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zufällige Umgestaltungen stattgefnnclen haben, welche, sämmtlich nur von
kurzer Dauer, wenige Reste hinterliessen, dass ferner über die ursprüngliche
Erscheinung nur Vermuthungen erlaubt sind, dass alle späteren Erschei-
nungen, über welche Anhaltspunkte vorliegen, namentlich die Bemalungen,
nur kurze Zeit bestanden haben, zum Theil sogar, wenn sie kurz vor einer
Kaiserkrönung schnell hergestellt wurden, nur als vorübergehende Fest-
dekorationen angesehen werden können, sah der Ausschuss als geschichtlich
feststehend an: 1) die Anlage dreier getrennter Fronten mit ihren verschie-
denen Stockwerkhöhen; 2) die einfache Form der drei Treppengiebel; 3) etwa
die unteren Eingangsötfnungen. Die Aenderung der Fenster, Baikone, An-
bringung von Vordächern, Erkern, vorgebauten Lauben u. s. w. wurde, da
die Erscheinung der Fronten innerhalb ihrer Umrahmungen immer eine
wechselnde gewesen, von dem Ausschuss vollständig frei gegebenV) Da die
Entwurfsverfasser diese geschichtlich berechtigten Elemente sämmtlich bei-
behalten hatten, nahm der Ausschuss bei der weiteren Beurtheilung den
Standpunkt ein, es handele sich im Wesentlichen um die Grundfrage, wie
weit der Malerei bei der Ausstattung eine Mitwirkung zuzutheilen sei, sowie
um die zweite, wie weit es sich empfehle, den vorhandenen, einfach
nüchternen Bau durch Architekturform weiter auszugestalten. Sie schlossen
die Malerei nicht aus, erkannten derselben vielmehr eine Berechtigung
durchaus zu und glaubten das Richtige in der Mitte zu Anden, dort, wo
Architektur und Malerei jede zu ihrem Rechte kommen. Diese Grund-
sätze führten sie dazu, den Entwurf „Dreigiebel" als Grundlage für die
Ausführung zu empfehlen, und machten die Bemerkung, dass die Malerei,
so entschieden sie wirken würde, doch mässig gedacht sei und nirgends
die Architekturform zurückdränge. Die Malerei, welche nun einmal eine
ewige Dauer nicht hat, könne in der Art, wie sie hier verwendet sei, zu
jeder Zeit leicht erneuert werden; sollte die Erneuerung indessen zeitweilig
etwas länger auf sich warten lassen, so sei die Architektur des Projekts
auch für sich bedeutend genug, um dem Werke die Wirkung zu sichern.
Somit war die Palme demjenigen Meister zuerkannt worden, welcher
bei der künstlerischen Ausgestaltung des Gebäudes sich fast am weitesten
von der alten, bekannten Erscheinung entfernte und dem einfachen Römer
eine neue Prachtfacade im Charakter eines monumentalen alten Stadt-
hauses geben wollte. Der Verfasser, Diözesan-Baumeister Max Meckel,
welcher sich mit dem Maler Peter Becker vereinigt hatte, gestaltete den
mittleren Giebel mit den Kaisersaalfenstern, Uhr, Frankfurter Adler und
Dachreiter am mächtigsten, schuf an Stelle der früher vorhanden gewesenen
Vordächer vor den Eingängen eine in reichster Steinmetzarbeit gehaltene,
offene Vorhalle, legte vor die grossen Fenster des Stadtverordneten-Saales
im Hause Alt-Limpurg einen Balkon und fügte dem Hause Löwenstein
*) v. Essenweins Bericht im Centralblatt der Bau Verwaltung, Jahrg. 18S9,
S. 384-385.
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zufällige Umgestaltungen stattgefnnclen haben, welche, sämmtlich nur von
kurzer Dauer, wenige Reste hinterliessen, dass ferner über die ursprüngliche
Erscheinung nur Vermuthungen erlaubt sind, dass alle späteren Erschei-
nungen, über welche Anhaltspunkte vorliegen, namentlich die Bemalungen,
nur kurze Zeit bestanden haben, zum Theil sogar, wenn sie kurz vor einer
Kaiserkrönung schnell hergestellt wurden, nur als vorübergehende Fest-
dekorationen angesehen werden können, sah der Ausschuss als geschichtlich
feststehend an: 1) die Anlage dreier getrennter Fronten mit ihren verschie-
denen Stockwerkhöhen; 2) die einfache Form der drei Treppengiebel; 3) etwa
die unteren Eingangsötfnungen. Die Aenderung der Fenster, Baikone, An-
bringung von Vordächern, Erkern, vorgebauten Lauben u. s. w. wurde, da
die Erscheinung der Fronten innerhalb ihrer Umrahmungen immer eine
wechselnde gewesen, von dem Ausschuss vollständig frei gegebenV) Da die
Entwurfsverfasser diese geschichtlich berechtigten Elemente sämmtlich bei-
behalten hatten, nahm der Ausschuss bei der weiteren Beurtheilung den
Standpunkt ein, es handele sich im Wesentlichen um die Grundfrage, wie
weit der Malerei bei der Ausstattung eine Mitwirkung zuzutheilen sei, sowie
um die zweite, wie weit es sich empfehle, den vorhandenen, einfach
nüchternen Bau durch Architekturform weiter auszugestalten. Sie schlossen
die Malerei nicht aus, erkannten derselben vielmehr eine Berechtigung
durchaus zu und glaubten das Richtige in der Mitte zu Anden, dort, wo
Architektur und Malerei jede zu ihrem Rechte kommen. Diese Grund-
sätze führten sie dazu, den Entwurf „Dreigiebel" als Grundlage für die
Ausführung zu empfehlen, und machten die Bemerkung, dass die Malerei,
so entschieden sie wirken würde, doch mässig gedacht sei und nirgends
die Architekturform zurückdränge. Die Malerei, welche nun einmal eine
ewige Dauer nicht hat, könne in der Art, wie sie hier verwendet sei, zu
jeder Zeit leicht erneuert werden; sollte die Erneuerung indessen zeitweilig
etwas länger auf sich warten lassen, so sei die Architektur des Projekts
auch für sich bedeutend genug, um dem Werke die Wirkung zu sichern.
Somit war die Palme demjenigen Meister zuerkannt worden, welcher
bei der künstlerischen Ausgestaltung des Gebäudes sich fast am weitesten
von der alten, bekannten Erscheinung entfernte und dem einfachen Römer
eine neue Prachtfacade im Charakter eines monumentalen alten Stadt-
hauses geben wollte. Der Verfasser, Diözesan-Baumeister Max Meckel,
welcher sich mit dem Maler Peter Becker vereinigt hatte, gestaltete den
mittleren Giebel mit den Kaisersaalfenstern, Uhr, Frankfurter Adler und
Dachreiter am mächtigsten, schuf an Stelle der früher vorhanden gewesenen
Vordächer vor den Eingängen eine in reichster Steinmetzarbeit gehaltene,
offene Vorhalle, legte vor die grossen Fenster des Stadtverordneten-Saales
im Hause Alt-Limpurg einen Balkon und fügte dem Hause Löwenstein
*) v. Essenweins Bericht im Centralblatt der Bau Verwaltung, Jahrg. 18S9,
S. 384-385.
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