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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 46.1897

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Leiningen-Westerburg, Karl E. zu: Bibliothekzeichen: nach einem im bayer. Kunstgewerbeverein gehaltenen Vortrag über Exlibris
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https://doi.org/10.11588/diglit.7910#0067
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63 +

M i

■■■ L3*3 (30.
von Max Klinget,
(vgl. S. 6*.)

erfreuen, als an einem geringwerthigen,
und man hinterläßt der Nachwelt auch
besser ein reiches als ein armes Zeugniß
seines Geschmackes.

Die diesen Zeilen beigegebenen Ab-
bildungen von Bibliothekzeichen mögen
einzelne verschiedene Stile und Zeichen-
manieren illustriren. Alt und Neu, In-
land und Ausland sind berücksichtigt;
alle verschiedenen Abarten konnten hier
freilich nicht wiedergegeben werden, da
dies den Raum zu sehr überschreiten
würde. So fehlen z. B. u. A. Portrait»,
Interieur-, Ansichts-, Blumen- und alle-
gorisch ausgestattete Ex Libris; vom Aus-
land ist nur England und Amerika ver-
treten, obwohl auch Oesterreich, Ungarn,
Italien, Schweiz, Holland, Belgien, Frank-

heraldischer Regel prächtig ausfüllende Hopfenstaude das
sog. „redende" Wappen bildet. (Abb. (2(.)

Das kleine Blättchen mit „Sum Caroli Apiani" —
„Ich gehöre dem Karl Apian", zu Amberg, von ca. (570,
war das Ex Libris des einen Sohnes des berühmten
Geographen, Mathematikers und Astronomen Peter Apian
zu Ingolstadt. (Abb. {22.)

Das kleine zierliche bayrisch-pfälzische Wappen von

(6(8 ist eines der vielen Zeichen

der

hof-

herzoglich
und Staats-

reich, Spanien, Schweden, Däne-
mark, Rußland, Griechenland xc.
Ex Libris aufweisen.

Die ältesten und sehr viele
kolorirte Blätter findet derjenige,
welcher sich für solche besonders in-
teressirt, in den 7 Jahrgängen der
deutschen Ex Libris-Zeitschrift in
täuschend nachgemachten Faksimile-
Reproduktionen neben einer großen
Anzahl anderer Abbildungen von
moderneren Bibliothekzeichen.

Es erübrigt nur noch, die hier
abgebildeten Ex Libris selbst kurz zu
besprechen. Das Bibliothekzeichen
mit der heraldisch vortrefflich ge-
zeichneten Lilie und helmzier —
dessen Besitzer leider noch nicht er-
gründet wurde — ist wegen der
ziemlich sicher nachgewiesenen Per-
son des Zeichners höchst bemerkens-
werth: Ulan schreibt es Hans
Holbein zu; Zeit: ca. (520;

„3. V. 3." sind jedenfalls die Anfangsbuchstaben eines
Spruches. (Abb. ((st.)

Das Ex Libris mit dem heiligen Laurentius und
seinem Rost gehörte dem Propst zu Skt. Lorenz in Nürn-
berg, dem Er. hector Poem er und ist ebenfalls durch
den Zeichner, durch keinen geringeren, als Albrecht
Dürer, ausgezeichnet. Der Schild ist geviert von St. Lorenz
und Poemer; in den Ecken sind die Ahnenwappen hector
Poemer's; das „R. A. (325" bedeutet: Roefch Anno (525.
Roesch war der Formenschneider. (Abb. ((8.)

Nicht minder werthvoll durch seinen Stecher: Barthel
Be Ham, einen Schüler Dürer's, ist das seltene Blatt
mit dem Papagei und der Lilie im Schilde, von ca. (550;
aber auch der Besitzer, Hieronymus Baumgartner,
ein hervorragender Rechtsgelehrter und Senator zu Nürn-
berg, war ein berühmter Mann. (Abb. (20.)

Ein charakteristisch gezeichnetes Blatt ist das des
Er. med. Georg hobsinger aus Regensburg von
ca. (559, auf dem eine stilisirte, den Schild nach alter

(3(. von Anning Bell. (vgl. 5. s*.)

berg) und dem

bayrischen Bibliothek (heute kgl.
bibliothek zu München). (Abb. (23.)

Diese 6 Blätter sind gute Beispiele von heraldischen
Zeichnungen bezw. Ex Libris aus dem (6. und (7. Jahr-
hundert. Bekanntlich sind die Ex Libris der ersten Zeit,
d. h. des (5. bis (7. Jahrhunderts vorherrschend nur mit
Familien- oder Personal-Wappen geschmückt.

Ein vom bekannten Wolfgang Kilian aus Augs-
burg sehr sauber gestochenes Blatt ist das Bibliothekzeichen
des Klosters (Herren-) Ehiemfee,
unter Propst Rupprecht von (65((;
es enthält außer dem Ehiemfee'r
und österreichischen Wappenschilde
unter einem mit Mitra gezierten
Engelskopf noch das Bild des
heiligen Rupert. (Abb. (2p) '

Ein historisch ungemein in-
teressantes Ex Libris ist das der
„Bibliotheca Palatina“ zu
Heidelberg und Rom von (623.
Die sehr bezeichnende Inschrift über
und unter dem kurfürstlich bayrisch-
pfälzischen Wappenschilde lautet in
der Uebersetzung: „Ich (nämlich das
mit diesem Bibliothekzeichen ver-
sehene, alias gesicherte Buch) bin
aus der Bibliothek, die nach der
Einnahme von Heidelberg Maxi-
milian Herzog beider Bayern, des
heiligen römischen Reichs Erztruchseß
und Kurfürst, im Jahre Ehristi (623
zur Beute machte (nämlich in heidel-
Papst Gregor XV. als Siegestrophäe
sandte (nach Rom)." Gestochen ist dieses vornehme, schöne
Blatt von Raphael Sadeler in München. (Abb. (25.)

Das Ex Libris mit den drei Lilien ist das Bibliothek-
zeichen des Kol-
legs St. Ludwig
zu Metz, Holz-
fchuitt von I. M.
papillon von circa
(760; es ist ein
gutesBeispielfür's
Rokoko unter Lud-
wig XV. (Abb.

(26.)

Aus der Neu-
zeit sehen wir ein
Blatt von M.
h u p p' s Meister-
hand: Er. Max ;z2. von Marcns Benjamin, (vgl. 5. s*.)
 
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