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1. Hans Thoma, Bildnis des Malers Wilhelm Stelnhausen, 1869, Ól auf Leinwand, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle
(Photo nach Ausstellungskatalog, Hans Thoma und sein Kreis, Gemalde aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe,
Staatsgalerie Stuttgart, 1961-1962, ©Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig, 1909)

Unterschiede verband sie eine kritische Einstellung zur akademischen Malerei ihrerZeit und auch das
Streben nach neuen Ausdrucksmitteln.

Aus dieser Sturm- und Drangzeit stammt das beruhmte Bildnis von 1869 (III. 1)8, das Steinhausen in
vóllig lockere Haltung im Schaukelstuhl, nachsinnend und mit einem Buch in der Hand darstellt. Die
Naturlichkeit, der sogar das fur das Portrat untypische langliche Bildformat untergeordnet wurde,
erinnert sowohl an den von Ruhmer behandelten Typ der Bildnisse aus dem Leibl-Kreis ais auch an die
Bildnisse franzósischer Kunstler, die von ihren Freunden, Realisten, gemalt wurden und auf denen, wie
Nochlin schreibt: "Poses are often informal, casual, candid, or even awkward, at times to suggest the
momentary or fortuitous naturę of the image, at others, or coincidentally, to suggest the free and easy
manners, the informal way of life within the milieu of advanced artists"9. Das Buch in der Hand des
Portratierten kann eine Anspielung an die genannten Kunstdispute oderan die Bildung Steinhausens
sein. BesaB er doch, wie Inge Eichler hervorhob10, gro3es Wissen in verschiedenen wissenschaftlichen
Disziplinen - in Geographie, Geschichte, Literatur, Philosophie, Botanik, Kunstgeschichte. Mit diesem
Wissen diente er stets dem weniger gebildeten Thoma.

Zum zweiten Mai trafen sich die Kunstler fur langer in Munchen, in der ersten Halfte der siebziger
Jahre. Das Steinhausensche Schaffen fand diesmal mehr Anerkennung in Thomas Augen. Davon
zeugen bestimmte Anregungen, die sich in den religiosen Gemalden des Kunstlers nachweisen lassen
und von Christa von Helmolt aufgezeigt wurden11. Beide Kunstler pflegten ebenso rege Kontakte wie

8. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; vg(. H. Thode, Thoma. Des Meisters Gemalde, K.d.K., Stuttgart u. Leipzig, 1909, III. S. 23.

9. L. Nochlin, Realism, Harmonsworth, 1971, S. 188.
10.1. Eichler, op.cil., S. 4.

11. Hans Thoma. Lebensbllder, Gemaldeausstellung zum 150. Geburstag, Augustinermuseum, Freiburg im Breisgau, 1989, S. 83-84.

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