Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
t 46 :

Zwischen den Häusern der Löher-Gasse, welche den westlichen Theil
Sachsenhausens gegen den Main abschlossen, befanden sich-die

Vier Main-Pförtchen.

Es waren einfache Thüren, ohne weitere Bedeutung, um den an-
wohnenden Lohgerbern leichten Zugang zum Flusse zu ermöglichen.
Den nordwestlichen Punkt der Befestigung in Sachsenhausen bildete der
Ulrichstein und das Schaumain-Thor.
Archiv N. F. IV, 42.
Der Thurm wird im Verzeichniss der Pforten und Thürme von 1691
zum ersten Male und zwar unter dem Namen Ulrichstein erwähnt. Er
befand sich damals im Besitze der Stadt; wahrscheinlich aber war er
von Ulrich III. von Hanau, der bis 1366 Pfandinhaber des Frankfurter
Schultheisenamtes gewesen war und als solcher viele Kämpfe mit der Stadt

zu bestehen hatte, als Zwingburg
gegen diese erbaut worden und
daher zu seinem Namen gekom-
men. An dieser ursprünglich
selbständigen, burgartigen Be-
festigung um den Thurm befand
sich ein kleiner Auslass, die
Fischer- oder Mainzer Pforte; sie
wurde erst 1470 für den Wagen-
verkehr verbreitert. Auf dem
Belagerungsplan ist ein einfaches
Thor gezeichnet, welches mit einer
Brücke über den Graben führte.


Fig. 54. Uhichstein; Grundriss.

——f-—t*—t*—?—^fEine grössere Erweiterung erfuhr

die Pforte während der Belage-

rung von 1552, als man nach Schliessung der Oppenheimer Pforte die durch
diese gehende Strasse hierher verlegte und der Pforte ein Vorthor gab, welches
nach dem Namen der ganzen Gegend Schaumain-Pforte genannt wurde. Diese
neue äussere Pforte wurde 1600 ausgebaut. Das denkwürdigste Ereigniss in
der Geschichte des Ulrichsteins ist seine Beschiessung im August 1635
durch die Kaiserlichen unter Lamboy, als der schwedische Oberst von
Vizthum die Räumung Sachsenhausens verweigerte; am 9. August machten
die Kaiserlichen und Frankfurter einen vergeblichen Versuch, am Ulrich-
stein vom Wasser aus einzudringen und sich in Sachsenhausen festzusetzen.
Die ganze Befestigung um den Ulrichstein wurde bis auf diesen selbst
1812 niedergelegt; der Rumpf des Thurmes blieb als malerische Ruine,
von kleinen Häusern umbaut, stehen, und wurde erst in neuester Zeit
vollständig frei gelegt.
 
Annotationen