m
IV.
Die Schiffsbilder.
Von
Ernst Aßmann.
Aus dem Totentempel des S'aihu-re'1, des zweiten Königs der 5. Dynastie (um 2 600 v. Chr.),
wurden etwa drei Dutzend Stücke von Wandbildern geborgen, welche zu Schiffsdarstellungen
gehörten und hier auf Blatt 9, 11, 12, 13, 14 wiedergegeben sind. Diese in sauberem Flachrelief
und recht großem Maßstabe — Schiffslänge 1,06 m, Mast 0,70 — gut hergestellten, auch wohl-
erhaltenen Bilder bereichern unsere Kenntnis der altägyptischen Schiffe recht wesentlich und
überraschen uns durch mehrere bisher unbekannte Eigentümlichkeiten der alten Technik.
Es handelt sich um die Abfahrt und Rückkehr großer Schiffe bei einem Seezuge, um einen
Vorläufer dessen, was wir aus den um 1 100 Jahre jüngeren Bildern der Hat-sepsowet kannten.
Diese Flotte des S'a^hu-re' kann auf dem Mittelländischen oder auf dem Roten Meere gefahren
sein, sie hat ihre gelbhäutigen Gefangenen oder vielleicht erhandelten Sklaven entweder den
Semiten der phönizischen Küste entnommen2 oder denen der Sinai-Halbinsel. Die Anziehungs-
kraft Phöniziens für die Ägypter beruhte zum Teil auf den Zedern des Libanon; schon König
Snefru am Ende der 3. Dynastie rühmt die Ankunft von 40 Schiffen voll Zedernholz3; das
Land Ägypten lieferte kein gutes Bauholz. Andererseits fehlen Nachrichten über eine Schif-
fahrt im Roten Meere vor S'a<hu-rec; die uralte Verbindung mit den Sinai-Bergwerken erfolgte
doch wohl zu Lande. Die natürlichen Bedingungen zur Schiffahrt waren für den Ägypter auf dem
Mittelmeere ziemlich günstig, im nördlichen Teile des Roten Meeres geradezu schlecht. Somit
denken wir uns die Seeschiffe des S'ajhu-rec wohl besser an der Ostküste des Mittelmeeres.
Unter S a<hu-rec taucht zum ersten Male das Land Punt als Bezugsquelle auf, sodaß eine
Schiffahrt zwischen einem oberägyptischen Küstenorte und den Ländern am Südende des
Roten Meeres begonnen zn haben scheint; ein solche kommt bei den hier vorliegenden
Bildern nicht in Frage. Es handelte sich bei dem abgebildeten Seezuge wohl um eine
größere, staatliche Handelsexpedition, wie sie auch Salomo4 öfters aussandte. Von einer
kriegerischen Zurüstung ist auf den S'aähu-re'-Schiffen nichts zu sehen, es werden nicht einmal
die Sklaven von Bewaffneten bewacht.
Zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung der Seeschiffe des S'a^hu-rec eignet sich be-
1) Die ägyptischen Eigennamen sind nach den Angaben von Prof. Borchardt geschrieben.
2) Breasted-Ranke, Geschichte Ägyptens 120; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums 2 I, 2, 195.
3) Breasted, Ancient records of Egypt i, 66.
4) I. Kön. 9, 26ff.; 10, 11. 22.
IV.
Die Schiffsbilder.
Von
Ernst Aßmann.
Aus dem Totentempel des S'aihu-re'1, des zweiten Königs der 5. Dynastie (um 2 600 v. Chr.),
wurden etwa drei Dutzend Stücke von Wandbildern geborgen, welche zu Schiffsdarstellungen
gehörten und hier auf Blatt 9, 11, 12, 13, 14 wiedergegeben sind. Diese in sauberem Flachrelief
und recht großem Maßstabe — Schiffslänge 1,06 m, Mast 0,70 — gut hergestellten, auch wohl-
erhaltenen Bilder bereichern unsere Kenntnis der altägyptischen Schiffe recht wesentlich und
überraschen uns durch mehrere bisher unbekannte Eigentümlichkeiten der alten Technik.
Es handelt sich um die Abfahrt und Rückkehr großer Schiffe bei einem Seezuge, um einen
Vorläufer dessen, was wir aus den um 1 100 Jahre jüngeren Bildern der Hat-sepsowet kannten.
Diese Flotte des S'a^hu-re' kann auf dem Mittelländischen oder auf dem Roten Meere gefahren
sein, sie hat ihre gelbhäutigen Gefangenen oder vielleicht erhandelten Sklaven entweder den
Semiten der phönizischen Küste entnommen2 oder denen der Sinai-Halbinsel. Die Anziehungs-
kraft Phöniziens für die Ägypter beruhte zum Teil auf den Zedern des Libanon; schon König
Snefru am Ende der 3. Dynastie rühmt die Ankunft von 40 Schiffen voll Zedernholz3; das
Land Ägypten lieferte kein gutes Bauholz. Andererseits fehlen Nachrichten über eine Schif-
fahrt im Roten Meere vor S'a<hu-rec; die uralte Verbindung mit den Sinai-Bergwerken erfolgte
doch wohl zu Lande. Die natürlichen Bedingungen zur Schiffahrt waren für den Ägypter auf dem
Mittelmeere ziemlich günstig, im nördlichen Teile des Roten Meeres geradezu schlecht. Somit
denken wir uns die Seeschiffe des S'ajhu-rec wohl besser an der Ostküste des Mittelmeeres.
Unter S a<hu-rec taucht zum ersten Male das Land Punt als Bezugsquelle auf, sodaß eine
Schiffahrt zwischen einem oberägyptischen Küstenorte und den Ländern am Südende des
Roten Meeres begonnen zn haben scheint; ein solche kommt bei den hier vorliegenden
Bildern nicht in Frage. Es handelte sich bei dem abgebildeten Seezuge wohl um eine
größere, staatliche Handelsexpedition, wie sie auch Salomo4 öfters aussandte. Von einer
kriegerischen Zurüstung ist auf den S'aähu-re'-Schiffen nichts zu sehen, es werden nicht einmal
die Sklaven von Bewaffneten bewacht.
Zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung der Seeschiffe des S'a^hu-rec eignet sich be-
1) Die ägyptischen Eigennamen sind nach den Angaben von Prof. Borchardt geschrieben.
2) Breasted-Ranke, Geschichte Ägyptens 120; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums 2 I, 2, 195.
3) Breasted, Ancient records of Egypt i, 66.
4) I. Kön. 9, 26ff.; 10, 11. 22.