Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Borchardt, Ludwig
Das Grabdenkmal des Königs S'aḥu-Re (Band 2,1): Die Wandbilder: Text — Leipzig, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3367#0173
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anhang zu Abschnitt IV.

163

eben den
der eine

Galionsbild in Gestalt eines niedrig aufgesetzten, rückwärts blickenden Tierkopfes — ist es
ein Igel1? Sonst pflegen derartige Köpfe bei allen Völkern aller Zeiten, auch bei den
Ägyptern, vorauszublicken. Ein vereinzeltes Gegenstück bieten einige Münzen von Knidos,
indem dort ein rückwärts gerichteter Widderkopf den Bug ziert2.

Der Bord erhebt sich am Bug auf das 2 V, fache, am Heck auf fast das Vierfache
seiner Höhe mittschiffs, sein Verlauf zeigt also erheblichen Sprung im Gegensatze zu dem fast
flachen, wagerechten Verlauf bei den Seeschiffen des S'a^hu-re' und der Hat-sepsowet, sowie
bei phönizisch-griechisch-römischen Schiffen. Auch die Dachlinie des hinter der Schiffsmitte
beginnenden Deckhauses steigt nach hinten zu schräg aufwärts. Über das vordere und
hintere Dachende ragt ein Paar gabelartiger Zacken empor; auf allen früheren Abbildungen
sind-es geschlossene Ringe, an welchen nach Graser Taue belegt werden sollten. Dasselbe
zeigt sich auf einem mastlosen Boote desselben Merib-Grabes (Abb. 23, auch in Abb. 20,
gleichfalls 4. Dyn.).

Abb. 23. Paddelndes Boot des Merib (4. Dyn.).

zen

Merib,
ein-

!es seg<
Bilder des
Die bisher
.alten viele
;serlinie er-
sodaß ^

des
jltene

übef

über de*

Vlerib-Scblff

•ne Art
ein«

Solche Aufsätze fehlen den Deckhäusern des späteren Ägyptens (mit Ausnahme des
in die Mitte der 5. Dynastie gesetzten Schiffes des Inti), wohl aber ruht im alten Reiche
gar häufig das nackte Gerüst für ein Deckhaus auf einer Reihe von Gabelstützen, die eine
wagerechte Stange tragen (so öfters im Grabe des Ty, auch bei Dümichen Flotte Bl. 25, 2).
Den Bau des Deckhauses im Merib-Schiffe darf man sich derart vorstellen, daß rechts
und links eine längsschiffs liegende Stange in den gegabelten Köpfen zweier Stützen ruht und
daß Wände und Dach der Kajüte durch Umkleidung jenes Gerüstes mit Brettern, Matten,
Zeugen hergestellt sind. Das Deckhaus sollte offenbar leicht aufzubauen und leicht abzubauen
sein, kein unbewegliches, festes Zimmerwerk.

Diesseits des Deckhauses fahren sechs Taue — nicht vier, wie Lepsius, oder zehn,
wie Graser angab, — vom oberen Mast kommend, herab; wir nennen sie nicht mit Graser
Wanten, sondern lieber Pardunen, wenn auch letztere bei uns noch nicht so schräg und so weit
nach hinten laufen. Auf Abb. 20 ist ihre Zahl 5, im Snefru-Grabe 7, bei Pehenuka^ 9, bei Ty
8 bis 9. Einzelne gewissenhaftere Bilder lassen zwischen den diesseitigen Pardunen auch die jen-
seitigen erscheinen, welche, vom jenseitigen Mastschenkel kommend, am Dache des Deckhauses
hinter diesem verschwinden, wobei dann die Pardunenzahl 10 oder mehr beträgt8. Häufig fährt

1) Vgl. auch Abb. 20 und Lepsius, Denkm. II 24, deren Vorbilder gleichfalls aus der 4. Dynastie stammen.

2) Graser, Die ältesten Schiffsdarstellungen auf antiken Münzen Bl. A Abb. 410b, B 4r5b.

3) So Rosellini, Monum. II 106, 1 und im Grabe des Ty.

21*

»)*

il

^
 
Annotationen