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Bulletin du Musée National de Varsovie: [inkl. Index 1975-1997] — 38.1997

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Urbaniak-Walczak, Katarzyna: Eine kleine Gruppe von Koptischen Textilien in der Sammlung des Nationalmuseums in Warschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.18946#0025
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zeigen, worauf bereits D. Renner hingewiesen hat, eine vereinfachte ägyptisch-
koptische Version des alexandrmisch-hellenistischen Themas der „Nilotischen
Szenen” auf späteren Wirkereien4".

Technisch und stilistisch am nächsten stehen den Warschauer Stücken
Fragmente, die angeblich auch aus Ashmunein/Hermopolis stammen, und
heute in der Michigan Collection44 aufbewahrt werden. Sie weisen dieselben
vereinfachten Formen und bildmalerischen Qualitäten auf und werden spät
datiert44. Sie sind ähnlich wie die Warschauer Stoffe sehr beschädigt und
bestehen aus kleinen Fragmenten, die auf Fetzen von verschiedener Größe
aufgeheftet bzw. aufgeklebt worden sind.

Zu Vergleichen bieten sich auch Figuren mit erhobenen Händen auf einem
quadratischen Besatzstück in Trier46 aus dem 6.-8. Jh., und auf einem Fragment
im Touvre4/ aus dem 10. Jh. an. Weitere Beispiele für mit Pflanzenmotiven
und nilotischen Szenen gefüllte Zierstreifen, die in das 9. und 10. Jh. datiert
werden, finden sich ebenfalls in Paris46.

Auf Grund der meist zu spät angesetzten Datierungen von du Bourguet
lassen sich die hier vorgestellten Fragmente etwas früher, nämlich in das 8-/9.
Jh., ansetzen. Darüber hinaus ist die Bordüre unserer zwei Stücke in das 9. Jh.
oder etwas später zu datieren49.

Da eines der Vergleichstücke aus dem Louvre und vier der Michigan
Collection angeblich aus Ashmunein/Hermopolis stammen, kann man für die
besprochenen fünf Stofffragmente aus der Sammlung des Nationalmuseums
in Warschau auch auf eine solche Provenienz schließen. Denn alle diese
Wirkereien kamen um 1939 aus Ägypten und sind, wie oben gesagt, vom
Warschauer Antiquar Franciszek Studzinski als eine kleine homogene Gruppe
von Textilien angekauft.

43 D. Renner, Die koptischen Textilien in den Vatikanischen Museen, Monumenti Musei e Gallerie
Pontificie Pinacoteca Vaticana, Kat., Bd. 2, Wiesbaden 1982, 6 und die dort angefürten Belege.

44 L. M. Wilson, Ancient Textiles from Egypt in the University of Michigan Collection, Ann Arbor
1933, Nos. 155, 157, PI. XIV und Nos. 163, 164, PI. XVI. Zur Provenienz vgl. Part II:
Introduction.

45 L. M. Wilson, op. cit., S. 60.

46 VII.150, 6.-8. Jh., Trier, Städtisches Museum Simeonstift, C. Nauerth, Die koptischen Textilien
der Sammlung Wilhelm Rautenstrauch im Städtischen Museum Simeonstift Trier, Kat., Trier 1989,
S.132, Fach 59, Taf. 49.

47 Inv.-Nr. X 4844, 10. Jh., Paris, Musée National du Louvre, E du Bourguet, op. cit., G 189.

48 Ebenda und Inv.-Nr. X 4387, 9. Jh., Paris, Musée National du Louvre, E du Bourguet, op. cit.,
F 141.

49 I. Peter, op. cit., S. 95. An dieser Stelle möchte ich aber nochmals auf die Problematik der
Datierung koptischer Textilien hinweisen, die aus dem Umstand herrührt, daß es kaum Stücke aus
wissenschaftlichen Ausgrabungen gibt, und daher keine Datierungen aus dem jeweiligen Kontext
möglich sind.
 
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