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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5485#0243

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oder zur Seite liegen hat, geschmückt. Die römische Kunstallc-
K°ne, die in ihrer eigenen Arinulh stets bei den Etriiskern oder
^neclien bor» t, entlehnt unstreitig diese Aninzonnngestalt von
griechischen und asiatischen Denkmälern in Statuen und Münzen,
wo Amazonen als Erbauerinnen der Städte am Poulns und au der
ganzen Küste von Kleinasien häufig vorkommen. Die Amazonen
sind Töchter des Mars, eine auf den ältesten Cultus von Klein-
asien gegründete Vorstellung *). Und war nicht Rom die kraft-
vollste unter allen Marstöchtern? War nicht Romnlus-Quirin der
kolin des Kriegsgottes und der Speer der älteste Fetisch Roms?

Sei mir, Roma, gegrüfset, Tochter des Ares,

ruft eine jüngere Erinna aus in der bekannten Sapphisehen Odo,
deren Alterlhum freilich in sehr späte Zeiten herabgerückt werden
mufs. Doch diese kriegerische, jungfräulich - spartanische Ge-
staltung und Bekleidung der Göttin Roma verlor sich nach und
nach unter den späteren Kaisern. Der große, für Kunst und
'Wissenschaft, viel zu früh gestorbene Alterthmnsforscher Zoega in
Rom bestimmt mit der ihm eigenen Ucbersicht aller bekannten
Denkmäler den Zcitpunct von den Nachfolgern des Kaisers Com-
modus bis auf Constantin herab für die zweite Vorstellung **),
wo die Roma als eine silzende Pallas, als ein Nachbild der ewigen
Jungfrau, die zuerst im Pantheon über Athen waltete, in voller
Matronenheklcidung, also mit einer bis anf die Füfsc herabflie-
Tsenden Tüuica und einem purpurnen Kriegsraantel, in großen
und reichen Falten übergeworfen, sich uns darstellt! Der be-
helmte Kopf, der Speer oder das Zepter in der Linken und der
Schild zur Seite bezeichnen dabei noch immer die Kriegsgötlin.
Auf der rechten Hand aber hat sie, wie jene erhabene Jungfrau,

*J Wenn man weifs, wer die Bellona oder die sogenannte Comani-
sche Göttin längs der Küstenländer am Pontus gewesen, und wie
sie Tausende von Hierodulen oder dienenden Weibern um ihre
Tempel versammelte, worüber wir dem ehrwürdigen Altvater
Heyne eine Alles umfassende Vorlesung im 16. Bande der Com-
mentationen der Gottinger Societät verdanken der hat auch den
Schlüssel zu dem so oft mit ungleichem Glück versuchten, aber
noch nie ganz gelösten Rüthsei der Amazonen, die für ein Mo-
ses fabelhaftes HirrfgeSpin'st zu erklären, allen alten Sagenge-
, schichten Hohn sprechen •heilst, und nur als ein salto mortale
der geärigsteten Verlegenheit angesehen werden kann. In der er-
sten Abtheilung einer im Laufe des Jahres 1810 gewifs erschei-
nenden Kunst-Mythologie wird auch darüber ausführlicher gehan-
delt werden.
**) Bassi-Riüevi Distribuzione, VI. p. ISO.
 
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