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Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0439

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428

IL Die Angriffswaffen.

Eine besondere Gattung unter den Bolzen für den Gebrauch
im Kriege bildeten die Brandpfeile (fleches incendiaires, falariques).
Sie waren mit Brandballen ausgerüstet und besafsen Spitzen mit
Widerhaken (tetes barbelees), um das Haftenbleiben an dem anzu-
zündenden Gegenstande zu sichern. (Fig. 505 a und b.)

Waren für den Krieg die Formen für die Bolzen im allgemeinen
wenig unterschieden, so war für den Gebrauch auf der Jagd gerade
das Gegenteil der Fall. Je nach der Gröfse und Gattung des Wildes
kommen hier die mannigfaltigsten Spitzeneisenformen vor. Ihrer Ge-
stalt nach unterscheiden wir Stichbolzen (Fig. 506a, 507a) mit
spitzigen Eisen, leichte für gröfseres Federwild, schwere und scharfe
ausschliefslich für Haarwild und zur Bärenjagd.

Bolzenspitzen mit Widerhaken (Fig. 507 b) kamen bei Brand-
pfeilen, sonst aber selbst im frühen Mittelalter für Krieg und Jagd
wenig in Verwendung. Man führte sie in Spanien, wo sie durch die

a. b. c. d.

Fig. 5°7-

Fig. 507. Formen von Bolzeneisen.

a. Stichbolzeneisen.

b. Grofses bärtiges Eisen.

c. Schneidebolzeneisen.

d. Gabelbolzeneisen.

Königliches Zeughaus in Berlin.

Mauren in die christlichen Heere gekommen waren; auch in England
wurden zahlreichere bärtige Spitzen ausgegraben, sonst kommen derlei
Formen gemeiniglich nur bei Bogenpfeilen vor. Schlag- oder Prell-
bolzen (matras) mit ganz flachen, platten oder abgerundeten Eisen
waren dazu bestimmt, das Wild statt es zu töten, blofs zu betäuben,
damit das kostbare Fell nicht verletzt und, falls das Wild nicht zu-
sammenbrach, der kostbaren Bolzen nicht verloren wurde Daraus ergibt
 
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