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Heft Z6. Illustrierte Familien-Deitung. Iahrg. mi.


In lehler Stunde.

Roman ooir Heirriette v. Meerheimb.
(Ivrtsrtzung.)


(Nachdruck Verboten.)






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Dachgarten am Schitkerpkah in Merlin. (S. 682)

Dachgarten in der Mähe des Ztatl-anses in Merlin.
Nach Photographien von Otto Becker L Maaß in Berlin. (S. 682)

scheu Sie nicht. Ich kenne Sie zu gut, um an den
frommen Selbstbetrug Ihrer Wohlthätigkeit, Gatten-
pflege und Hingabe glauben zu können. Ich weiß
doch, daß Sie elend sind, und wenn Sie mir hundert-
mal versichern, daß Ihre aufopfernde Entsagung Sie
still beglückt. Ich sehe durch die Maske Ihrer gleich-
gültigen Ruhe hindurch, und was ich sehe, das ver-
stehe ich nur zu gut; denn ich fühle dasselbe."
Seine Stimme sank zum leisesten Flüstern herab.
In seinen Augen aber leuchtete der ihr so wohlbekannte
heiße Blick auf.
Um sie herum das tiefe Schweigen des Waldes;
auf den rötlich schimmernden Fichtenstämmen spielte
der letzte scheidende Sonnenstrahl.
Sibylle wich einen Schritt von ihm zurück. „Warum
wollen Sie mir durchaus meinen schwer errungenen
Frieden stören? Es ist grausam! Warum reißen Sie
mir mit Ihren schonungslosen Worten alles nieder, was
ich mühsam um mich herum aufgebaut habe? Was wissen
Sie, was können Sie davon wissen, wie ich gelitten
habe? — «Lie sind ein Mann, Sie haben in Zerstreu-
ung, Abenteuern und Ruhm nur zu schnell alles ver-
gessen können. Was wissen Sie von meinen öden
Tagen, meinen in verzweifelter Neue und nagender
Sehnsucht gleich qualvoll durchweinten Nächten!-

ine echt weibliche Seele geht gern den
Konsequenzen ihrer Handlungen aus
dem Wege. — Selbst Sie machten es
einst nicht anders", meinte Rittmeister
v. Königseck.
„Ich?" Sibylle warf ihm einen trau-
rigvorwurfsvollen Blick zu. „Rühren Sie nicht an die
Vergangenheit, die ist begraben und vergessen auf ewig.
Im übrigen thun Sie mir unrecht; gerade ich nahm die
Konsequenzen meiner That auf mich! Was ist mein
Leben seitdem anderes als eine Buße dafür? Ich
wandte dem begangenen Unrecht den Rücken, aber die
Folgen will und muß ich tragen, solange ich lebe."
„Sie zogen nur leider sehr salsche Schlüsse," ant-
wortete er kühl, „aber nach Damenart hielten Sie
natürlich hartnäckig an Ihrem Irrtum fest. Mich täu-
 
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