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DAS ALTE SCHLACHTHAUS.

Zur Beschreibung dieses am Mainufer gelegenen, westlich an das
Metzger-Thor anstossenden Gebäudes, welches bis wenige Jahre vor seiner
im Sommer 1893 erfolgten Niederlegung stets, soweit wir seine Geschichte
in die Vergangenheit zurück verfolgen können, als Schlachthaus gedient
hat und in der Geschichte der Stadt niemals der Schauplatz denkwürdiger
Ereignisse gewesen ist, ertheilen wir Karl Theodor BeifFenstein das Wort.
In den handschriftlichen Bemerkungen zu seinen Bildern, beide jetzt
dem Historischen Museum gehörig, hat er gerade das alte Schlachthaus
so eingehend bedacht, dass dieser Abschnitt ein charakteristisches Merkmal
bildet für die Arbeitsweise des trefflichen Meisters, für sein einer banausi-
schen Zeit weit vorauseilendes Verständniss für die Erhaltung und Wür-
digung der alten Denkmäler, für seine liebevolle Betrachtung und Schil-
derung auch der geringfügigen Einzelheiten. Wenn wir auch für das
Schlachthaus keine Abbildungen des Künstlers bringen, so wollen wir
doch den Schriftsteller unverkürzt zu Worte kommen lassen und be-
schränken uns darauf, die eigenen Bemerkungen in die Anmerkungen zu
verweisen, in denen zugleich die Quellen, die Abbildungen und die Litteratur
angegeben wird. Q Reiffenstein hat diese Beschreibung des alten Schlacht-
hauses am 28. Juni 1863 niedergeschrieben und allem Anscheine nach zum
Abdruck in einer Zeitung bestimmt; dass sie irgendwo abgedruckt wurde,
ist uns nicht bekannt.

„Das Schlachthaus ist unstreitig eines der ältesten Gebäude unserer
Stadt und ist in seiner Baugeschichte noch nicht mit der Aufmerksam-
keit behandelt worden, die es eigentlich verdient; denn es reicht in seiner
ersten Anlage aller Wahrscheinlichkeit nach in das Kill. Jahrhundert
hinauf, indem es im Jahre 1302 als ein schon bestehendes Gebäude ur-
kundlich erwähnt wird. Ob das jetzt vor uns stehende Gebäude Spuren
*) Vgl. dazu noch Lotz, Baudenkmäler im Reg.-Bez. Wiesbaden S. 168.
s) In der bei Böhmer 8. 816 abgedruckten Urkunde wird die Lage eines be-
nachbarten Hauses mit den Worten beschrieben: „super Siaheberge prope Slahehus
carnißcum"; unter dem Schlachtberg verstand man im Mittelalter den oberen Theil
 
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