Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 46.1897

DOI Artikel:
Leiningen-Westerburg, Karl E. zu: Bibliothekzeichen: nach einem im bayer. Kunstgewerbeverein gehaltenen Vortrag über Exlibris
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7910#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
■+- 64 -+■

^33.

Don £. N). Lsterborn.
(vgl. S. 6-t.)

Bär's Ex Libris (2lbb. (27), das deutlich genug für sich
spricht — sowie als Vertreter Berliner Ex Elbris-Klein-
kunst: Meister <£. Doepler mit seinem eigenen von
(8st2 und dem des Kgl. Kunstgewerbemuseums von

(895, auf welchen: unter dem
preußischen Adler die Schilde
der Kunst und des Kunst-
gewerbes stehen. (Kbb. (28
und (29). Das hier auf der
Tafel abgebildete Bibliothek-
zeichen des Frhrn. von Lipper-
heide, für große Prachtwerke
bestimmt, ist, aus der geschick-
ten Feder unseres Münchener
Meisters K. Rickelt stammend,
wohl mit das vornehmste und
edelste Ex Libris der Neuzeit.

Vom berühmten Maler-
Radirer Max Klinger in
Leipzig sieht man das origi-
nelle , humoristisch angelegte
Ex Libris seines Bruders,
Prof. Er. f}. Klinger in Königsberg i. Pr., von (879. Die
Lampe deutet auf eine Erfindung h. Klinger's, der chemische
Thermometer steht an Stelle der Lanze; der alte Tylinder-
hut erinnert an die Leipziger Verballhornisirung des Mortes
Thialdehyden in „die altehiete", und die Retortenvorlage mit
ihrer nicht mißzuverstehenden Gesäßform aus den stark üblen
Geruch ebendieser Thialdehyde. (Abb. (50.) Als Ex Libris*
Muster eines der ersten englischen Ex Libris-Zeichner,
R. Anning Bell's, ist hier das Ex Libris des Fräu-
leins Nora Beatrice Dicksee abgebildet, welches be-
sonders gut Bell's Manier und die momentane, englische
Geschmacksrichtung wiederspiegelt. (Kbb. (3(.) (Einige
weitere Ex Libris folgen in beiliegender „Rundschau" Nr. 7.)

Englands moderner Haupt-Ex Libris-Repräfentant ist
aber der Kupferstecher T. M. Sherborn zu London, dessen
seine Kunst das Ex Libris des Fräuleins Margaret
White von (89^ zeigt (Abb. (33); dieser fleißige und
kunstvolle Kleinmeister hat bereits nahe an 300 solcher
Ex Libris radirt und gestochen, fürwahr ein eminentes
„Merk"! Er hat sich zwar eine eigene Manier geschaffen,
lehnt sich aber in Komposition und Stich — wenn inan
von einigen damit verbundenen, echt englischen Steifheiten
absieht — auffallender und erfreulicher Meise eng an unsere
deutschen Kleinmeister des (6. Iahrh. h. S. Beham,
Aldegrever, Le Blond und Virgil Solls an.

In Amerika fand Sherborn in E. D. French
von New-Pork einen ebenbürtigen Rivalen, der ihm, ohne
ihn zu kopiren, doch in Manchem nahesteht: French's

*34. von <E. D. French. (Vgl. S. 6-u)

Zeichnung ist oft graciös, seine Technik meisterhaft, wenn-
gleich sie an Tiefe und Schärfe manchmal die Sherborn's
nicht erreicht. Von French findet man hier als Beispiel
sein eigenes Ex Libris mit der Volapükinschrift von (893;
Astern und Chrysan-
themen gibt er, wie
überhaupt Blumen
und Pflanzen, vor-
trefflich wieder. (Ab-
bildung (5p)

Als weiteres ori-
ginelles amerikani-
sches Beispiel ist noch
ein Blatt Marcus
BenjaminvonNew-
pork reproducirt, wel-
ches lebhaft an un-
seren Busch erinnert.

(Abb. (32.)

ZumBeweise,daß
die Ex Libris-Kultur,
wenn ich's so nennen darf, auch schon in den fernen Osten
gedrungen ist, erwähne ich nur noch kurz, daß es schon
seit einigen Jahren auch japanische Ex Libris gibt.

Mas aber dem Japaner recht ist, soll auch dem
Münchener billig sein. Jeder Leser kann selbst Mit-
wirken, daß die gute alte Sitte der Bibliothekzeichen
wieder inehr in Aufnahme kommt. Man kann sich
selbst oder Anderen solche Ex Libris zeichnen, malen oder
radiren oder dies von Anderen ausführen lassen. Es gibt
dies eine neue sinnreiche Art von Geschenken „Dedikationen"
und am Ende gar von Vielliebchen (schon dagewesen!), die
wohl immer willkommen sein werden; man stifte seinen
Vereinen ein solches Zeichen; offene oder stille Mäcene
mögen junge, unbemittelte Kunstjünger durch Bestellungen
unterstützen und erfreuen; die Damen-Ex Libris sind nicht
allein in England, sondern auch bei uns stark in Mode
gekommen — also aus zur frischen und fröhlichen
Wiederbelebung dieser guten alten deutschen
Sitte, die einst einzig und allein von Süddeutschland
ausgegangen istl

Sollte ich mit dieser Abhandlung dem Einen oder
Anderen etwas Neues gebracht oder da und dort ein
neues Bibliothekzeichen durch meine Morte angeregt haben,
so wird es mich im Interesse der Sache aufrichtig freuen.
Für meine Sammlung aber erbitte ich ein wohl-
wollendes Gedenken, wenn neue Blätter entstanden
sein sollten. Ich werde mich für zugesandte Exemplare
stets gerne revanchiren.

L.L.Graf zu Lemingen-tvekterburg, Rittmeister a.D. in München.

OCnfWg kunstgewerblichen (DusterblMer.

Taf. 25. Kn min für das Schloß des Tommerzienrath w. Stieb er
in Roth n. 5. Entworfen von Prof. £. Walther, Nürnberg, ansgeführt von der
Marmorindustrie Kiefer in Kiefersfelden. — Dieser Kamin besteht aus röthlichem
Marmor; er bildete eines der hervorragendsten Stücke der oberbayerischen Abtheilung
auf der letztjährigen Nürnberger Ausstellung, kam aber zu spät, um noch in den be-
treffenden Bericht unserer Zeitschrift aufgenommen werden zu können.

Taf. 26. Bibliothekszeichen. Zeichnung von Karl Rickelt, München.

Taf. 27. Schießauszeichnung. Jm Auftrag Sr. König!. Hoheit des Prinz -
regenten Luitpold von Bayern ausgeführt von Hofsilberarbeiter E. Wollen-
weber; modellirt und ciselirt von Bildhauer Gottlob Wilhelm, München. — Eine

solche Schießauszeichnung wird seit dem letzten Jahre jeweils jenen Hauptleuten ver-
liehen, deren Truppe innerhalb der gleichen Waffengattung die beste Gesammtjahres-
leistung im Schießen aufweist; entsprechend den verschiedenen Waffengattungen sind
auch die unten angebrachten Embleme verschieden, so daß dreierlei Modelle dafür noth-
wendig waren und zwar für Infanterie, Fuß- und Feldartillerie. Größe der Silber-
tafel 15:50 cm.

Taf. 28. Lederflechtarbeiten. Aus dem Hamburger Museum für Kunst
und Gewerbe. Gezeichnet von 2} a a f e. — Die Tasche aus buntem geflochtenem
Leder ist wahrscheinlich französische Arbeit aus dem J8. Iahrh. ; die Tasche selbst hat
eine Länge von 20, eine Breite von ^ cm. — Die andere Flechtarbeit (Theil eines
Pferdegeschirres) stammt aus Süddeutschland, H8. Iahrh. Darstellung in % d. w. Gr.

hierzu „kunstgewerbliche Rundschau" Nr. 7.

verantw. Red.: Prof. £. Gmelin. — kferausgegeben vom Bayer. Lunktgewerbe-Verein. — Druck und Verlag von R. Gldenbourg, München.
 
Annotationen