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Bohn, Richard [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Altertümer von Aegae (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts,Ergänzungsheft 2) — Berlin, Band 2.1889

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.676#0029
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Bohn-Sehuchhardt, Altertümer von Ägä.

21

Da die Tiefe dieser Halle eine bedeutende war, so mufste die Decke eine
mittlere Unterstützung haben. Diese finden wir, abermals auf die verwandten An-
lagen in Athen und Pergamon uns stützend, in jener anderen Säule mit halbkreis-
förmigen Furchen und einer Basis wieder. Dieselbe entsprach jeder zweiten Säule
der Aufsenreihe und fand ihre Unterstützung auf den Pfeilern des Mittelgeschosses.
Das Kapitell glaubte ich im Anschlufs an die eben erwähnten Hallen und an ein
gleich zu nennendes Fragment von der gegenüberliegenden Halle als Kelchkapitell
ergänzen zu müssen. Ich möchte aber die Möglichkeit nicht unerwähnt lassen, dafs
ein ionisches Kapitell, welches in dem einen nahezu ausgeräumten Gemache tief
unten gefunden wurde, diese Mittelstützen krönte. Die Gröfsenvcrhältnisse würden
stimmen, da der Durchmesser 0,56 beträgt. Auffallend ist nur, dafs während sämt-
liche Bauglieder aus Trachyt bestehen, dieses Kapitell in Marmor gearbeitet ist;
dementsprechend ist auch die Behandlung eine
zierlichere und zeigt reizvolle Einzelheiten; ich
gebe nebenstehend eine Zeichnung nach der
Aufnahme von Senz (Abb. 23), sowie in Abb. 59
eine photographische Ansicht. Das Polster ist
mit einem Blitzbündel verziert, wie bei einigen
Säulen am grofsen Altar zu Pergamon; viel-
leicht ist auch das Flügelpaar in der Mitte vom
geflügelten Blitze, nur in verkleinerter Form,
entnommen. Sollten sich auch in den anderen
Gemächern im unteren Schutt gleiche Kapitelle
finden, so würde es mir sicher scheinen, dafs sie
zu den Mittelstützen gehören. Leider fehlte uns
dieMöglichkeit, diese Frage weiter zu verfolgen.
Die Mittelstützen trugen einen Längs-
unterzug, auf welchem die Querbalken ruh-
ten. Abb. 24 zeigt den Versuch, das Er-
gebnis der vorstehenden Untersuchungen in
einem anschaulichen Bilde zusammenzustellen;
um auf diesem möglichst Alles zu vereinen,
ist dasselbe so gedacht, als ob der nörd-
liche Teil des Gebäudes abgebrochen wäre,
und man nun von Norden her in den noch stehenden Teil hineinschaute. Das
Dachgerüst ist natürlich freie Ergänzung.

Die Halle war an dem kurzen nördlichen Seitenflügel herum-
geführt; der westliche Abschlufs des letzteren ist als eine Wand zu
denken, welche durch eine gruppirte, wahrscheinlich dreiteilige Öff-
nung durchbrochen war. Wenigstens fanden sich daselbst die Reste
von Pfeilern, welche beiderseits in Halbsäulen endeten (Abb. 25),
ferner entsprechende Wandpfeiler sowie ein dazu passendes, einfach gegliedertes Gebälk.

Abb. 23.

CD

Abb. 25.
 
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