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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5485#0230

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seien Denkmälern des ägyptischen Ciillns schwerlich entdeckt wer-
den dürfte, wobl unterschieden werden mufs. Frühere Erklärer
dieser Figur des Vorsängers hahen in dein seeplerartigen Stab ein
Schwert oder eine Hieroglyphe, das Osirisscepter mit dem Auge
an der Spitze, finden wollen. Allein sie sind den BeweJ^ schul»
dig geblieben, dafs ein solches Scepter hei den Prozessionen und
Andachten der Isis vorgetragen^oder gezeigt worden sei. Wir
erinnern uns lieher bei diesem Anblick an die griechischen Sänger,
die, eigene und fremde Gedichte vorsingend, einen Lorbeerstab in
der Hand hielten, an die Rhabdoden und Rhapsoden *), Ob
übrigens die zweite Figur unten am Altar, die ebenfalls einen
solchen Scepter in der Hand hält, auch noch zu den Sängern
gehöre oder sonst eine Stelle bei dieser liturgischen Handlung
bekleide, ist kaum zu bestimmen. So viel sieht mau wohl, dafs
sich der am Altar stehende M nun in seiner Kleidung von der
ägyptischen Priestertiacht sehr unterscheidet. Man könnte in ihm
wohl gar einen eingeborenen Einwohner der Sladt, wo die Ca-
pelle hingedacht werden nmfs, vielleicht seihst einen frommen
Römer vermnthen, der in heiligem Eifer die Verrichtung eines
dienenden Priesters auf sich genommen habe.

Apulejus gedenkt in mehreren Stellen der Flöten nnd Zink-
hörner, die bei'in Isis- nnd Osirisdienst durch klägliche oder fröh-
liche Modulationen die Gemülher der Anbetenden in die gehörige
Stimmung setzen, ja es gab eine Gattung von Flöten, deren Er-
findung man dem Osiris allein zuschrieb. Der uns zur Rechten
sitzende, die eine Reihe der Andächtigen schliefsende Flötenspieler
scheint jedoch mehr in die Classe der Serapistrompeler zu gehö-
ret) , die auch hei'm Osirisdienste fleifsig genannt werden **).
Der durchdringende Trompetcnklang dürfte sich überhaupt zum
Klapperschlag des heiligen Sistiums noch am erträglichsten aus-
nehmen und die grellen Töne desselben wenigstens in etwas zuiiber-
schallen und zu regeln vermögend sein. Doch was will die Figur
sagen, die ihm gerade gegenüber die Reihe der Andächtigen auf
der anderen Seile schliefst'? Die ganze Tracht stimmt vollkommen
mit dem gewöhnlichen Costüm der Isispriester von der niederen
oder dienenden Ordnung überein«. Er ist glatt geschoren am
Kopfe und trägt den linnenen Schurz um die Hüften. Man sieht
auch hier, wie sehr er sich's angelegen sein läfst, seine Klapper
zu schütteln. Aber was sonst Niemand von den Anwesenden an
sich trägt, das hält er in seiner linken Hand. Es ist eines der

*) Fabriz, BibUoth. Gr. T. I. p. 371. Harles.
.**) Sie hiefsen Serapionen. S. Ez. Spanheim, de Praestant. numism.
T. II» p. 62. üeber die Osirisüöten s. Cuper's Harpocrates p.
1141.
 
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