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durchaus harmonische und wohlüberlegte. Die oberen Theile mit der
Gruppe der Schicksalsgöttin sind in milderem, luftigerem Tone gehalten
als die vorderen, kräftigeren Gruppen an der Basis des Bildes, an welcher
auch das Blau des Himmels am tiefsten gestimmt ist, aber von da ab
nach oben sich in sanfteres Blau auflockert. Die zwischen die obersten
und die untersten Gruppen eingeschobenen Figuren stehen auch in der
Kraft der Schattengebung zwischen beiden, und durch diese verständige
Behandlung ist eine ruhige Wirkung der doch so reichen Komposition
ermöglicht. Wir dürfen die hervorgehobenen Vorzüge wohl zum Theil
darauf zurückführen, dass Leimberger, der kurz zuvor aus Italien zurück-
gekehrt war, noch unter dem Einflüsse der von ihm dort studierten guten
Vorbilder dieser Gattung stand. Eine gewisse Ungleichheit in der Aus-
führung der einzelnen Figuren, z. B. in der entschieden geringeren bei
der Stärke, dürfen wir muthmasslich auf die Mithülfe seines damals erst
15 Jahre alten Bruders zurückführen.
Ein verständiges Maasshalten zeigt sich auch in der Gestaltung der
Aussenlinien des Bildes, an welchem nur die Ecken abgestumpft und die
Langseiten in ihrer Mitte durch kleine Einbiegungen unterbrochen sind,
in welche die Grau in Grau gehaltenen barockornamentalen Einfassungen
der kurfürstlichen Wappen eingreifen, welche letztere in dem breiten um
das Bild herum gemalten Fries angeordnet sind. In jeder Ecke dieses
Frieses sind je zwei gefesselte Gefangene zwischen Trophäen geschickt
angebracht.
Die fünf in Oel ausgeführten Gemälde über den Thüren gehen zwar
über ein gewisses mittleres Maass der Leistung nicht hinaus, aber der
Gedanke, in dem Wahlzimmer auf die durch die Wahl verliehenen Reichs-
insignien dadurch hinzuweisen, dass deren H.erbeischaifung durch geschäftige
Putten in den einzelnen Gemälden besorgt wird, verdient als ein graziöser
alle Anerkennung. Auch zeigt der Künstler in diesen Bildern, dass er mit
derselben Gewandtheit, mit welcher er sich in dein Deckengemälde der
Temperafarben bediente, auch die Oelfarbe zu bemeistern versteht.
Letztere Eigenschaft gibt sich uns auch in der Ausschmückung der
Kuppel des Vorsaales zu erkennen, die gleichfalls in Oel ausgeführt
ist, aber auch den Nachtheil dieses Farbenmateriales bei monumentalen
Arbeiten zeigt, da es der Nachdunkelung ausgesetzt ist. Dies ist denn
auch hier geschehen und erschwert im Verein mit dem störenden Glanze
der Oelfarbe und dem auf dein Gemälde abgelagerten Staube gegenwärtig
das Erkennen einzelner Theile ganz ungemein. Diese Malereien, welche
bis jetzt ebenso wenig wie jene des AVahlzimmers eine eingehende Be-
sprechung und Erklärung gefunden haben, können mit allem Rechte eine
solche sowohl ihrem Inhalte nach, als auch im Hinblick auf ihre formvolle
und sichere Ausführung beanspruchen.
Wer Inschriften, für die Erklärung eines wichtigen Tlieiles der Dar-
stellungen unumgänglich nöthig, sind gegenwärtig unlesbar, aber durch
durchaus harmonische und wohlüberlegte. Die oberen Theile mit der
Gruppe der Schicksalsgöttin sind in milderem, luftigerem Tone gehalten
als die vorderen, kräftigeren Gruppen an der Basis des Bildes, an welcher
auch das Blau des Himmels am tiefsten gestimmt ist, aber von da ab
nach oben sich in sanfteres Blau auflockert. Die zwischen die obersten
und die untersten Gruppen eingeschobenen Figuren stehen auch in der
Kraft der Schattengebung zwischen beiden, und durch diese verständige
Behandlung ist eine ruhige Wirkung der doch so reichen Komposition
ermöglicht. Wir dürfen die hervorgehobenen Vorzüge wohl zum Theil
darauf zurückführen, dass Leimberger, der kurz zuvor aus Italien zurück-
gekehrt war, noch unter dem Einflüsse der von ihm dort studierten guten
Vorbilder dieser Gattung stand. Eine gewisse Ungleichheit in der Aus-
führung der einzelnen Figuren, z. B. in der entschieden geringeren bei
der Stärke, dürfen wir muthmasslich auf die Mithülfe seines damals erst
15 Jahre alten Bruders zurückführen.
Ein verständiges Maasshalten zeigt sich auch in der Gestaltung der
Aussenlinien des Bildes, an welchem nur die Ecken abgestumpft und die
Langseiten in ihrer Mitte durch kleine Einbiegungen unterbrochen sind,
in welche die Grau in Grau gehaltenen barockornamentalen Einfassungen
der kurfürstlichen Wappen eingreifen, welche letztere in dem breiten um
das Bild herum gemalten Fries angeordnet sind. In jeder Ecke dieses
Frieses sind je zwei gefesselte Gefangene zwischen Trophäen geschickt
angebracht.
Die fünf in Oel ausgeführten Gemälde über den Thüren gehen zwar
über ein gewisses mittleres Maass der Leistung nicht hinaus, aber der
Gedanke, in dem Wahlzimmer auf die durch die Wahl verliehenen Reichs-
insignien dadurch hinzuweisen, dass deren H.erbeischaifung durch geschäftige
Putten in den einzelnen Gemälden besorgt wird, verdient als ein graziöser
alle Anerkennung. Auch zeigt der Künstler in diesen Bildern, dass er mit
derselben Gewandtheit, mit welcher er sich in dein Deckengemälde der
Temperafarben bediente, auch die Oelfarbe zu bemeistern versteht.
Letztere Eigenschaft gibt sich uns auch in der Ausschmückung der
Kuppel des Vorsaales zu erkennen, die gleichfalls in Oel ausgeführt
ist, aber auch den Nachtheil dieses Farbenmateriales bei monumentalen
Arbeiten zeigt, da es der Nachdunkelung ausgesetzt ist. Dies ist denn
auch hier geschehen und erschwert im Verein mit dem störenden Glanze
der Oelfarbe und dem auf dein Gemälde abgelagerten Staube gegenwärtig
das Erkennen einzelner Theile ganz ungemein. Diese Malereien, welche
bis jetzt ebenso wenig wie jene des AVahlzimmers eine eingehende Be-
sprechung und Erklärung gefunden haben, können mit allem Rechte eine
solche sowohl ihrem Inhalte nach, als auch im Hinblick auf ihre formvolle
und sichere Ausführung beanspruchen.
Wer Inschriften, für die Erklärung eines wichtigen Tlieiles der Dar-
stellungen unumgänglich nöthig, sind gegenwärtig unlesbar, aber durch