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Bröndsted, Peter Oluf
Reisen und Untersuchungen in Griechenland: nebst der Darstellung und Erklärung vieler neu entdeckter Denkmäler griechischen Styls, und einer kritischen Übersicht aller Unternehmingen dieser Art, von Pausanias bis auf unsere Zeit (Band 1) — Paris, 1826

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https://doi.org/10.11588/diglit.680#0053
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NACHGRABUNG IN DEN RUINEN VON KARTHÄA. 13

den worden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Statue,die vielleicht eine
Artemis vorstellte, mit ihrem kleinen viereckigen marmornen Fussgestelle,
welches dicht dabei lag, vom Felsen (A) herabgestürzt worden sey.

Nicht weit davon und gleichfalls dicht an den Stufen der Treppe (e-£)
fanden wir, am folgenden Tage, ein sehr niedliches Köpfchen-eines weiblichen
Standhildes, wahrscheinlich einer Karyatide (der Kopf hat wenigstens etwas
getragen, wie eine kleine Marmorscheibe oben deutlich genug anzeigt), und
die linke Hand einer kolossalen Statue, eine Schale haltend, wir glauben einer
Hjgiea. Dem Stadtthor näher wurde ein schönes Fragment, der obere Theil
des Leibes einer kleinen weiblichen Statue, die Fasse einer anderen, und eine
grosse Menge Scherben marmorner und irdener Gefässe gefunden.

Sobald die Treppe, rund um (A), bis unter dem Stadtthore gereinigt war,
fiengen wir an in der Cella des Tempels selbst (•/]-•/]), und auf der vorderen
Terrasse (B-B) aufzuräumen. Wir hatten gehofft, den ganzen alten Fussboden
des Tempels zu finden, und wurden nicht wenig überrascht, als wir ihn ganz
aufgebrochen und alles voll Gräber fanden. Selbst der enge Gang (Q-S)
zwischen dem Felsen und der Seitenmauer des Tempels war, durch neue-
res schlechtes Mauerwerk, in eine Menge von Grabstätten abgetheilt. Einige
grosse Stücke des alten steinernen Tempelbodens waren als Bedeckung für
mehrere der grösseren Gräber gebraucht worden. Auch die ganze Vorhalle
und die Terrasse (B-B) war voller Gräber. Die Zerstörung und Verwirrung,
welche die Verwandlung der Cella in einen Kirchhof verursacht hatte, machte
es unmöglich, den Tempel genau zu messen. Der Grundriss giebt nur einiger-
massen die Verhältnisse an. Die Breite (S-Y) beträgt gerade 49 Fuss. Es erhellt
von selbst, dass dieser nicht grosse aber ohne Zweifel sehr alte Tempel von jener
einfacheren Form in antis \ und ohne Peristyl war. Auch einer der Triglyfen ist
gefunden worden, aber das Mass desselben vermisse ich unter meinen Papieren.

1 Vilruvius III, 1 : «iEdium autem principia
sunt e quibus constat figurarum aspectus, et pri-
mum in antis quod grcece vao? ev Tvapas-raciv. In
antis erit a?des, cum habebit in fronte antas parie-
tum,qui cellam circumcludunt, et inter antas in
medio columnas duas supraque fastigium symme-

tria ea collocatüm, quae in hoc libro fuerit per-,
scripta, etc. » ed. Schneider (Lipsiae, i 808, 3 Bde.
in gr.-8°) vergl. C. L. Stieglitz Archäologie der
Baukunst der Griechen und Römer (3 Bde. Wei-
mar, 1801 Jn-8°) I. Th. pag. a38 und II. Th.
pag. 2 5.
 
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