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Ueber das Jahr der Errichtung dieses Denkmales weichen die älteren
chronistischen Mittheilungen, die ihre Quellen nicht angeben, von einander
ab; Lersner (I, 2, 100) nennt das Jahr 1509, das Jahr 1510 Battonn. Wir
werden sehen, dass die letztere Angabe als die richtigere zu betrachten
ist. Auf den senkrecht stehenden Flächen der Deckplatten sollen noch die
stark verwitterten Ueberreste einer Inschrift bemerkbar gewesen sein, ganz
in derselben Manier und Form der Buchstaben, wie auf der Hellerschen
Gruppe. *)
Erst in neuester Zeit konnte diesem Denkmal die Aufmerksamkeit
zugewendet werden, die es mit Recht beanspruchen muss. Auf dem seit
dem 30. Juni 1828 der Benutzung und dem Betreten entzogenen Kirchhof
war es der Betrachtung gänzlich entrückt, von Strauch- und Baumwerk
umwuchert, dem Auge kaum sichtbar und in dieser Verborgenheit, da es
ganz ohne Schutzdach von Anfang an aufgestellt worden war, allmählicher
Verwitterung preisgegeben. Q
Der in neuerer Zeit innerhalb der Bürgerschaft stets lebhafter aus-
gesprochene Wunsch, im Interesse des Verkehrs eine Verbindung zwischen
der Schäfer-Gasse und Senckenberg-Strasse hergestellt zu sehen, war die
Veranlassung, dass im Jahre 1860 ein in dieser Richtung angelegter Durch-
gang eröffnet und dass in Folge dessen im Jahre 1870 der Friedhof in eine
gärtnerische Anlage umgewandelt wurde. Dadurch war das Denkmal der
öffentlichen Anschauung wieder zurückgegeben und bald wendete sich dem-
selben die Beachtung der Kunstverständigen zu. Auch lenkte es sehr
bald die Aufmerksamkeit einer Behörde auf sich, die sich sonst nicht gerade
viel mit der Pflege der Kunst befasst, nämlich die der Polizeibehörde, denn
sie wurde bei dem Magistrat vorstellig, dass durch das Herabfallen einzelner
Theile des Denkmales, z. B. des unteren Theiles des Christus-Kopfes^), eine
Gefahr für die in der Nähe spielenden Kinder bestände, und dass desshalb
entweder der Abbruch oder die Restaurierung der Gruppe nothwendig sei.
Der Magistrat überwies die Sache der Bau-Deputation, welche sich durch
Schreiben vom 1. Oktober 1889 um Voranschläge zur Restaurierung der
Gruppe an den Bildhauer Karl Rumpf wandte. Sie wurden von demselben
auch geliefert; doch blieb die Sache liegen, bis durch den Abbruch der
alten St. Peters-Kirche im Jahre 1895, durch die Erbauung der neuen
Peters-Kirche, die damit in Zusammenhang stehende gänzliche Umgestaltung
der Terrainverhältnisse auf dem Kirchhofe und die beabsichtigte Versetzung

folgenden Ausführungen stützen wir uns vielfach auf persönliche Mittheilungen des
Herrn Rumpf und auf Aktenstücke über die Herstellung beider Kreuzigungsgruppen
in dessen Besitze.
*) Battenberg 8. 298. Verfasser hat diese Reste nicht mehr gesehen; es ist zu
bedauern, dass sie nicht kopiert werden konnten.
0 Diese verwilderte Stelle des Kirchhofs war früher ein Lieblings-Studienplatz
für Künstler in der Jugendzeit des Verfassers.
0 Die Stücke wurden in das Historische Museum gebracht.
 
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