blieb das Interesse der Landschaftsmalerei gegeniiber nur dort aufrecht, wo diese schon seit
dem spiiten Mittelalter eine bedeutende Uberlieferung hatte : in Flandern. Solange aber Flandern,
oder besser gesagt die Niederlande, die deutschen Gebiete, auch die Schweiz inbegriffen, schon
in der spatgotischen Malerei zahlreiche hervorragende Beispiele aufweisen, wo im Hintergrund
kirchlicher Bilder die Schilderung der Natur fast naturalistisch ist, kann in Spanien die immer
noch recht schematische Andeutung der Natur, die meistens nach fremden Mustern, auf Grunde
von deutschen oder niederlandischen Stichen aufs Gemalde kamen, im gemusterten vergoldeten
Hintergrund, inzwischen den Brokatstoffen und Vorhangen kommen sie kaum zur Geltung.
Auch Carl Justi weist auf diesen Umstand hin, ais er im Zusammenhang mit dem 1445 auf
Bestellung der Ratsherren von Barcelona gemalten grossen Altar von Luis Dalmau sagt, es
komme auf diesem Werk in Spanien zum ersten Małe vor „die Verbannung der edlen Metalle,
Ersatz der geputzten Gold- und Brokatfliichen durch die Landschaft, auf dereń Schónheit
der Sudlander keinen grossen Wert legt".a Beziiglich des Eyckschen Ursprungs des Pracht-
werkes von Dalmau stellte er fest, dass die Darstellung der Natur niederlandischen Ursprungs
in Spanien keine Nachfolger hatte. Es besteht kein Zweifel, dass die Landschaftschilderung
nicht einmal in dem elegant-urbanen Katalonien, in den Werken der hervorragendsten Meister
Wurzel fassen konnte, sogar nicht in den Hintergriinden der Altarbilder.
Auch die Maler des sich fiir die italienische Einwirkung ziemlich friih eroffnenden Valenz
bewiesen in der ersten Halfte des XVI. Jhs fiir die Landschaftsmalerei ein sehr massiges Inter-
esse, und blieben auch dann in den meisten Fallen servile Kopisten schematischer, entfernter
und miteinander kaum zusammenhangender Vorbilder.
Von den in dem Dokumentenmaterial erwahnten, hauptsachlich Sevillanischen und Madrider
Landschaftsschilderungen abgesehen, kniipfen sich die ersten der iiberlieferten spanischen
Landschafts- bzw. Stadte-Ansichten auch weiterhin an den Namen des Greco. Obwohl heute
nur mehr die beiden visionsartigen Ansichten des vom Tajo umgebenen Toledo des Meisters
vorhanden sind, waren das weitaus nicht die einzigen Landschaftschilderungen des Greco.
Wenn wir auch die Werke des Meisters und der Werkstatte ausser Acht lassen, auf denen im
Hintergrund, auf dem unteren Teil des Bildes irgendeine Stadt, in den meisten Fallen Toledo
ahnungsvoll hervorschimmert3 und die wichtigeren Gebaude unverkennbar bezeichnet werden,
berichtet uns das Dokumentenmaterial, dass sowohl El Greco, ais auch sein Solin, Jorge Manuel
mehrere Landschaften gemalt haben.
Das 1910 von F. de B. de San Roman zuerst veróffentlichte Inventar4 beschreibt un toledo
und dos paises de toledo und in dem Inventar No. 25 kommen drei Landschaften von Toledo
und sechs angefangene Landschaften, moglicherweise die Werke von Jorge Manuel vor.
Das im Museum von Toledo aufbewahrte Gemalde Ansicht und Plan von Toledo (132x228 cm),
das nach 1610 entstanden ist war vermutlich Eigentum des Pedro Salazar de Mendoza, des
Administrators des Hospital de San Juan Bautista Extramuros. In dem 1629 niedergelegten
Nachlassverzeichnis kommen, ohne Benennung des Malers mehrere Landschaften vor, von
denen wahrscheinlich un pais de Toledo hacia el puentę de Alcantara die grosse Ansicht war,6
ausser der noch eine grosse Landschaft beweisen kann (cinco paises grandes), dass die Landschaf-
ten bei den grossen Herrschaften, sogar vielleicht in den Heimen des Dienstadels keine Seltenheit
2. Miscellancen aus drei Jahrhunderten Spanischen Kunsllebens, I, Berlin, 1908, S. 314.
3. Solche Veduten sehen wir u.a. am Laokoon und ain vermutlich von der Greco-Werkstatt stammenden Christus am Kreuz
(Cincinnati, Art Museum).
4. El Greco en Toledo, Madrid, 1910, S. 189—197.
5. F. de B. de San Roman, „De la vida del Greco", Archivo Espanol de arie y Arąueologia, III, 1927, S. 285—309.
6. H.E. Wethey, El Greco and his School, Princeton, 1962, II, S. 82. Inventario de los bienes de Pedro Salasar de Mendoza
1629, julius 13, Protocolo No. 1459. Folio 512v., No. 236 und 240 folio 514; No. 307. Archivo de Protocolos de Toledo.
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dem spiiten Mittelalter eine bedeutende Uberlieferung hatte : in Flandern. Solange aber Flandern,
oder besser gesagt die Niederlande, die deutschen Gebiete, auch die Schweiz inbegriffen, schon
in der spatgotischen Malerei zahlreiche hervorragende Beispiele aufweisen, wo im Hintergrund
kirchlicher Bilder die Schilderung der Natur fast naturalistisch ist, kann in Spanien die immer
noch recht schematische Andeutung der Natur, die meistens nach fremden Mustern, auf Grunde
von deutschen oder niederlandischen Stichen aufs Gemalde kamen, im gemusterten vergoldeten
Hintergrund, inzwischen den Brokatstoffen und Vorhangen kommen sie kaum zur Geltung.
Auch Carl Justi weist auf diesen Umstand hin, ais er im Zusammenhang mit dem 1445 auf
Bestellung der Ratsherren von Barcelona gemalten grossen Altar von Luis Dalmau sagt, es
komme auf diesem Werk in Spanien zum ersten Małe vor „die Verbannung der edlen Metalle,
Ersatz der geputzten Gold- und Brokatfliichen durch die Landschaft, auf dereń Schónheit
der Sudlander keinen grossen Wert legt".a Beziiglich des Eyckschen Ursprungs des Pracht-
werkes von Dalmau stellte er fest, dass die Darstellung der Natur niederlandischen Ursprungs
in Spanien keine Nachfolger hatte. Es besteht kein Zweifel, dass die Landschaftschilderung
nicht einmal in dem elegant-urbanen Katalonien, in den Werken der hervorragendsten Meister
Wurzel fassen konnte, sogar nicht in den Hintergriinden der Altarbilder.
Auch die Maler des sich fiir die italienische Einwirkung ziemlich friih eroffnenden Valenz
bewiesen in der ersten Halfte des XVI. Jhs fiir die Landschaftsmalerei ein sehr massiges Inter-
esse, und blieben auch dann in den meisten Fallen servile Kopisten schematischer, entfernter
und miteinander kaum zusammenhangender Vorbilder.
Von den in dem Dokumentenmaterial erwahnten, hauptsachlich Sevillanischen und Madrider
Landschaftsschilderungen abgesehen, kniipfen sich die ersten der iiberlieferten spanischen
Landschafts- bzw. Stadte-Ansichten auch weiterhin an den Namen des Greco. Obwohl heute
nur mehr die beiden visionsartigen Ansichten des vom Tajo umgebenen Toledo des Meisters
vorhanden sind, waren das weitaus nicht die einzigen Landschaftschilderungen des Greco.
Wenn wir auch die Werke des Meisters und der Werkstatte ausser Acht lassen, auf denen im
Hintergrund, auf dem unteren Teil des Bildes irgendeine Stadt, in den meisten Fallen Toledo
ahnungsvoll hervorschimmert3 und die wichtigeren Gebaude unverkennbar bezeichnet werden,
berichtet uns das Dokumentenmaterial, dass sowohl El Greco, ais auch sein Solin, Jorge Manuel
mehrere Landschaften gemalt haben.
Das 1910 von F. de B. de San Roman zuerst veróffentlichte Inventar4 beschreibt un toledo
und dos paises de toledo und in dem Inventar No. 25 kommen drei Landschaften von Toledo
und sechs angefangene Landschaften, moglicherweise die Werke von Jorge Manuel vor.
Das im Museum von Toledo aufbewahrte Gemalde Ansicht und Plan von Toledo (132x228 cm),
das nach 1610 entstanden ist war vermutlich Eigentum des Pedro Salazar de Mendoza, des
Administrators des Hospital de San Juan Bautista Extramuros. In dem 1629 niedergelegten
Nachlassverzeichnis kommen, ohne Benennung des Malers mehrere Landschaften vor, von
denen wahrscheinlich un pais de Toledo hacia el puentę de Alcantara die grosse Ansicht war,6
ausser der noch eine grosse Landschaft beweisen kann (cinco paises grandes), dass die Landschaf-
ten bei den grossen Herrschaften, sogar vielleicht in den Heimen des Dienstadels keine Seltenheit
2. Miscellancen aus drei Jahrhunderten Spanischen Kunsllebens, I, Berlin, 1908, S. 314.
3. Solche Veduten sehen wir u.a. am Laokoon und ain vermutlich von der Greco-Werkstatt stammenden Christus am Kreuz
(Cincinnati, Art Museum).
4. El Greco en Toledo, Madrid, 1910, S. 189—197.
5. F. de B. de San Roman, „De la vida del Greco", Archivo Espanol de arie y Arąueologia, III, 1927, S. 285—309.
6. H.E. Wethey, El Greco and his School, Princeton, 1962, II, S. 82. Inventario de los bienes de Pedro Salasar de Mendoza
1629, julius 13, Protocolo No. 1459. Folio 512v., No. 236 und 240 folio 514; No. 307. Archivo de Protocolos de Toledo.
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