6
Romanische Epoche.
Erst im XI. Jahrh. beginnt langsam aber stetig und fast
gleichzeitig in verschiedenen Teilen Italiens eine nationale
Kunst wieder einzusetzen; zunächst in der Architektur, welche
allmählich auch die Plastik zu ihrer Beihilfe heranzieht. Dieselbe
erstarkt während des XII. Jahrh. im gesunden Anschlufs an die
Baukunst und gelangt um die Mitte des XIII. Jahrh. zu einer
selbständigen künstlerischen Entfaltung. Für den Verlauf dieser
Entwickelung in den einzelnen Teilen Italiens ist nament-
lich der verschiedene Einflufs mafsgebend, der von aufsen auf
die bildnerische Thätigkeit einwirkt. In Venedig und seiner
Nachbarschaft bleiben für lange Zeit noch die Vorbilder der
byzantinischen Bildwerke der Ausgangspunkt für die einheimische
Plastik. In Süditalien und Sicilien sind gleichfalls byzantinische
Künstler noch bis in das XII. Jahrh. thätig; neben ihnen macht
sich aber auch arabischer Einflufs in eigentümlicher Weise
geltend. Unabhängiger von der östlichen Kunst zeigt sich die
Plastik in Mittel- und Oberitalien. In Mittelitalien, in Rom wie
in Toskana in eigener Weise, bilden die zahlreichen Ueberreste
spätrömischer und etrurischer Plastik den Anhalt für die ersten
unbeholfenen Versuche in der eigenen Kunstübung. Am selb-
ständigsten und bedeutsamsten entwickelt sich die plastische
Kunst von vornherein in der Lombardei, zuerst in Mailand und
Verona, dann namentlich in Parma und Modena; lombardische
Steinmetzen und Bildhauer verbreiten sich weiter über Ober-
und Mittelitalien und tragen auch hier zu einer freieren, selbst-
ständigen Entwickelung der Plastik wesentlich bei.
Süditalien war als Be-
standteil des oströmischen
Kaiserreichs auch in
künstlerischer Beziehung
von Byzanz abhängig ge-
blieben und diese Ab-
hängigkeit bekundete sich
auch noch, nachdem ganz
Sicilien in die Hände der
Araber fiel und Ende
des XL Jahrh. Süditalien
samt Sicilien von den Nor-
mannen erobert wurde.
Derbildnerische Schmuck
der kirchlichen Monu-
mente hat entweder rein
ornamentalen Charakter
oder die Bildwerke tragen
auch im Grofsen den Stil
der Kleinkunst. Dies
gilt namentlich für die
454. Elfenbeinrelief der Kreuzigung.
Romanische Epoche.
Erst im XI. Jahrh. beginnt langsam aber stetig und fast
gleichzeitig in verschiedenen Teilen Italiens eine nationale
Kunst wieder einzusetzen; zunächst in der Architektur, welche
allmählich auch die Plastik zu ihrer Beihilfe heranzieht. Dieselbe
erstarkt während des XII. Jahrh. im gesunden Anschlufs an die
Baukunst und gelangt um die Mitte des XIII. Jahrh. zu einer
selbständigen künstlerischen Entfaltung. Für den Verlauf dieser
Entwickelung in den einzelnen Teilen Italiens ist nament-
lich der verschiedene Einflufs mafsgebend, der von aufsen auf
die bildnerische Thätigkeit einwirkt. In Venedig und seiner
Nachbarschaft bleiben für lange Zeit noch die Vorbilder der
byzantinischen Bildwerke der Ausgangspunkt für die einheimische
Plastik. In Süditalien und Sicilien sind gleichfalls byzantinische
Künstler noch bis in das XII. Jahrh. thätig; neben ihnen macht
sich aber auch arabischer Einflufs in eigentümlicher Weise
geltend. Unabhängiger von der östlichen Kunst zeigt sich die
Plastik in Mittel- und Oberitalien. In Mittelitalien, in Rom wie
in Toskana in eigener Weise, bilden die zahlreichen Ueberreste
spätrömischer und etrurischer Plastik den Anhalt für die ersten
unbeholfenen Versuche in der eigenen Kunstübung. Am selb-
ständigsten und bedeutsamsten entwickelt sich die plastische
Kunst von vornherein in der Lombardei, zuerst in Mailand und
Verona, dann namentlich in Parma und Modena; lombardische
Steinmetzen und Bildhauer verbreiten sich weiter über Ober-
und Mittelitalien und tragen auch hier zu einer freieren, selbst-
ständigen Entwickelung der Plastik wesentlich bei.
Süditalien war als Be-
standteil des oströmischen
Kaiserreichs auch in
künstlerischer Beziehung
von Byzanz abhängig ge-
blieben und diese Ab-
hängigkeit bekundete sich
auch noch, nachdem ganz
Sicilien in die Hände der
Araber fiel und Ende
des XL Jahrh. Süditalien
samt Sicilien von den Nor-
mannen erobert wurde.
Derbildnerische Schmuck
der kirchlichen Monu-
mente hat entweder rein
ornamentalen Charakter
oder die Bildwerke tragen
auch im Grofsen den Stil
der Kleinkunst. Dies
gilt namentlich für die
454. Elfenbeinrelief der Kreuzigung.