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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0080
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Kreis Eckartsberga.,

die Ueberreste aus der heidnischen Vorzeit beweisen, die sich im Walde westlich
von der oberen Burg bei Grabungen gefunden haben,1 und überhaupt aus der
ganzen Lage zu folgern ist. Es sind indess darüber nur sagenhafte Ueberlieferungen
bekannt, blosse Vermuthungen,2 denen die Beweise fehlen. In der beglaubigten
Geschichte erscheint der aus Sachsen stammende Graf Siegfried von Anhalt als
Erbauer der (oberen) Sachsenburg, durch die er das occupirte thüringische Gebiet
zu behaupten suchte, als er nach dem Tode des letzten Landgrafen Heinrich Raspe
in den Jahren 1247 —1249 als Prätendent auf die Erbschaft aufgetreten war und
sofort die Pfalz Sachsen besetzt hatte. Im Jahre 1255 ist als sein Vogt ein
„Tragobodo, castellanus in Sassenburch“ urkundlich nachgewiesen. Zu Anfang des
14. Jahrh. waren die Grafen von Hohnstein im Besitz, vermuthlich in Folge de1'
Heirath des Grafen Dietrich von Hohnstein mit Sophia von Anhalt. Die Grafen
Heinrich und Dietrich von Hohnstein übergaben 1319 bei einer Sühne die Häuser
zu der Sachsenburg an den Landgrafen Friedrich den Gebissenen, erhielten aber
dieselben mit allen dazu gehörigen Gütern, wie sie Graf Otto von Anhalt (der
letzte 1299 noch lebende Besitzer aus dem Askanischen Geschlechte) gehabt hatte,
von dem Landgrafen als Lehn zurück. Durch Vermählung der Oda von Hohnstein,
einer Tochter des vorgenannten Grafen Heinrich, mit, dem Grafen Heinrich von
Beichlingen kam die Burg wahrscheinlich als Heirathsgut an letztere Familie. In
einer Urkunde von 1363 nennen sich Heinrich und Hermann „dei gracia comites
de Bichlingen et in Sachsenborg“ (Schameiins p. 722. XVI.). Als letzte Be-
sitzerin aus diesem Geschlecht erscheint in Urkunden von 1400 - 140o „IHtydöe
grafftne cjtt Sicklhtgcu frouioe C3U bet (adninbttvg bes oloevn bitfe»."3 Vogt des
oberen Hauses war damals Albrecht. von Trebra, und 1404 kommt neben diesem
„Hubveaö Regelfuk, noib bes uebnoibmee ju beu Sadifenborgeu" als Zeuge vor.
Nach einer Urkunde vom 2. Mai 1408 erscheint dagegen die Sachsenburg mit
zugehöriger Vogtei als landgräflich thüringisches Besitzthum, und Heinrich von
Grüssen als landgräflicher Amtmann daselbst. Unterm 11. Juni 1425 urkundet
Landgraf Friedrich in Sachsinborg (Rein, 2,85 X. 18). Die Unterburg wurde
Sitz des Amts, zu welchem indess die Oberburg nicht gehörte, da Herzog Georg
nach 1500 das Burglehn zu Sachsenburg (s. Kannawurf, oben S 48) und das obere
Schloss zu Sachsenburg an Hans von Bendeleben verlieh, sich aber für Kriegs-
zeiten das Oeffnungs- und Besatzungsrecht vorbehielt.
Schon unter den Askaniern soll die Sachsenburg mehrmals zerstört worden
sein, und in dem nach dem ersten thüringischen Erbfolgekriege 1249 geschlossenen
Weissenfelser Friedensvertrage kamen beide Theile dahin überein, dass alle nach
dem Tode des Landgrafen Heinrich Raspe (f 1247) wieder aufgebauten Raubschlösser,
namentlich Sachsenburg und Vitzenburg wieder zerstört werden sollten. Dessen-
ungeachtet war die Sachsenburg 40 Jahr später eine starke gegen Adolf von Nassau
behauptete Veste, die auch nach der Zerstörung durch Rudolf von Habsburg noch

1 Thüringen und der Harz 4,55 f; Schumann. Lex. von Sachsen 10,88.
2 Vcrgl. die Zusammenstellung derselben bei Olcarius, Syntagma rer. tliur. 2,817. Dahin
gehört auch die Sage, dass die untere Burg ihren Namen „Hakenburg“ einem sächsischen Ritter
von Ilagke im (1. oder 10. Jahrh. zu verdanken habe.
3 Michelscn a. a 0. S. 62 — 70,
 
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