IV. Die Stiftskirche St. Servatii.
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Kapelle St. Nicolai in vinculis gegenüberliegende Tür. Die Technik des Quader-
mauerwerks ist eigenartig; es fehlen durchweg Läufer, so daß man an Mauern
der römischen Urzeit, z. B. in Caere (Cervetri), erinnert wird. Auch die Sub-
struktionen des südwestlichen Schloßflügels zeigen diese Technik, im Westen z. T.
von Strebewänden späterer Zeit bedeckt. Die Gewölbe und die Terrasse stammen
aber nicht aus der ersten Bauzeit der Burg, der noch die sog. Heinrichskirche
angehört, auch nicht der zweiten, in welcher die Substruktionen der großartig
erweiterten Kirche entstanden, sondern einer dritten Bauzeit, derselben, welcher
die jetzige Krypta ihre Entstehung verdankt. Grund der Anlage ist wohl die
Notwendigkeit gewesen, den südlichen Substruktionen der Kirche ein stärkeres
Widerlager zu geben, was 1708 Aurora von Königsmark westlich davon tat. Man
versteht sonst nicht, weshalb diese nicht die in der Terrasse vorhandenen Gewölbe,
die ja ebenso bequem lagen, als Gruft benutzt hat. Vielleicht ist es nicht Zufall,
daß die Tür zur jetzigen Fürstengruft unmittelbar von dem neben der Nikolaus-
kapelle herfühienden Gange her genau dieselbe Breite hat wie die die einzelnen
Gewölbekammern unter der Terrasse verbindenden Öffnungen (92 cm).
V. Die Westkrypta (Abb 48a) nimmt den äußersten Westen des Burg-
felsens 'ein, dessen allmählichen Abfall sie bis zur Höhe des Burghofes ziemlich
ausgleicht1). Sie ist dreiteilig, die Mittelhalle 7 m breit und 7,71 m lang (i. L).
Es. wird selbst durch vier Wandpfeiler und vier Säulen in drei Schiffe geteilt,
die mit Tonnengewölben gedeckt sind. (Maße von Norden nach Süden i L. 1,55,
2,93, 1,41 m.) Aus diesen sind, ähnlich wie im Westteile der Heinrichskrypta,
die Zwickel herausgeschnitten, doch so, daß nur wenig an einem vollständigen
Kreuzgewölbe fehlt, dessen Konstruktion aber unbekannt war. Die Ostwand hat
keine Apsis, sondern nur eine flache Nische, von deren flach vortretenden Wand-
pfeilern das rohe Tonnengewölbe aufsteigt. Die Wand zwischen Mittel- und
Nordschiff ist westlich von 92 cm auf 1,62 m verstärkt, während die südliche
überhaupt 1,20 m dick ist. Daraus geht hervor, daß man sie durch einen Ober-
bau stärker belasten wollte, also wohl durch unmittelbar darauf ruhende Wände.
Die nördliche Halle ist, zweischiffig, durch zwei freistehende Säulen und zwei
Wandpfeiler geteilt, sonst gleich der Mittelhalle. Nur der östliche Wandpfeiler
geht nach Norden bis zur Treppe weiter, von hier führt eine neuere Treppe von
23 Stufen in zwei Absätzen auf die Höhe des Schloßhofes. Anders gestaltet ist
die Südhalle. Sie ist trapezförmig, da die Ostwand länger ist als die Westwand
und also die Südwand mit der Westwand einen etwas stumpfen Winkel bildet.
Vier Wand- und zwei Eckpfeiler sind bestimmt, die Gewölbe zu tragen; sie sind
aber ganz anders geordnet als in den beiden übrigen Schiffen: zwei Wandpfeiler
stehen in der Mitte der beiden Längswände, einer in der Mitte der Westwand.
Demnach haben die Gewölbe Tonnen mit Stichkappen nicht westöstlicher Rich-
tung, sondern nordsüdlicher. Dem westlichen Wandpfeiler muß also ein frei-
stehender Pfeiler in der Mitte des ganzen Raumes entsprochen haben.
Einzelheiten sind nicht erhalten. An der Ostwand sieht man vermauerte
Treppenstufen, während die jetzt gebrauchte Treppe an der Westseite hinabführt.
rj Als ich sie 4891 entdeckte, diente sie als Kartoffelkeller.
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Kapelle St. Nicolai in vinculis gegenüberliegende Tür. Die Technik des Quader-
mauerwerks ist eigenartig; es fehlen durchweg Läufer, so daß man an Mauern
der römischen Urzeit, z. B. in Caere (Cervetri), erinnert wird. Auch die Sub-
struktionen des südwestlichen Schloßflügels zeigen diese Technik, im Westen z. T.
von Strebewänden späterer Zeit bedeckt. Die Gewölbe und die Terrasse stammen
aber nicht aus der ersten Bauzeit der Burg, der noch die sog. Heinrichskirche
angehört, auch nicht der zweiten, in welcher die Substruktionen der großartig
erweiterten Kirche entstanden, sondern einer dritten Bauzeit, derselben, welcher
die jetzige Krypta ihre Entstehung verdankt. Grund der Anlage ist wohl die
Notwendigkeit gewesen, den südlichen Substruktionen der Kirche ein stärkeres
Widerlager zu geben, was 1708 Aurora von Königsmark westlich davon tat. Man
versteht sonst nicht, weshalb diese nicht die in der Terrasse vorhandenen Gewölbe,
die ja ebenso bequem lagen, als Gruft benutzt hat. Vielleicht ist es nicht Zufall,
daß die Tür zur jetzigen Fürstengruft unmittelbar von dem neben der Nikolaus-
kapelle herfühienden Gange her genau dieselbe Breite hat wie die die einzelnen
Gewölbekammern unter der Terrasse verbindenden Öffnungen (92 cm).
V. Die Westkrypta (Abb 48a) nimmt den äußersten Westen des Burg-
felsens 'ein, dessen allmählichen Abfall sie bis zur Höhe des Burghofes ziemlich
ausgleicht1). Sie ist dreiteilig, die Mittelhalle 7 m breit und 7,71 m lang (i. L).
Es. wird selbst durch vier Wandpfeiler und vier Säulen in drei Schiffe geteilt,
die mit Tonnengewölben gedeckt sind. (Maße von Norden nach Süden i L. 1,55,
2,93, 1,41 m.) Aus diesen sind, ähnlich wie im Westteile der Heinrichskrypta,
die Zwickel herausgeschnitten, doch so, daß nur wenig an einem vollständigen
Kreuzgewölbe fehlt, dessen Konstruktion aber unbekannt war. Die Ostwand hat
keine Apsis, sondern nur eine flache Nische, von deren flach vortretenden Wand-
pfeilern das rohe Tonnengewölbe aufsteigt. Die Wand zwischen Mittel- und
Nordschiff ist westlich von 92 cm auf 1,62 m verstärkt, während die südliche
überhaupt 1,20 m dick ist. Daraus geht hervor, daß man sie durch einen Ober-
bau stärker belasten wollte, also wohl durch unmittelbar darauf ruhende Wände.
Die nördliche Halle ist, zweischiffig, durch zwei freistehende Säulen und zwei
Wandpfeiler geteilt, sonst gleich der Mittelhalle. Nur der östliche Wandpfeiler
geht nach Norden bis zur Treppe weiter, von hier führt eine neuere Treppe von
23 Stufen in zwei Absätzen auf die Höhe des Schloßhofes. Anders gestaltet ist
die Südhalle. Sie ist trapezförmig, da die Ostwand länger ist als die Westwand
und also die Südwand mit der Westwand einen etwas stumpfen Winkel bildet.
Vier Wand- und zwei Eckpfeiler sind bestimmt, die Gewölbe zu tragen; sie sind
aber ganz anders geordnet als in den beiden übrigen Schiffen: zwei Wandpfeiler
stehen in der Mitte der beiden Längswände, einer in der Mitte der Westwand.
Demnach haben die Gewölbe Tonnen mit Stichkappen nicht westöstlicher Rich-
tung, sondern nordsüdlicher. Dem westlichen Wandpfeiler muß also ein frei-
stehender Pfeiler in der Mitte des ganzen Raumes entsprochen haben.
Einzelheiten sind nicht erhalten. An der Ostwand sieht man vermauerte
Treppenstufen, während die jetzt gebrauchte Treppe an der Westseite hinabführt.
rj Als ich sie 4891 entdeckte, diente sie als Kartoffelkeller.