V.
Die Tierdarstellungen.
Die Säugetiere.
Von
Max Hilzheimer.
Das Jagdbild, Blatt 17. Von den Tieren der obersten Reihe sind nur die Beine
erhalten, sodaß von einem Versuch, sie zoologisch zu bestimmen, lieber abzusehen ist.
Es folgt dann ein einzelnes Tier, das auf einer Reihe allein steht. Sein Kopf ist
leider zerstört. Es ist ein langgestrecktes, niedriggestelltes Tier mit kurzem, buschigen Schwanz,
der die Erde nicht berührt. Die Stellung und Form der hinteren Extremitäten, die einen
Zehengänger mit getrennten Zehen zeigen, machen es wahrscheinlich, daß ein Raubtier ge-
meint ist. Welche Art aber dargestellt ist, dürfte schwer zu ermitteln sein.
Nun beginnt die erste vollständig erhaltene Reihe. Das erste Tier von links ist durch
aufgerollten Schwanz und Halsband genügend als Haushund charakterisiert. Die lange, spitze
Schnauze, die Stehohren, der leichte, auf langen starken Beinen ruhende Körper, der auf-
gerollte Schwanz kennzeichnen ihn als die gewöhnlich Pharaonenwindhund genannte
Rasse. Ich gab ihr den wissenschaftlichen Namen Canis lupaster domesticus und glaube auf
Grund von Schädeluntersuchungen den Nachweis geführt zu haben, daß dieser Hund in Ägypten
selbst domestiziert worden ist, und daß der kleinste der drei ägyptischen Schakale, der Canis
lupaster H. et E. sein Stammvater ist1. Heute ist diese Rasse in Ägypten ausgestorben.
Dagegen glaube ich sie in einer westafrikanischen Rasse, welche der Berliner zoologische
Garten vor etwa acht Jahren besaß, wiedergefunden zu haben.
Der Hund würgt eine Gaze IIa dorcas L., vor der eine zweite, von einem Pfeil am
Hals durchbohrte steht. Es ist die heute über ganz Nordafrika von Marokko bis Ägypten
und nach Arabien hinein verbreitete gewöhnliche Gazelle. Sie ist auf unserem Jagdbild nicht
weniger als sechsmal dargestellt. Darunter ist die Darstellung eines schlafenden Tieres, ober-
halb der zweiten Reihe, besonders natürlich und künstlerisch reizvoll. Bei ihr ist auch
die Riefelung der Hörner angedeutet, die den anderen fehlt, in Wirklichkeit (Abb. 25) aber gut
sichtbar ist.
Diese Gazelle ist auch von Bonnet unter den mumifizierten Tieren gefunden worden.
Das vierte Tier dieser Reihe ist eine Oryx leucoryx Pallas. Die Säbelantilope lebt
1) Hilzheimer, Beitrag zur Kenntnis der nordafrikanischen Schakale, nebst Bemerkungen über deren Verhältnis
zu den Haushunden, insbesondere nordafrikanischen und altägyptischen Hunderassen, in Zoologica Bd. 20 Heft 53, 1908.