenüber.

Jedoch müssen wir eines feststellen: Wir
sehen da und dort in diesem Zusammenhang
eine Entwicklung, die wir nicht begrüßen kön-
nen, nämlich die Herabwürdigung des Studen-
ten zum Schüler, man möchte fast sagen zum
Pennäler. Es liegt auch nicht im Sinne unserer
besten Professoren, daß der Student unter ge-
nauer Kontrolle seine Stunden absitzt, um dann
bei zwei- oder dreimaligem Fehlen seinen Schein
zu verlieren.

In der Hochschule sollten um der Freiheit
des Geistes und der Persönlichkeit willen
solche Methoden nicht aufkommen. Dazu ge-
hört, daß zur Hochschule nur Männer und
Frauen kommen dürfen, die den Anforderungen
eines freien Studiums entsprechen. Wenn mehr
als bisher hierfür gesorgt wird, sind wir die
dankbarsten Befürworter. Der Auftrag der Stu-
denten besteht nicht darin, alles mitzuschreiben
und dem Buchstaben nach mechanisch zu er-
lernen, sondern mit den Problemen zu ringen
und sich kritisch mit den großen Fragen der
Wissenschaft auseinanderzusetzen. Im Unter-
schied zum Schüler muß der Student einen
eigenen Standpunkt beziehen.

Auf der Hochschule wollen wir als Männer
und selbständige Menschen, die ihr eigenes
Schicksal mit eigenem Urteil meistern, ge-
wertet werden, niemals aber als Schüler.

Unsere Studentinnen

Auf Deutschlands Hochschulen studieren
heute auch viele Studentinnen. Ihre Zahl hat
sich während des Krieges sehr erhöht. Wir
wissen, daß die deutsche Frau das Recht zum
Studium sich erkämpft hat und kein rechtlich
Denkender wird gegen das Frauenstudium an
sich Stellung nehmen. Wir wünschen uns jedoch

gerade bei unseren Studentinnen, daß sie die
Gesetze des Studententums auf ihre Weise be-
sonders vorbildlich in sieh tragen. Eine Stu- .
dentin, -die studiert, muß wirklich die feste
Absicht halben, auch einen Beruf zu erlernen
und ihn mit einer Prüfung abzuschließen. Ge-
rade um der Studentinnen willen müssen wir
feststellen, daß die Hochschule nicht zur Unter-
haltung für höhere Töchter dient.

Die Studentin aber, die um die Probleme
ringt, die im Kriege den Mann ersetzen will
und im Frieden bei den vielen gestellten Auf-

die Hochschule mit dem Geist der Bewegung
zu verbinden. Sie wird dadurch auch immer
mitten im Leben des Volkes stehen. Gerade
das ist, das fühlen wir, unser eigenster Auftrag.
Wir werden in diesem Singen unterstützt von
vielen Alten Studenten. Sie haben ihre Bänder
niedergelegt, um sich auch an der Hochschule
den Idealen des Führers zu verschreiben. Sie
haben erkannt, daß ihr Wahlspruch „Ehre,
Freiheit. Vaterland" heute m der nationalsozia-
listischen Bewegung eine größere Erfüllung
findet, als wir es jemals erträumt haben. I n

ANTLITZ EINES GEFALLENEN STUDENTEN

Bronzeplastik stud. an. Kurt Zimmermann, Düsseldorf

Bild: Reichslachc/ruppe Bilden und Bauen

„Fichte hat seine Studenten entlassen mit der Mahnung:
Siegen oder sterben. Ich sage Ihnen, siegen um jeden Preis!"

Heinrich von Treitschke an seine Studenten
beim Ausbruch des Krieges gegen Frankreich

gaben ihren Beruf auch ausüben will, wird
als kämpfende Frau stets unsere höchste
Achtung haben. So wie es immer Sache der
Studenten sein muß vor dem deutschen Mann
in allen Berufen zu bestehen, so muß es Auf-
gabe der Studentin gerade im Kriege werden,
vor der deutschen schaffenden Frau und jeder
Mutter bestehen zu können.

Der Alt-Akademiker ringt mit

Wir sind glücklich darüber, daß wir mit
unserem Arbeiten und Schaffen einen wichtigen
Beitrag zur Erneuerung der deutschen Hoch-
schule leisten konnten. Wir wollen stolz darauf
sein, daß wir es waren, die eine Reihe von
Voraussetzungen für die nationalsozialistische
Hochschule geschaffen haben. Das national-
sozialistische Studententum hat aus eigener
Kraft wichtige Leistungen für die gesamte
Hochschule vollbracht. Schon öfters hat uns
der Führer zu unserer größten Freude dafür
seine Anerkennung ausgesprochen. Es wird
auch weiter unser gemeinsames Bestreben sein,

Wechselwirk u n g von jung und alt,
von Revolution und Erfahrung
stehen heute Studenten und Alt-
akademiker, in echter Treue ver-
bunden, einer einzigen Aufgabe
und Fahne verschworen. Die Alten
Studenten halten so gleichzeitig ihrer Hoch-
schule die Treue. Sie werden mehr und mehr
die Verbindung der Hochschule in das prak-
tische Leben darstellen und dafür Sorge tragen,
daß die Hochschulen mit ihrer Lehre in gesun-
der Beziehung zum Leben in allen Teilen des
Volkes bleiben. Unsere Alten Studenten wün-
schen keine akademische Eigenbrödelei. Auch
ihr Dienst am Studententum ist Arbeit an der
Nation. Hier zeigt sich, welcher Alte Student
echte Ideale in sich trug und wem die äußeren
Formen Lebensinhalt waren. Der eine wird den
Weg zu uns finden, der andere wird sich von
uns trennen. Wir wissen, daß die besten der
alten Studenten so denken, wie das Bismarck
einmal in seinen letzten Lebensjahren von sich
gesagt hat: „Auch ich war Student und werde
es immer bleiben, bis ich sterbe."

Der Kriegsstudent

Viele Sorgen beschäftigen heute den Stu-
denten im einzelnen. Mancher war drei, vier,
fünf, sechs Jahre Soldat und hat jetzt viel-
leicht als Versehrter Student 'die Möglichkeit
zum Studium erhalten. Unzählige konnten das
Studium noch nicht aufnehmen. Sie sind die
Einzigen in unserer feldgrauen Armee, die
noch keinen eigentlichen Beruf erlernt haben.
Ihnen gilt unsere besondere Kameradschaft. Es
ergeben sich daraus für die heutige deutsche
Studentengeneration eine Reihe von schwer-
wiegenden Problemen, die wir nur in treuer
Kameradschaft bewältigen und lösen können.
Eines kann ich versichern: Das nationalsoziali-
stische Deutschland wird seine Studenten nicht
verraten. Der heimkehrende Frontstudent findet
im Staate Adolf Hitlers eine andere Aufnahme
als dies im letzten Weltkrieg der Fall ge-
wesen ist.

Was kriegsbedingt geschehen kann, meine
Kameraden, dafür setze ich mich mit allen
Kräften ein. öfters höre ich kritische Stimmen
darüber, daß im Augenblick überhaupt studiert
wird. Hierauf möchte ich antworten: Auch das
Studium ist Kriegsdienst.

Heute im fünften Kriegsjahr ist es uns mehr
denn je klar, welche Bedeutung etwa gerade
die medizinischen und technischen Fächer für
das deutsche Volk im Kriege besitzen. Hier
einen ausreichenden Nachwuchs für die Auf-
gabe im Kriege und im Frieden bereitzustellen,
ist von entscheidender Bedeutung.

Unser Wahlspruch

Es ist uns bewußt geworden, wie schön es
ist, Student zu sein. Wir glauben, an einer
besonderen Stelle der Nation zu stehen. Wir
wissen dabei, daß wir damit nicht uns selbst
dienen, sondern daß .wir unsere Kräfte auf
diese Weise einsetzen für das ganze deutsche
Volk. Wir wollen den Tag erleben, da jeder
deutsche Arbeiter und Bauer mit Stolz auf den
Studenten sieht, weil er weiß, daß dieser mit
allem, was er ist und leistet, sich der Zukunft
seines Volkes verschrieben hat. Wir wollen
den Tag erleben, wo der gleiche Arbeiter und
Bauer in mauchen schwierigen Fragen seines^
Lebens dem Studenten sein Vertrauen schenkt
und der Student dieses Vertrauen immer er-
füllt.

Wir nennen vieles unser eigen, meine Kame-
raden. Das Schönste und Wunderbarste aber
was wir besitzen und wofür wir uns einsetzen,
ist unser deutsches Volk.

Mit Ergriffenheit erinnern wir uns daran, daß
deutsche Menschen mitten im Frieden bereit
■waren, für ihre Bewegung und damit für ihr
Volk freiwillig das Leben zu opfern. Unter
ihnen war mancher Student.

Heute, am 26. Januar, dem Tag, an dem der
Führer vor 18 Jahren den* Studendenbund
gründete, erinnern wir uns an eine unvergeß-
liche Stunde aus diesem Opfergang unserer
Besten. Es war am 7. Juli 1931, als der Führer
den von Bolschewisten niedergeschlagenen
If-Mann und Studenten Gutsche in einem
Krankenhaus in Chemnitz besuchte. Der Stu-
dent war von seinen Ärzten bereits aufgegeben
und schien, ohne das Bewußtsein noch ein-
mal zu erhalten, sein Leben auszuhauchen. Da
trat der Führer in sein Krankenzimmer. Von
der Stimme des Führers gerufen, reckte sich
Gutsche noch ein letztes Mal empor, grüßte
den Führer und sank tot zurück. Der Führer
war von dem Opfergang des Studenten zu tiefst
ergriffen und prägte unter dem Eindruck dieses
Erlebnisses an diesem Tage das Wort: Dein
Volk ist alles.

Wenn es ein Wort gibt, das unser ganzes
Wollen und Handeln als Studenten des Führers
ausdrückt, so ist es dieser Ausspruch, der
durch seine Entstehung für uns Studenten eine
besondere Reihe besitzt. Schon immer war es
Studentenart, seiner Haltung und Aufgabe
durch einen Wahlspruch Ausdruck zu ver-
leihen.

Heute im fünften Kriegs] ahr möchte ich am
Gründungstage des Studentenbundes auf dem
kämpferischen Boden von Erlangen den Wahl-
spruch verkünden, der fortan in Krieg und
Frieden jedem deutschen Studenten und jeder
Studentin voranleuchten soll. Der Wahlspruch
ist eine glückliche Verpflichtung für das ganze
Leben. Er bedeutet eine Auszeichnung gerade
für den, der zum Führen berufen ist. Dieser
Wahlspruch lautet:

MEIN VOLK IST ALLES!

Wir wollen ihn alle halten jederzeit, so
wahr uns Gott helfe.

End« Februar 1944 / Die Bewegung / Seite 3
 
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