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Erlauben Sie, dafe ich bei dem Lcfzfeu anfange und Ihnen
zuerst aus den Briefen unseres nn vergeßlichen Winkler, dem
¥k wohl beide mit Wchmulh und Sehnsucht das schmerzlichste
Sit Tibi Terra Levis! zurufen, die Geschichte des Raubes und
der Wiedererlangung dieser köstlichen Antike erzähle *). Mir
schrieb derselbe zu Ende des Jahres 1804 Folgendes darüber:
„ Die Diebe, welche in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar
dieses Jahres den Einbruch in das Äntikeucabiuet der Nadonal-
biblibthck verübten, vou welchem zu seiner Zeit in den öffentli-
chen BläKem Nachricht ertheilt worden ist, sind nnn säinmtlich
■von der immer thätigen Polizei eingefangen. Der Hanptdieb, Na-
mens C Ii ar I i e r, balle schon seit langer Zeit das Project ent-
worfen , diesen Diebstahl zu begeben, und war daher Monate lang
fast an jedem Tage, an welchem das Cabinet dem Publicum offen,
steht, hingekommen, um Alles recht auszukundschaften. Er halte
zuerst den Entschlafe gefafst, eine Pulverexplosion in dem Cabinet
zu veranstalten j und den Diebstahl während der dadurch verur-
sachten Unordnung zu begeben. Da er aber das Mifslicbe eines
solchen Unternehmens einsah, so gab er dieses Projeet auf und
nabni sich vor, durch nächtlichen Einbruch der Kostbarkeilen
habhaft zu werden, nach denen ihm lüstete. Er sah wohl, dafs
er allein nicht würde diesen Bubenstreich ausführen können. Er
liefs sich also unter die Garde soldee de Paris aufnehmen, um
hier einen Gesellen zu finden; diefs geschah auch wirklich. Er
zog nun auch eiuen Fiacreaufseher mit in sein Complott und die-
ser traiisportirlc ihnen den hohen Mast, den er nnter seiner
Kutsche befesligt hatte, an den Ort, wo C ha Hier das Cabinet
erklettern und den Diebstahl verüben wollte. Als Charlier
schon alle Anstalten gemacht hatte, hinaufzusteigen, kam eine
Patrouille; sein Spiefsgeselle gab ihm das verabredete Zeichen,
und beide stellten sich gegen die Wand, als ob sie pifsten; die
Patrouille
ging vorbei, witterte nichts, und nun kletterte Char-
ter wirklich an seinem Mäste hinauf. Während er die Scheiben
eindrückte, machte der Fiacre einige Bewegungen mit seiner
Kutsche, um das Klingen der Glasstücke, welche etwa hätten zu
Boden fallen können, zu verhehlen. Der Diebstahl wurde nun
vollzogen, allein, wie es scheint, nicht ganz so vollständig, als
■ Charliop
gewünscht halle, denn ihm lüstete auch nach goldenen
Münzen, die ihn aber der nahe Morgen zu entwenden hinderte.
Die Diebe entkamen nun, und da unglücklicher Weise die Polizei
damals ganz mit George's Affaire beschäftigt war, so blieben
auch C bar Her und seine Consorlcn ganz verborgen. Dieser
Charlier hatte sogar die Unverschämtheit, nach dem Diebstahle
*) Vergl, n. teutschon Merknr, 1805. Februar, S. 60. ff.
Erlauben Sie, dafe ich bei dem Lcfzfeu anfange und Ihnen
zuerst aus den Briefen unseres nn vergeßlichen Winkler, dem
¥k wohl beide mit Wchmulh und Sehnsucht das schmerzlichste
Sit Tibi Terra Levis! zurufen, die Geschichte des Raubes und
der Wiedererlangung dieser köstlichen Antike erzähle *). Mir
schrieb derselbe zu Ende des Jahres 1804 Folgendes darüber:
„ Die Diebe, welche in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar
dieses Jahres den Einbruch in das Äntikeucabiuet der Nadonal-
biblibthck verübten, vou welchem zu seiner Zeit in den öffentli-
chen BläKem Nachricht ertheilt worden ist, sind nnn säinmtlich
■von der immer thätigen Polizei eingefangen. Der Hanptdieb, Na-
mens C Ii ar I i e r, balle schon seit langer Zeit das Project ent-
worfen , diesen Diebstahl zu begeben, und war daher Monate lang
fast an jedem Tage, an welchem das Cabinet dem Publicum offen,
steht, hingekommen, um Alles recht auszukundschaften. Er halte
zuerst den Entschlafe gefafst, eine Pulverexplosion in dem Cabinet
zu veranstalten j und den Diebstahl während der dadurch verur-
sachten Unordnung zu begeben. Da er aber das Mifslicbe eines
solchen Unternehmens einsah, so gab er dieses Projeet auf und
nabni sich vor, durch nächtlichen Einbruch der Kostbarkeilen
habhaft zu werden, nach denen ihm lüstete. Er sah wohl, dafs
er allein nicht würde diesen Bubenstreich ausführen können. Er
liefs sich also unter die Garde soldee de Paris aufnehmen, um
hier einen Gesellen zu finden; diefs geschah auch wirklich. Er
zog nun auch eiuen Fiacreaufseher mit in sein Complott und die-
ser traiisportirlc ihnen den hohen Mast, den er nnter seiner
Kutsche befesligt hatte, an den Ort, wo C ha Hier das Cabinet
erklettern und den Diebstahl verüben wollte. Als Charlier
schon alle Anstalten gemacht hatte, hinaufzusteigen, kam eine
Patrouille; sein Spiefsgeselle gab ihm das verabredete Zeichen,
und beide stellten sich gegen die Wand, als ob sie pifsten; die
Patrouille
ging vorbei, witterte nichts, und nun kletterte Char-
ter wirklich an seinem Mäste hinauf. Während er die Scheiben
eindrückte, machte der Fiacre einige Bewegungen mit seiner
Kutsche, um das Klingen der Glasstücke, welche etwa hätten zu
Boden fallen können, zu verhehlen. Der Diebstahl wurde nun
vollzogen, allein, wie es scheint, nicht ganz so vollständig, als
■ Charliop
gewünscht halle, denn ihm lüstete auch nach goldenen
Münzen, die ihn aber der nahe Morgen zu entwenden hinderte.
Die Diebe entkamen nun, und da unglücklicher Weise die Polizei
damals ganz mit George's Affaire beschäftigt war, so blieben
auch C bar Her und seine Consorlcn ganz verborgen. Dieser
Charlier hatte sogar die Unverschämtheit, nach dem Diebstahle
*) Vergl, n. teutschon Merknr, 1805. Februar, S. 60. ff.