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Hirnstamm.
Leitung«
bögen des
Der Fase, longitudinalis medialis gehört also seiner Zusammensetzung nach
ausgesprochen dem Elementarapparat des Urhirns zu. Seine Ausdehnung zeigt
zugleich, daß dieser Elementarapparat seinem Wesen nach über das enge Gebiet
eines einzelnen eintretenden Hirnnerven hinausgreift, ja, sich bis weit in das
Rückenmark erstreckt, so wie es im Wesen des Elementarapparates des Rücken-
marks liegt, daß er die Grenzen der Segmente und der Mittellinie überschreitet
und von einem einzigen Nerven aus mehrere Abschnitte des Rückenmarks zu
einer funktionellen Einheit zusammenschließt. Die elementaren Systeme des
Urhirns sind die anatomische Grundlage der Zusammenarbeit der einzelnen
Teile des Kopfes, vor allem aber der des Kopfes und Halses. Haltung und
Stellung von Kopf, Rumpf und Gliedern jeweils harmonisch zu regeln, ist die
Wirkung des Elementarapparates von Urhirn und Rückenmark.
Für die Betrachtung der Leitungsbögen des Urhirn-Elementarapparates
frigeminus bietet der N. trigeminus die übersichtlichsten Verhältnisse. Seine afferenten
Fasern, deren Zellen das Ggl. semilunare bilden, treten durch die Brücke in
das Urhirn ein (Abb. S. 98, 69) und teilen sich ihrer großen Mehrzahl nach in
einen nur kurzen aufsteigenden und einen langen dickeren absteigenden Ast.
Ein anderer Teil der eintretenden Fasern wendet sich längs dem Rautenhirn-
boden gegen das Mittelhirn, fast bis zu dessen vorderem Ende: Radix mes-
encephalica trigemini. Die Bedeutung dieses Faseranteils des Trigeminus ist
noch immer umstritten. Wahrscheinlich enthält sie die propriozeptiven Fasern
aus der ganzen Muskulatur des Kopfes (S. 97), deren Zellen dann ebenso
intracerebral liegen würden wie die entsprechenden der Augenmuskelnerven.
Der Nucleus meseneephalicus trigemini, der als ununterbrochener Zellstreifen
die Mittelhirnwurzel in ihrer ganzen Länge begleitet, wäre dann als „sensibel'"
anzusprechen.
Hornhaut- j)[e absteigenden Aste der Hauptmasse der Trigeminusfasern erstrecken
reflex . ■ - . ö . . . ö
sich zum Teil bis in die obersten Halssegmente des Rückenmarks, wo sie das
Areal der Zona terminalis einnehmen (Abb. S. 80), und zwar reichen die
Fasern des 1. Astes über das 2. Halssegment hinaus, die des 2. Astes erreichen
noch das 1. Halssegment, die des 3. Astes endigen schon vor diesem. In ihrer
Gesamtheit bilden sie die Radix (Tractus) descendens s. spinalis trigemini. Sie
dienen der Fortleitung exterozeptiver Reize aus Haut und Schleimhäuten des
Gesichtes. Die Berührung der Hornhaut oder der Bindehaut des Auges hat sofort
Lidschluß an beiden Augen und Zurückwerfen des Kopfes zur Folge. Auf dem
Wege von ,,Reflexkollateralen" wird der Reiz unmittelbar auf die motorischen
Zellen für die Schließmuskeln des Auges in den Facialiskernen und für die Nacken-
muskeln in den Vordersäulen des Halsmarkes übertragen. Gerade Fasern aus
dem 1. Ast des Trigeminus sind es, die in der spinalen Wurzel bis ins Rückenmark
gelangen. — Ähnliche kurze Verbindungen müssen bestehen zwischen den proprio-
zeptiven Fasern und den motorischen Zellen der Kaumuskeln, zwischen den in der
Zungenschleimhaut entspringenden Fasern des 3. Astes und den motorischen
Zellen des Hypoglossuskernes für die Zungenmuskeln. Hier wie bei dem Beispiel
vom 1. Ast findet die Übertragung vom afferenten Neuron der einen Seite
auf die efferenten beider Seiten statt. Die Übertragung auf die Gegenseite
mag durch Vermittlung von Schaltneuren mit über die Mittellinie kreuzenden
Neuriten oder auch durch Kollateralen geschehen, die die Mittellinie über-
schreiten wie Kollateralen der Hinterwurzelfasern des Rückenmarks.
Saugreflex Ist hier nicht unbedingt nötig die Zwischenschaltung von Neuren des Nucl.
reticularis anzunehmen, so ist sie sicherlich für andere Reflexbewegungen
gegeben. So für den Saugreflex des Säuglings: Berührung der Lippen (2. und
3. Ast des Trigeminus) führt zu gemeinsamer Betätigung von Lippen-, Wangen-
und Zungenmuskeln. Afferente Trigeminusfasern der spinalen Wurzel oder
Hirnstamm.
Leitung«
bögen des
Der Fase, longitudinalis medialis gehört also seiner Zusammensetzung nach
ausgesprochen dem Elementarapparat des Urhirns zu. Seine Ausdehnung zeigt
zugleich, daß dieser Elementarapparat seinem Wesen nach über das enge Gebiet
eines einzelnen eintretenden Hirnnerven hinausgreift, ja, sich bis weit in das
Rückenmark erstreckt, so wie es im Wesen des Elementarapparates des Rücken-
marks liegt, daß er die Grenzen der Segmente und der Mittellinie überschreitet
und von einem einzigen Nerven aus mehrere Abschnitte des Rückenmarks zu
einer funktionellen Einheit zusammenschließt. Die elementaren Systeme des
Urhirns sind die anatomische Grundlage der Zusammenarbeit der einzelnen
Teile des Kopfes, vor allem aber der des Kopfes und Halses. Haltung und
Stellung von Kopf, Rumpf und Gliedern jeweils harmonisch zu regeln, ist die
Wirkung des Elementarapparates von Urhirn und Rückenmark.
Für die Betrachtung der Leitungsbögen des Urhirn-Elementarapparates
frigeminus bietet der N. trigeminus die übersichtlichsten Verhältnisse. Seine afferenten
Fasern, deren Zellen das Ggl. semilunare bilden, treten durch die Brücke in
das Urhirn ein (Abb. S. 98, 69) und teilen sich ihrer großen Mehrzahl nach in
einen nur kurzen aufsteigenden und einen langen dickeren absteigenden Ast.
Ein anderer Teil der eintretenden Fasern wendet sich längs dem Rautenhirn-
boden gegen das Mittelhirn, fast bis zu dessen vorderem Ende: Radix mes-
encephalica trigemini. Die Bedeutung dieses Faseranteils des Trigeminus ist
noch immer umstritten. Wahrscheinlich enthält sie die propriozeptiven Fasern
aus der ganzen Muskulatur des Kopfes (S. 97), deren Zellen dann ebenso
intracerebral liegen würden wie die entsprechenden der Augenmuskelnerven.
Der Nucleus meseneephalicus trigemini, der als ununterbrochener Zellstreifen
die Mittelhirnwurzel in ihrer ganzen Länge begleitet, wäre dann als „sensibel'"
anzusprechen.
Hornhaut- j)[e absteigenden Aste der Hauptmasse der Trigeminusfasern erstrecken
reflex . ■ - . ö . . . ö
sich zum Teil bis in die obersten Halssegmente des Rückenmarks, wo sie das
Areal der Zona terminalis einnehmen (Abb. S. 80), und zwar reichen die
Fasern des 1. Astes über das 2. Halssegment hinaus, die des 2. Astes erreichen
noch das 1. Halssegment, die des 3. Astes endigen schon vor diesem. In ihrer
Gesamtheit bilden sie die Radix (Tractus) descendens s. spinalis trigemini. Sie
dienen der Fortleitung exterozeptiver Reize aus Haut und Schleimhäuten des
Gesichtes. Die Berührung der Hornhaut oder der Bindehaut des Auges hat sofort
Lidschluß an beiden Augen und Zurückwerfen des Kopfes zur Folge. Auf dem
Wege von ,,Reflexkollateralen" wird der Reiz unmittelbar auf die motorischen
Zellen für die Schließmuskeln des Auges in den Facialiskernen und für die Nacken-
muskeln in den Vordersäulen des Halsmarkes übertragen. Gerade Fasern aus
dem 1. Ast des Trigeminus sind es, die in der spinalen Wurzel bis ins Rückenmark
gelangen. — Ähnliche kurze Verbindungen müssen bestehen zwischen den proprio-
zeptiven Fasern und den motorischen Zellen der Kaumuskeln, zwischen den in der
Zungenschleimhaut entspringenden Fasern des 3. Astes und den motorischen
Zellen des Hypoglossuskernes für die Zungenmuskeln. Hier wie bei dem Beispiel
vom 1. Ast findet die Übertragung vom afferenten Neuron der einen Seite
auf die efferenten beider Seiten statt. Die Übertragung auf die Gegenseite
mag durch Vermittlung von Schaltneuren mit über die Mittellinie kreuzenden
Neuriten oder auch durch Kollateralen geschehen, die die Mittellinie über-
schreiten wie Kollateralen der Hinterwurzelfasern des Rückenmarks.
Saugreflex Ist hier nicht unbedingt nötig die Zwischenschaltung von Neuren des Nucl.
reticularis anzunehmen, so ist sie sicherlich für andere Reflexbewegungen
gegeben. So für den Saugreflex des Säuglings: Berührung der Lippen (2. und
3. Ast des Trigeminus) führt zu gemeinsamer Betätigung von Lippen-, Wangen-
und Zungenmuskeln. Afferente Trigeminusfasern der spinalen Wurzel oder