XIV. Fachwerkbaiiten.
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gezapft sind. Das ist natürlich nur so möglich, daß die Balken an ihren Enden Konstruktion,
um die Hälfte oder um zwei Drittel der Balkenstärke schwächer gemacht werden,
so daß diese Enden durch einen entsprechend schmalen Schlitz durch die Ständer
hindurchgesteckt werden können. Starke Bolzen, die außen durchgetrieben sind,
schützen die Balken vor dem Herausziehen. Diese Querbalkenlage teilt das Haus
in zwei Geschosse, hat aber außerdem die Aufgabe, den Stielen einen kräftigen
Halt zu geben und sie vor dem Einbiegen wie dem Ausbiegen zu schützen. Zu.
weiterer Versteifung des Gerüstes ist schließlich ein Kopf band angebracht, das
mit einem Zapfen („Brustzapfen“) im Stiel sitzt und oben seitlich mit sichtbar
bleibendem Blatt eingelassen und mit einem Holzbolzen verwahrt ist. Diese
Kopfbänder, die natürlich weit in das Zimmer hineinragen, geben dem Kaum
ein sonderbares Aussehen. Auch die Außenwand mutet wegen der zahlreichen
aus der Wandfläche vorspringenden Zapfen sehr merkwürdig an. Querbalken und
Abb. 248. Abb. 249.
Kopfbänder treten im Erdgeschoß wie im Obergeschoß auf. Konstruktiv bilden
die beiden Geschosse ein Ganzes; das obere Geschoß ist deshalb nicht eigentlich
ein neues Stockwerk, sondern nur ein sogen. Zwischengeschoß. Denn unter
einem Stockwerk versteht man selbständige, in sich abgeschlossene Teile eines
Ganzen, die alle Einzelglieder vollständig wiederholen, wie wir weiter unten
sehen werden. Daß trotz dieser urwüchsigen Bauweise solche Gebäude haltbar
sind, beweist das Haus selbst. Es ist das älteste Fachwerkhaus der Stadt und
muß mindestens in den Anfang des 15. Jahrhunderts zurückreichen, da ein ähn-
licher Bau in Braunschweig (Breite Straße 11) in das Jahr 1420 zurückreicht.
Die Konstruktion ist sogar noch älter als das um 1880 abgebrochene Haus in
Marburg von 1320, denn hier herrscht schon entwickelter Stockwerkbau. Es ist
deshalb nicht unmöglich, daß Word 3 in das 14. Jahrhundert zurückreicht; jeden-
falls ist es konstruktiv mit das älteste Fachwerkhaus in Deutschland. Es ist
nicht denkbar, daß man eine so urwüchsige häßliche Bauweise noch angewandt
Kreis Stadt Quedlinburg. 2. Teil 11
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gezapft sind. Das ist natürlich nur so möglich, daß die Balken an ihren Enden Konstruktion,
um die Hälfte oder um zwei Drittel der Balkenstärke schwächer gemacht werden,
so daß diese Enden durch einen entsprechend schmalen Schlitz durch die Ständer
hindurchgesteckt werden können. Starke Bolzen, die außen durchgetrieben sind,
schützen die Balken vor dem Herausziehen. Diese Querbalkenlage teilt das Haus
in zwei Geschosse, hat aber außerdem die Aufgabe, den Stielen einen kräftigen
Halt zu geben und sie vor dem Einbiegen wie dem Ausbiegen zu schützen. Zu.
weiterer Versteifung des Gerüstes ist schließlich ein Kopf band angebracht, das
mit einem Zapfen („Brustzapfen“) im Stiel sitzt und oben seitlich mit sichtbar
bleibendem Blatt eingelassen und mit einem Holzbolzen verwahrt ist. Diese
Kopfbänder, die natürlich weit in das Zimmer hineinragen, geben dem Kaum
ein sonderbares Aussehen. Auch die Außenwand mutet wegen der zahlreichen
aus der Wandfläche vorspringenden Zapfen sehr merkwürdig an. Querbalken und
Abb. 248. Abb. 249.
Kopfbänder treten im Erdgeschoß wie im Obergeschoß auf. Konstruktiv bilden
die beiden Geschosse ein Ganzes; das obere Geschoß ist deshalb nicht eigentlich
ein neues Stockwerk, sondern nur ein sogen. Zwischengeschoß. Denn unter
einem Stockwerk versteht man selbständige, in sich abgeschlossene Teile eines
Ganzen, die alle Einzelglieder vollständig wiederholen, wie wir weiter unten
sehen werden. Daß trotz dieser urwüchsigen Bauweise solche Gebäude haltbar
sind, beweist das Haus selbst. Es ist das älteste Fachwerkhaus der Stadt und
muß mindestens in den Anfang des 15. Jahrhunderts zurückreichen, da ein ähn-
licher Bau in Braunschweig (Breite Straße 11) in das Jahr 1420 zurückreicht.
Die Konstruktion ist sogar noch älter als das um 1880 abgebrochene Haus in
Marburg von 1320, denn hier herrscht schon entwickelter Stockwerkbau. Es ist
deshalb nicht unmöglich, daß Word 3 in das 14. Jahrhundert zurückreicht; jeden-
falls ist es konstruktiv mit das älteste Fachwerkhaus in Deutschland. Es ist
nicht denkbar, daß man eine so urwüchsige häßliche Bauweise noch angewandt
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