Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Blinkenberg, Christian
Archaeologische Studien — Kopenhagen: Gyldendal [u.a.], 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52553#0078
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
64

darbringung gefeiert, in anderen dagegen nicht. Es liegt darin
nichts wunderliches, nichts was gegen den Sinn des Votiv-
reliefs stritte. Dies sollte ja nicht ein abstraktes Bild der
Gottheit geben, sondern eben diejenige Gottheit darstellen,
die in dem bestimmten Heiligtum, wo das Relief aufgestellt
war, verehrt wurde. Das Votivrelief hat deshalb einen aus-
gesprochen lokalen Charakter. Wenn das Heiligtum in
der Nachbarschaft anderer Heiligtümer lag, war es sehr nahe
liegend, die gefeierte Gottheit in ihren natürlichen Umge-
bungen abzubilden, d. h. von den anderen Göttern umgeben,
die an demselben Ort einen Kult hatten.
IV.
In welcher Absicht das Relief von Griechenland nach
Italien überführt wurde, weiss man nicht. Es liegt aber jeden-
falls die Möglichkeit vor, dass zwischen den Umgebungen, in
welche das Relief nach der oben gegebenen Bestimmung
gehört hat, und dem Ort, wo es gefunden wurde, eine Ver-
bindung besteht.
Als Fundort wird angegeben dieViaAppia in der Nähe
vom Grabmal der Caecilia Metella. Ein wenig weiter von
der Stadt entfernt liegt am appischen Weg Aricia, wo im
Altertum ein berühmtes Heiligtum der Diana lag. Äusser der
Göttin wurde hier eine männliche Gottheit, Virbius, verehrt,
der von Alters her sehr angesehen war; er hatte einen be-
sonderen Priester (flamen Virbialis), und die Steigung des
appischen Weges in der Nähe von Aricia wurde nach ihm
clivus Virbii genannt. Virbius wurde von den Latinern mit
Hippolytos identificirt; eine bekannte Überlieferung erzählte,
dass Hippolytos von Asklepios nach dem Tode wieder belebt
wurde, und dass Diana ihn in ihren heiligen Hain bei Aricia
aufnahm. Es ist also wohl möglich, dass das Hippolytosrelief
dahin gebracht wurde, um im Heiligtum als Weihgeschenk
aufgestellt zu werden. Sicher ist, dass ein anderes ansehn-
liches griechisches Werk ähnlicher Art dies Schicksal gehabt
hat. Es ist dies das bekannte archaische Relief, das im aus-
 
Annotationen