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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (3): Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.42419#0082

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befeffen worben. ©em beutfdjen Slitterorben gehöret beinahe
bie fpilfte, fo wie foldjcn bie Sadje fdjcibet; bie anbcre Jfjülfte
aber ben 5lctßcrrcn Von Settcnborf, von £icjen unb von dap.
©urcß ben £)rt ßicfet bie von ©cßabßaufcn fontmenbe Singel*
bacße, bie baßier Söetßbadje genannt wirb. ©ie treibt eine
düble, unb fallt bei -fjorrenberg in bie ju Saljfelb entfprin»
genbe Sacßc.
©ie Anwohner beliefen ftd) int 5- *784 auf 20 Familien,
bie io3 (Seelen ausmadjten, unb in 17 Raufer vcrtßeilct waren.
3n ber ©emartung fanben fteß 5ii d. Sieder, 54 d. 2Sie*
feit , 4 2S. ©arten unb 22'j d. SJalb.
©ie Vorgebadjte SSalbung tfl in 8 Sejirfe eingetßeilet. ©a»
von gehöret ein ©tud ber Äurfürftlidjen -fjoffammer, ein
anbere* jum fogenannten £>ornedcr £>of, unb bie übrigen ben
Bogtsßerren in ©enieinfdjaft ; fte ftetjen alle unter ber £>ute
bes Äurfürftlicßen Dörflers ju ©auberg.
©ie Äircße ju Saucrtßal war vor ber Scformation ein ^iltal
ber Pfarrei ©ielßeint int ©peierifdjen ; nad) betreiben warb
felbige jur Pfarrei SBißlod) gejogen. Sei ber Äircßentßeilung
behauptete ber ©eutfdjc Sitterorben eine dttgeredjtigfeit barüber ;
fie fiel aber bennoeß in bas £00* ber Scforniirten, ift jejo
ganj verfallen, unb bie fiofbauern müffen naeß SBißlod) jur
Äirdje geßeit. ©ie Äatßolifcßcn finb wicber nad) ©ielßeim, bie
£utßerifd)en aber nad) ©d)abßaufen eingepfarret.
Sim großen geßnten beließet ber 4vatboltfcße Pfarrer ju
©ielßeint einen ©rittel, bas ©omftift SBorms, unb bie Von
©idingen, jebes eben fo viel; ben Meinen aber ber Sefor*
mitte Pfarrer ju Sßißlocß.
(Jveigüter ftnb ber .f>orneder fjof, bie von Settenborfifdje,
£iejenifd)e, dapifd)e unb bie ©cutfcßorbensgüter.
©ie Äurfürfllidje ©ercdjtfame werben burd) eilten ©taabßal*
ter Verwaltet. (gortfetjung folgt.)

3)ie ftnfhtfan^prufunq, ober ber tvofylbcnftcnc
Gleiter.
f^ortfeßung unb ©d)luß.)
dit bem lauten Slusrufc: »©r ift ja ein Hitiverfalgenie,
laß er ftd) umarmen!« wollte ißn ber -fierjog an feine Sruft
brüden; ber Sitar aber fant aus Ueberrafd)img unb ©emutl)
auf beibe Änie, unb cs fehlte wenig , fo wate ber Äjerjog in
ber £)afl feiner Scweguitg über ißn ßinausgefaHen.
»©eit 2ld)i(lcS Vor!« befaßt er bem öberflflalluteifler , faßte
ben Sitar unter bem Sinn unb eilte mit ihm bie Steppe ßinab ;
ganj verblüfft folgten bie geflidtcn Uniformen nad). Sld)illcs
würbe in ben Sotßflall gcbrad)t , unb aufgejaumt, bas eble
Soß fdjüumte vor SButl); ber Sitar jitterlc am ganjen £cibe,
wie ein ©spenlaub.
»SJaruni jittert er benit?« fragte ißn ber -f)erjog in bar*
feßent Zone.
»Sius innerer IJreube, ©uer ©urd)laud)t bienen 3U bürfen,«
erwieberte ber Sitar, unb flieg von ben darmorflufen ber
Zreppe auf ben fdptaubenben 5ld)illes. ©ie §üße bes Sitars
ragten faft auf ben Soben ßinab. ©er Sotßflall würbe geöffnet,
unb fdptell, wie ber Pfeil vom Sogen, flog ber Senner jum
Zßore hinaus, unb bie Sergftraßc hinunter; bie perüde bes

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reitenben Selter flog wie weggeblafen herab , worüber nid?t
wenig gelad)t wuibe. SBcgen bes bießten ©dpteegeflöbers tonnte
Sicmanb bewerten, ob ber Sitar bas ebene £anb wohlbehalten
erreicht, ober fd)on halbwegs ben y>als gebrochen habe.
©es Sitars ganje glüdlicße Bufunft hing am ©atteltnopfe
unb an ben daßnen bes Sldplles; beßwegen faßte er fte aber
aueß niit Siefenfauflcn, unb obwohl bas Soß vorne unb hin-
ten ausfd)lug , unb mehr in ber £uft flog , als auf ber ©rbe
rannte , fo tonnte er bod) bie geiflltdje £afl nießt abfcßütteln.
Sim $uße bes Serges gelang es ißm, bas tobenbe Soß auf
eine fumpftge , mit einer ßalbaufgetßauten Gilrinbe überjogene
Sßiefe ju bringen, wo es innerhalb einer Meinen ©tunbe feine
Äraft fo erfeßöpfte, baß es fd)weißtricfenb unb bebenb flößen
blieb , unb ftd) fromm wie ein £ammcßen, in bas naße ©tübt*
eßen £omburg reiten ließ, wo es ber ftegtruntene Sitar ber
forgfamen Pflege bes SJirtßes empfahl, fein Safcßentucß um
feinen Äaßlfopf fd)lang, unb an einem ©eitentifd)e bes bcljag*
ließ warmen 3intmers mit SJein unb ©d)intcu ftcß labte, auf
feinen £orbeeren ausrußenb.
©er Sitar faß eben fo gut jtt Zifcß, wie ju Pferb. Jn
biefer feligen (Stimmung traf ißn nad) jwei ©tunben ein her*
joglidjer Sereitcr, ben ihm bie ©urd)laucßt, aus ©orgfalt für
Soß unb Seiter, nad)gcfd)idt l)atte.
dutßig beflieg er wieber ben gebanbigten Slcßides, unb ritt
gentad)lid) jum ßerjoglidjen ©d)loffc hinauf, wo ißn ber -fier*
jog mit SeifallMatfcßen empfing unb mit ber verlorenen Perüde
feierlich frönte.
»fierr Pfarrer« — fpraeß er hierauf, — »ßier ift fein Sc*
förberungsbetret ; wenn bie J-ürften nicht SSort halten, wer
folltc es fonft? 9eun aber nenne er mir feinen £cßrer in ber
eblen 0veiitunft, bamit id) ißn ju meinem i?berbereiter maeße.
2öie ßeißt fein £eßrer?«
»Slientanb ! ©uer ©nrd)laud)t!«
»9cid)t möglid)!«
»©ewiß, ©uer ©ureßlaueßt! bin in meinem £eben auf
fein “pferb getommen.«
»2öie ßat er cs aber wagen tonnen, ben SldjiHcs ju reiten?«
»Zßcil id) baeßte, ©ein ober 9itd)t fein, — 'Pfarrer nam*
lid) ; entweber jeljt ben fjals bredjen ober Pfarrer werben!«
»Sr ift für waßr eine dorbelementsperfon! biefe Sravour
Vcrbicnt aber eine befonbere Seloßnttng. Jd) ernenne ißn hier-
mit jttglcicß ju meinem l)fräl’fllichcn ©ßrenbereiter mit bem
vollen ©cßalte eines bienfltl)uenben Sereiters. ©olltc id) ißn
wieber einmal in einem folcßen $alle notßig ßabeit, fo laß
id) ißn von ber Äanjcl ßcrabßolen , batauf fann er ftd) ver*
laffen. Unb fomit ©ott befohlen, -f)err Pfarrer unb ©hren*
bereiter! Slod) eins! Söenn einmal Meine Selter fommen, er
verfleßt mid) fd)on , fo bin id) fein ©evatter.«
»©ueß’ er ftd) ein Pferb vom dittclfd)lage tn meinem dar-
flaHc aus; wer fo reiten fann, foll nießt ju §uß naeß -f)aufe
geßen. Slbieu!«
©er .fierr Pfarrer Sei ter ritt vergnügt itt fein Pfarrßaus,
unb eße ein 5aßr verging, mclbete er bem gnabigflen £)cr*
joge ganj bcvotcfl bie glüdlid)e Slnfunft eines Scitcrleins.
Slufiöfung bes S^tßfcls in Sro. 14:
©er a l) n.

Sltisgcgebcn bei ber Sebaftion in fjcibclbcrg unb bei fjerbinanb £empp in dosbaeß.
■fxrausgegeben unb gebruft vom Univerfitats*Sud)ßänblcr Slugufl Dßwalb in fjcibclbcrg.
 
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