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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 46.1897

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Leiningen-Westerburg, Karl E. zu: Bibliothekzeichen: nach einem im bayer. Kunstgewerbeverein gehaltenen Vortrag über Exlibris
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https://doi.org/10.11588/diglit.7910#0066
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\28. Don L. Doepler d. I. (vgl. 5. 64.)

Weise. Daß man bezüglich des Wappens möglichst Stil
Einheit auf einem Ex Libris anstreben soll, diktirt schon
der gute Geschmack; denn in ein ganz in Rokoko aus
geführtes Blatt paßt weder ein gothischer Schild noch lhelm.

Lebensstellung, Art der Bibliothek und Jahreszahl
der Anfertigung des Ex Libris', sowie Aünstlermonogramm
oder der volle Name des Zeichners sollten nicht fehlen.
Für verschiedene Bücherformate kann man, wenn man
nicht ein einziges, für alle gemeinsames kleines Zeichen
vorzieht, nach altem Borbild ebenfalls verschiedene Größen
von einer Zeichnung anfertigen lassen, oder allenfalls
auch für jede Größe eine andere Zeichnung, was natürlich
die Zache vertheuert.

Wacht man eine Federzeichnung behufs Uebertragung
in Gliche, so mache man sie, größerer Deutlichkeit halber,
nicht zu klein, sondern uni ein gut Stück größer, als das
später auf photographischem Wege zu verkleinernde Ex Libris
selbst werden soll. Bei Arbeiten direkt auf den Stein
oder bei Holzschnitten nmß natürlich dagegen die Größe
von Zeichnung und Ausführung die gleiche sein.

Was das zu wählende Motiv anbelangt, so kann
man an Stand und Beruf, an Lieblingsneigungen oder
an die Art der betreffenden Fachbibliothek anknüpfen; der
Gelehrte oder Zurist kann z. B. Büchergruppirungen, der
Offieier oder Regimentsbibliotheken militärische, der Arzt
medicinische, der Theologe kirchliche Embleme, der Schrift-
steller Feder oder Theateranspielungen, der Themiker Retorten
u. dergl., der Wusikliebhaber musikalische Instrumente oder
Welodieen in Noten, der Bergfreund die Alpenflora,
Damen ihre Lieblingsblumen wählen u. s. w. Alle
mit oder ohne ihr Familien- oder ein Staats-, Orts-
oder Gewerkschafts wappen; Walern, Bildhauern und
Aunsthandwerkern dürfte es kauin schwer fallen, auf sich

und ihren Beruf passende Wotive zu finden; man kann
ferner Ansichten und Ausblicke auf kfeimathsorte, Stamm-
burgen, Schlösser, Billen, Airchthürme, Stadtwahrzeichen,
Lieblings- und Gedenkplätze, oder Ansichten der betreffenden
Bibliothekgebäude anbringen; ferner Portraits der Besitzer,
reiche Ornamentik, Stillleben, Genrebildchen heiteren oder
ernsteren Tharakters, Lieblingsideen, Erinnerungen, stilisirte
oder natürlich dargestellte Blumen, allgemeinere Eingaben
künstlerischer Empfindung — man sieht: Unendlich viel
läßt sich zur Ausschmückung der praktischen und zierenden
Blätter heranziehen: einengende Schranken sind außer den
Gesetzen guten Geschmackes und gesunden Verstandes nicht
vorhanden.

Bloß räthfelhafte Monogramms allein sind ebenso
wenig zu empfehlen, wie die schon erwähnten anonymen
Wappen oder gar die selten deutlichen, meistens halb oder
ganz verwischten, ästhetisch durchaus unschönen Farbstempel,
die vielleicht bei riesigen Bibliotheken berechtigt, sonst aber
überall zu verwerfen und zu vermeiden sind.

Faniiliendevisen auf Spruchbändern und in Rand-
leisten, Lebenssentenzen, eigene Berse, Dichterworte, Wahn-
worte hinsichtlich der Bücherrückgabe, allenfalsige Aus-
sparungen für Aatalogabtheilungen und Nummern lassen
sich auch leicht anbringen.

Das werthvollste, allerdings nicht gerade billigste, ist
und bleibt Aupferstich, Radirung und Heliogravüre,
billiger sind Lithographie, Ehromolithographie und kholz-
schnitt, welch Letzterer wegen der schönen starken und
kräftigen Striche nicht wann genug als beste Her-
stellungsart angerathen werden kann; das Billigste ist heut-
zutage Zinkätzung (Gliche) nach Federzeichnung. Da sollte
man wenigstens nicht u n nöthig knausern; denn man wird
sich sein ganzes Leben lang mehr an einem schönen Blatte
 
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