Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
' 163

erhielt dafür 800 Gulden, während Leimberger im April 1733 Frankfurt
mit einem Honorar von etwa 1200 Gulden verliess.
Wir gedenken ferner der Arbeiten mehrerer einheimischen Künstler
— des Bildhauers Bernhard Schwarzenburger, welcher die Rahmen zum
kaiserlichen Porträt, zum Spiegel und zu Leimbergers Gemälden mit den
Wahlinsignien schnitzte und die Platten und Füsse zu den vom Juden
Ephraim Jonas Meyer für 333 Gulden gekauften „Dresdener" Oefen
lieferte; des Malers Johann Stephan Geubel, welcher das Hauptgesims
und die Kaiserbüsten für 1550 Gulden sowie auch die oben erwähnten
Rahmen mit feinstem Dukatengold vergoldete; des Stuckaturers Johann
Peter Castelli, welcher die Nischen für die Oefen in Stuck ausführte; von
nach Ausweis der Baurechnungen keinen Pinselstrich am Römer gethan. Lucas
Anton Colomba arbeitete 1780 im neuerbauten Thum und Taxisschen Palais auf der
Grossen Eschenheimer Gasse; sein Neffe Johann Baptist Innocenz Colomba (geb. 1717,
gest. nach 1774; vgl.Gwinner 8.268) hat, wie unten 8.167 nachgewiesen wird und wie auch
schon von Gwinner richtig angegeben ist, die Decke und die Wände an der Kaiser-
stiege 1741 bemalt. J. C. Fuesslin (Geschichte der besten Künstler in der Schweiz,
Zürich 1774, Bd. IV, 73 ff), welcher den älteren Colomba noch persönlich gekannt
hatte, erwähnt von dessen Frankfurter Malereien nur die im grossen Saal und in der
Kapelle des Taxisschen Palais; Hüsgen hat die Arbeiten beider Colomba nicht unter-
schieden, da er nur einen Colomba kennt und diesem alle Arbeiten des Onkels und
des Neffen zuschreibt. — Der in der Frankfurter Kunstgeschichte bisher gänzlich
unbekannte Künstler, welcher nach den Baurechnungen und Akten ganz zweifellos
Wahlstube und Vorplatz malerisch ausschmückte, ist Christian Leimberger, geboren
am iy Juli 1706 in Erlangen und dort am 2. August 1770 verstorben; in den Rech-
nungen und Akten wird er Lemberg und auch Limburg genannt, zwei Autographen
von ihm geben deutlich Lemberg, Künstlerlexica nennen ihn Leinberger; wir folgen
der uns gütigst mitgetheilten Schreibart der Erlanger Taufmatrikel. Maler, Ingenieur,
Feldmesser, Geometer, Radierer war sein Gewerbe nach den verschiedenen Künstler-
verzeichnissen; in unseren Akten bezeichnet er sich selbst als Historienmaler. Er war
der Sohn eines Porzellanhäfners. Mit seinem jüngeren Bruder Johann Georg Gottlieb
(Georg Karl nach Füssli), geboren 6. Februar 1717, gestorben im Juni 1798 in Ansbach,
ging er nach Italien und blieb dort drei Jahre in Venedig, Roüpund Neapel. Dann
begaben sich die Brüder nach Wien und wurden von da zu der Arbeit in der, Wahl-
stube nach Frankfurt berufen. Von da ging's nach Westfalen, dann wieder nach Bay-
reuth; um diese Zeit, etwa 1734—1737 malten die beiden Brüder ohne Entgelt die
schöne Kirchendecke in der Neustädter Hauptkirche ihrer Vaterstadt. Ein iunstätes
Wanderleben führte das Brüderpaar wieder nach Italien, wo sie sich längere Zeit am
Hofe von Turin aufhielten, und nach Lyon und Paris. Georg, der jüngere Bruder, ging
von da durch Flandern und Brabant nach Holland und Kopenhagen; hier arbeitete
er fünf Jahre lang im Schloss und in der Schlosskirche; dann erhielt er einen Ruf
nach Bayreuth und lebte später in Ansbach. Wie weit Christian die Wanderungen
des Bruders mitmachte, ist nicht bekannt; er scheint sich nach seinen Wanderjahren
mehr der praktischen Technik als der Kunst in seiner Vaterstadt gewidmet zu haben.
Vgl. ausser der angeführten Litteratur noch ferner: Füssli, Allgemeines Künstler-
lexikon (Zürich 1779 und 1806), Erster Theil S. 361, Zweiter Theil S. 688; Nagler,
Neues aligemeines Künstlerlexikon (München 1839) Bd. VII, 408; v. Schad, Versuch einer
BrandenburgischenPinacothek (Nürnberg und Leipzig 1798) S. 184; Lammers, Geschichte der
Stadt Erlangen (Erlangen 1843) S. 101. Für den Hinweis auf diese Werke haben uns
Direktor Dr. Weizsäcker und Stadtbibliothekar Professor Dr. Ebrai d zu Dank verpflichtet.
11*
 
Annotationen