Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 1) — Paris, 1826

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.680#0015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VORREDE.

XIII

Es befanden sich um die nämliche Zeit mit uns, in den Jahren 1810 bis
1814, mehrere, zum Theil sehr gebildete Engländer im europäischen Grie-
chenlande. Ein günstiges Geschick führte uns bald, schon bei unserem ersten
Aufenthalte in Athen, im Spätjahre 1810, mit B. Cockerellund seinem dama-
ligen Reisegefährten J. Foster zusammen. Nicht blos für Haller, der durch
Talent und Liebe für seine Kunst so sehr mit Cockerell übereinstimmte, son-
dern auch für uns Andere, war diese Bekanntschaft ein Glück und ein Quell
vielfacher wechselseitiger Freude. Haller's und Cockerell's gründliche archi-
tektonische Untersuchungen belehrten nicht blos die Architekten selbst, und
sie veranlassten die Ausgrabungen der Tempel von iEgina und von Bassae bei
Phigalia, so wie auch, gewissermassen, die im Winter 1811 —1812 ausgeführte
Nachgrabung in Karthäa; Unternehmungen, deren über Erwartung wichtige
Ergebnisse theils den Besitz der neuen Zeit an schönen Denkmälern altgrie-
chischer Kunst bedeutend vermehrt haben, theils den schriftlichen und eigent-
lich historischen Denkmälern angehörend, in den Kreis archäologischer Studien
und geschichtlicher Forschungen über Verkehr und Thätigkeit der helleni-
schen Völker gezogen werden müssen. Nebenbei wird, durch solche Unterneh-
mungen, besser als durch alle Erfahrung und Zusammenstellung anderer Art,
die Frage beantwortet: was wohl noch in Griechenland zu finden sey ?—Es gilt
in dieser Hinsicht im höchsten Grade der alte Spruch : JVer sucht, der findet;
nur ist freilich das rechte Suchen dort mit einigen Schwierigkeiten verbun-
den ; aber die wichtigste und nothwendigste Bedingung des rechten Suchens
liegi keinesweges in örtlichen Verhältnissen, oder überhaupt in der äusseren
Welt; sie liegt in dem Reisenden selbst; er muss sie mitbringen oder er er-
zwingt sie nicht; sie ist — ein von der griechischen Vorwelt angesprochenes
Gemüth, eine wahre und starke Huldigung des Genius jenes wunderbaren
Volkes. Wo diese innere Wärme, diese Begeisterung fehlt, da mangelt auch
der stärkste Hebel um mancherlei Entbehrungen, welche (zumal bei massigen
Vermögensumständen) von einer etwas bedeutenden Reise im jetzigen Grie-
chenlande unzertrennlich sind, ohne Unmuth, der nie etwas fördert, zu er-
tragen. Jedes andere Motiv, wie der gute Wille, die Wissbegierde (geschweige
die schlafferen Gefühle der Neugier oder der Eitelkeit), nutzt sich ab und er-
mattet, nur jene Begeisterung nicht, weil sie Liebe ist, die Alles überwindet.

Die, durch freien Aufschwung vereinter Kräfte und beharrliches Streben
treuer Freunde, auch durch ein günstiges Geschick gewonnenen Resultate,
so wie die Reisen und Unternehmungen, welche sie herbeiführten, in be-
ständiger Beziehung auf das alte und neue Griechenland, auf die Geschichte
des Volks und seinen jetzigen Zustand — würdiger Weise aufzustellen, ist


 
Annotationen