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1593
Das Jahr 1593 bezeichnet in Heinrichs Leben einen
Wendepunkt. Die trüben Anfänge der ersten Jahre hatten
ihn belehrt, dass er auf dem bisherigen Wege unmöglich
weiterschreiten konnte, wenn er nicht sich und sein Reich
aufs Spiel setzen wollte. Es musste etwas radikales, end-
gültig entscheidendes geschehen, und zwar nicht auf dem
Schlachtfeld — Heinrich hatte die Schwankungen des Kriegs-
glücks bei den oft gänzlich unzureichenden Mitteln, die er
besass, genugsam erfahren müssen — sondern in seinem poli-
tischen Verhältnis zur Liga, den katholischen Elementen
seines Landes. Und dieses radikale, entscheidende Mittel
konnte nur jener schwere Entschluss sein, der Heinrich oft
nahe gelegt worden war und den er selbst seit langer Zeit
im Innern erwogen hatte: wenn der ketzerische König den
Zankapfel opferte, sein Ketzertum, sein protestantisches Be-
kenntnis.
Leider schenkt der Codex diesem wichtigsten Ereignis
des Jahres 1593 keine genügende Beachtung. Er enthält
keinen Brief, der unter dem unmittelbaren Eindruck von
Heinrichs Übertritt zum Katholizismus geschrieben worden
wäre. Dagegen lässt er’s deutlich werden, dass die grosse
Not, die den König in den letzten Jahren von dem Augen-
blicke seiner Thronbesteigung au mehr oder weniger schwer
bedrückt, einem freundlicheren Schicksale im Laufe dieses
Jahres Platz gemacht. Denn wenn auch von der ehemals
treibenden Kraft in den Unionsbestrebungen der deutschen
Fürsten, dem Pfälzer Hause, eine kräftige Initiative nicht
mehr zu erwarten war, so hat es doch an vereinzelten Hilfe-
leistungen, Zuschüssen an Geld und Truppen, keineswegs
gefehlt. In dankbaren Worten gedenkt der König wenige Monate
1593
Das Jahr 1593 bezeichnet in Heinrichs Leben einen
Wendepunkt. Die trüben Anfänge der ersten Jahre hatten
ihn belehrt, dass er auf dem bisherigen Wege unmöglich
weiterschreiten konnte, wenn er nicht sich und sein Reich
aufs Spiel setzen wollte. Es musste etwas radikales, end-
gültig entscheidendes geschehen, und zwar nicht auf dem
Schlachtfeld — Heinrich hatte die Schwankungen des Kriegs-
glücks bei den oft gänzlich unzureichenden Mitteln, die er
besass, genugsam erfahren müssen — sondern in seinem poli-
tischen Verhältnis zur Liga, den katholischen Elementen
seines Landes. Und dieses radikale, entscheidende Mittel
konnte nur jener schwere Entschluss sein, der Heinrich oft
nahe gelegt worden war und den er selbst seit langer Zeit
im Innern erwogen hatte: wenn der ketzerische König den
Zankapfel opferte, sein Ketzertum, sein protestantisches Be-
kenntnis.
Leider schenkt der Codex diesem wichtigsten Ereignis
des Jahres 1593 keine genügende Beachtung. Er enthält
keinen Brief, der unter dem unmittelbaren Eindruck von
Heinrichs Übertritt zum Katholizismus geschrieben worden
wäre. Dagegen lässt er’s deutlich werden, dass die grosse
Not, die den König in den letzten Jahren von dem Augen-
blicke seiner Thronbesteigung au mehr oder weniger schwer
bedrückt, einem freundlicheren Schicksale im Laufe dieses
Jahres Platz gemacht. Denn wenn auch von der ehemals
treibenden Kraft in den Unionsbestrebungen der deutschen
Fürsten, dem Pfälzer Hause, eine kräftige Initiative nicht
mehr zu erwarten war, so hat es doch an vereinzelten Hilfe-
leistungen, Zuschüssen an Geld und Truppen, keineswegs
gefehlt. In dankbaren Worten gedenkt der König wenige Monate