Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Borchardt, Ludwig
Das Grabdenkmal des Königs S'aḥu-Re (Band 2,1): Die Wandbilder: Text — Leipzig, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3367#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung

Menge und Herkunft der Bilder. Die Wandbilder, die einst den durch die
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in den Jahren 1907/08 bei Abusir
freigelegten Totentempel vor der Pyramide des Königs S'a^hu-rec sowie den zu ihm führenden
Aufgang und den Torbau davor schmückten, haben wohl an 10 000 qm der inneren Wand-
flächen dieser Bauten bedeckt. Allein im Aufgang müssen rund 2000 qm Bilder gesessen
haben. Als Bildflächen hatte der Baumeister das Material ausgesucht, auf dem sich die
Details der Reliefs am besten ausführen ließen, den feinen weißen Kalkstein von Turra. Die
Güte dieses Materials wurde den Bildern, die es trug, zum Verderben. Aus diesem guten
Kalkstein läßt sich auch der beste Kalk brennen, viel besser als aus dem gelben, mit fremden
Schichten stark durchsetzten Stein von Abusir, der die Mauerkerne des Gebäudes bildete.
Außerdem lag die Bekleidung beim Abbruch bequemer zur Hand als das Kernmauerwerk.
So wanderten also die Bilder mit den schönen weißen Blöcken der Wände zuerst in den
Kalkofen1.

Wenn wir auch im Laufe der Ausgrabung unzählige Bruchstücke der Bilder fanden,
so haben wir damit doch nur einen ganz kleinen Rest des Bilderschmucks gerettet. Rechnen
wir alles zusammen, so sind es keine 150 qm, also 1 bis allerhöchstens 2 % dessen, was ein-
mal vorhanden war.

Aus diesem geringen Prozentsatz sind es wieder nur wenige, höchstens 15 Bilder, die
man, wenn auch aus vielen Fragmenten zusammengesetzt, doch als ganze Bilder bezeichnen
kann. Und von diesen sind es wiederum nur einige wenige, deren Platz im Bau man mit
voller Sicherheit nachweisen konnte. Es sind eigentlich nur die in Band I bei der Bau-
beschreibung einzeln erwähnten, von denen noch entweder Stücke an der Wand in situ
gefunden wurden, wie die Seeschiffe (Blatt 11 bis 13), die Jagd in den Sümpfen (Blatt 15) und
die Züge von Göttern und Genien (Blatt 28 bis 31), oder die, von denen fast alle Stücke
noch in demselben Raum lagen, wie die libysche Beute (Blatt 1), die von den Göttern vorge-
führten Feinde (Blatt 5 bis 7) und die Jagd in der Wüste (Blatt 17). Bei anderen ließ sich
aus der Größe ihr ehemaliger Platz mit Wahrscheinlichkeit bestimmen, z. B. bei dem König als

1) Bd. 1 S. 107.

Borchardt, .S'a?hu-re' [I.
 
Annotationen