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Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 33,1): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Stadt Quedlinburg — Halle, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.41156#0022
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Kreis Stadt Quedlinburg.

einbüßend. Diemot selbst siedelte zwar mit nach Quedlinburg über, aber ist liier
nie Äbtissin gewesen. Fast bis zu ihrem Tode stand die Königin selbst dem
Stifte vor. Die erste Äbtissin ward erst 966 gewählt; es war Mathilde, die Tochter
Ottos d. Gr., die 999 starb1).
Somit war wenigstens zu dieser Zeit das Stift in allen Stücken geordnet. Es
führte den Titel: „Kaiserlich freiweltliches Stift“ und war mit ungewöhnlichen
Freiheiten und Privilegien begabt2). Es folgte der Regel des hl. Benediktus,
und seine Konventualinnen genossen alle Freiheiten der Stifts- und Domherren.
Der Schutzpatron war anfänglich der hl. Petrus, der aber schon 936 vor dem
hl. Servatius3) und auch vor dem hl. Dionysius, den Lieblingsheiligen der Königin
Mathilde, zurücktrat. Doch wird das Stift auch nach der Jungfrau Maria genannt
(937). Neben Petrus tritt 999 auch der hl. Stephanus, der als Hauptpatron des
Hochstifts Flalberstadt vielleicht schon von Anfang an eine Rolle gespielt hat4).
Nach dem Bau der großen Stiftskirche (1021, 24. Sept., zweite Weihe) wird der
Hochaltar der hl. Dreieinigkeit, der Maria und Johannes dem Täufer geweiht,
aber auch dem hl. Petrus, dem hl. Stephan und schließlich den Heiligen Dionysius
und Servatius. Wir finden hier eine neue Vereinigung der Heiligen der Heinrichs-
kirche mit denen der Stiftskirche, die 997(10. März) zum ersten Male geweiht war.
Die Schirmvogtei5) ward der oben angeführten Urkunde entsprechend
von den Königen selbst ausgeübt, solange die Äbtissinnen königlichen Stammes
waren, also unter Mathilde, Adelheid L, Beatrix I. und Adelheid II. (f nach 1088),
einer Schwester Heinrichs IV. Auch blieben sie es wohl bis 1125, wenn sie auch
nie Vögte genannt werden. Denn Gerburg ist die erste Äbtissin aus nicht könig-
lichem Hause. Unter ihr erscheinen nach 1133 Schutzvögte, und zwar 1. aus
dem Hause der Pfalzgrafen von Sachsen (Sommerschenburg) Friedrich bis 1162,
sein Sohn Albrecht (bis 1179 oder 1180, wo die Pfalzgrafen ausstarben); vielleicht
folgte 2. aus dem Hause der Grafen von Falkenstein Hoyer von Löwenburg (bei
Neinstedt), der aber schon die Vogtei vom Stifte zu Lehen trug, nicht vom
Reiche; dann Otto von Falkenstein, dessen Sohn Hoyer (1221), der später die
Vogtei 3. an den Grafen Siegfried von Blankenburg verkaufte. (UB. zu 1237.) Es
folgen dann 4. Schutzvögte aus dem Hause der Markgrafen von Brandenburg
anhaitischen Stammes; Otto (f 1267) und seine Söhne Otto der Lange (f 1304)
und Albert, bis 1319 der Stamm ausstirbt. Nachfolger sind 5. die Herzoge von
Sachsen - Wittenberg anhaitischen Stammes (doch nicht über das Kloster
St. Wiperti, den Münzenberg, das Gericht auf dem Hösekenberge
und vier Höfe in Quedlinburg), zuerst Rudolf von Sachsen (1320—1356),
der die Vogtei an die Grafen von Regenstein w'eiter verleihen soll. Infolge-
dessen schwere Kämpfe mit dem Bischof von Halberstadt, der schon 1338 die
4) Grosse a. a. 0. S. 15 ff. behandelt ausführlich die Gründung des Stiftes.
2) Mülverstedt, Hierographia Quedlinburgense in HZS. II, S. 78 ff.
3) Dessen Reliquien der König 961 auf Bitten der Mutter von Maastricht habe über-
führen lassen, deren Bewohner sie ihm geschenkt hätten; nach drei Jahren hätten die
Maastrichter sie heimlich zurückgeholt (nach Hoenschen, De Servatio episcopo 1680 [bei
Köttner, Antiquit. Quedl.j).
4) P. J. Meyer, Die Otton. Bauten in Quedlinburg.
0 v. Arnstedt, HZS. 4, S. 169 ff. u. Grosse, PIZS. 46, S. 132 ff.
 
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