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Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0635

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VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.

gungsturme „la Porte de Hai" untergebracht, der von der alten Be-
festigung Brüssel allein übrig geblieben ist. Die Aufstellung in diesem
Gebäude ist keine günstige, da die Räume durchweg des nötigen
Lichtes entbehren.

Das Museum in Brüssel ist im ganzen ähnlich dem Musee d'Ar-
tillerie in Paris organisiert; es enthält demnach aufser einer ethnolo-
gischen Sammlung noch Musterstücke aus der Gegenwart. In der
Sammlung älterer Waffen sind hochwertvolle Stücke zu verzeichnen,
wie solche nur in den erlesensten Sammlungen angetroffen werden.
Die orientalische Partie ist zwar klein, zählt aber zu den besten und
wertvollsten und wird stets vermehrt.

Das Musee zählt, unter Abrechnung der nicht zu den Waffen
gehörigen Stücke 2400 Nummern.

3. Das königliche historische Museum und die königliehe
Gewehrgalerie zu Dresden.

Der Gründer des historischen Museums zu Dresden ist Kurfürst
August I. von Sachsen, der während seiner mehr als'dreifsigj ährigen
Regierung (1553 —15^6) eine grofse Menge von Kunstwerken, Rari-
täten, alten Waffen u. dgl. sammelte und 1556 unter der Bezeich-
nung: „Kunst- und Raritätenkammer" im kurfürstlichen Schlosse auf-
stellen liefs. Unter seinem Nachfolger, Christian I., wurde die Samm-
lung in das prachtvolle Stallgebäude übersiedelt, das dieser Fürst 1586
erbauen liefs. Einen eifrigen Förderer fand sie später an Kurfürst
August II. dem Starken, der ihre Übertragung in das 1711 von Pöp-
pelmann erbaute Gebäude des Zwingers veranlafste. Dieser Fürst
war auch der Gründer der königlichen Gewehrgalerie, die sich seit
ihrer Entstehung im königlichen Schlosse befindet. Ihre gegenwärtige
Organisation erhielt die Sammlung unter der Regierung König Antons
im Jahre 1833, wo sie in neun Sälen und langen Galerien ziemlich
nach chronologischer Ordnung im Joanneum aufgestellt wurde. Seit
dieser Zeit führt sie den Titel: „Historisches Museum".

Das Museum enthält nicht allein Waffen und Jagdgeräte, sondern
auch Gerätschaften, Möbel und Gefäfse der italienischen und deutschen
Renaissance und geschichtlich interessante Gegenstände, welche mit
dem Waffenwesen nichts gemein haben.

In Ansehung der Waffen allein gehört das historische Museum
zu Dresden zu den kostbarsten und reichhaltigsten Europas. Der
Zeit nach gehen die Gegenstände, wenige Stücke ausgenommen, nicht
über das 16. Jahrhundert zurück, sie bezeugen aber durch ihre Pracht
und ihre Schönheit den hohen Kunstsinn der sächsischen Herrscher
jener Zeit. Die schönsten Erzeugnisse des 17. und dem Anfange
des 18. Jahrhunderts verdankt das Museum dem Sammeleifer Augusts II.
 
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