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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5485#0361

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und diese Sammlung I. S.92. Unser Händefalten ist eineorientalische Unter-
w'ürfigkeitsgeberde und durcl: die Kreuzfahrer zuerst nach Europa gekommer,
Erklärung der Kupfer im Taschenbuch Minerva 1820. S. 50.

sr.

Die Winckelmannische Auslegung der berühmten Gruppe des Mene-
laus in der Villa Ludovisi von Orestes und Electra, die Herder in seinen
Briefen zur Humanität mit solcher Begeisterung aufnimmt, bleibt noch
immer die statthafteste, wegen des aus Traner abgeschorenen Haares
der weiblichen Figur. Man weifs ja, dafs Electra immer als das ge-
schorene Mädchen (kouj<#0{) jm Sophokleischen Cothurn erscheint.
S. Jacobs zur griechischen Anthologie Bd. VII. S. 396. Miliin descrip-
tion des statnes des Tuileries p. 7., folgt der französischen Uebeiliefer-
ung , die nach einem Intaglio des Giraud am liebsten Andromache und
Astyanax darin erblickt,

v. d. Recke, Tagebuch II,, S. 279.

58.

— Die treffliche Statue — die auf der 71sten Tafel des Becker'schen
Augusteums abgebildet ist *), gehört in die Klasse der Silenusvorstellun-
gen, wo die Kunst der Travestirung die Silenusfabel in die satyrischen
Dramen schon aufgenommen hat. Die ganze Behandlung dieser Statue
und das Charakteristische, welches, zum höchsten Ausdruck gesteigert,
doch nicht widerliche Karikatur wird, erlieben sie zu einer wahren
Zierde der Galerie. .— Bei der hier besondere auffallenden Behaarung
des Körpers, die über den Knieeh bis zu kleinen Zotten sicli verdichtet,
läfst sich die leitende Idee, welche die Griechen bei diesen rauch be-
haarten Körpern der Götter auf dem Bacchischen Thiasos sowohl in den
wirklichen Prozessionen an denDionysenfesten und Orgien, als auch in den
nachahmenden Kunstwerken auszudrücken suchten, der Gegensatz der
durch griechische Gymnastik geschmeidigten und geglätteten Körper mit
der asiatisch-pln-ygischen Waldnatur, sehr deutlich erkennen. Bekannt-
lich erblicken wir auf alten Vasengemälden häufig in den Bacchischen
Maskeraden solche Figuren, die, sichtbar in zottige Felle eingenäht,
diese ausländische Natur darstellen **). Die Sache verdient aber darum
besonders hier angemerkt zu werden, weil bei der Andeutung dieser

') s> jetzt: Verzeichnifs der Bildwerke in den Sälen der königlichen
Antikensammlung in Dresden (von fit. Hase). Dresden 1836. Nr,
125. S. 37.

') Die Stellen des Dionysius von Halikarnafs Aich. VU., 82. p. 1492.
und Pollux IV., 119. geben uns auch die Benennung dazu, womit

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