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Harpokrates, Horns das Kind. Die folgenden Figuren, um das Bild der Wage gruppirt, gehören
zusammen. Die Wage ruht auf einem Ständer, dessen Spitze das Bild eines Kynoscephalus einnimmt.
Zu beiden Seiten desselben, also über jeder Hälfte des Wagebalkens, sind zwei geköpfte Ellen ange-
bracht, eine symbolische Andeutung der Gleichheit des Niveau. An der einen Wageschaale ist der
Schakalsköpfige schwarze Anubis (Anep), an der anderen der Sperberköpfige Horus geschäftig; die
letztere Gottheit regulirt mit bedächtig stützender Hand das Richtloth, um den Ausschlag der Wägung
zu erkennen. Die hieroglyphische Bezeichnung dieses Lothes ist tu%-, die demotische erscheint in fol-
gendem Satze (Dem. Leichenp. S. 1. Lin. 34.) an.i.te tu en ax. en p.me?~ en te.meschi »Nicht habe
ich falsch verfahren mit dem Richtloth n<5.Xl,) der Wage.« (cf. Todtenb. 125, 9.) Von
der Göttin Ma, dem Sonnenkinde, welche den Verstorbenen einführt, habe ich schon oben gesprochen.
Zuletzt erwähne ich den Ibisköpfigen Thoth, in der Stellung und mit den Instrumenten eines
Schreibenden. Er zeichnet als Gerichtsschreiber die Worte des Verstorbenen oder das Resultat der
Wägung auf, um es dem Osiris zu übergeben, der dann sein ürtheil fällen soll. Die Darstellung der
Abwägung mit den Symbolen des Herzens auf der einen und der Wahrheit auf der andern Schale
ist nicht, wie in andern Papyren, vorhanden. In gleicher Weise fehlt am Halse des Oberrichters das
Abzeichen, welches ihn von den 42 Beisitzern unterscheidet und nach Diodor’s Bericht in einem Bilde
der Wahrheit bestand, den ürim und Tummim der hebräischen Priester.

Taf. X.
Demotischer Papyrus des ägyptischen Museum zu Berlin.
(Aus der Minut. Sammlung, No. 18.)
Ich beschliefse die Reihe der vorhergehenden, nur dialektisch verschiedenen Sprachdenkmäler
des ägyptischen Alterthumes mit einer Zugabe: einem demotischen Papyrus aus der Sammlung Minutoli
des Berliner Museum, dessen griechische Uebersetzung ich vor kurzem das Glück hatte in einem Papyrus
der National-Bibliothek zu Paris (Casati) zu entdecken. Wenn der Werth solcher bilinguer Monumente
nicht hoch genug angeschlagen werden kann, insofern dadurch der Entzifferung der ägyptischen Texte
das bedeutendste und zuverlässigste Hülfsmittel an die Hand gegeben ist, so wird in diesem Falle der
Werth des griechischen Antigraphon ein um so höherer, als eine grofse Zahl griechisch umschriebener
ägyptischer Eigennamen kostbare Fingerzeige für die Aussprache des Aegyptischen der demotischen Zeit
geben, und also diesem bisher noch wenig erforschten Theile der ägyptischen Grammatik, welcher die
Lautlehre in sich begreift, ein passendes, reiches Material verschaffen.
Der demotische Papyrus (2 lang, 1' hoch) enthält in fünf Kolumnen einen ziemlich wohl-
erhaltenen, eng, aber leserlich geschriebenen ägyptischen Text, der schon beim ersten Anblick eine
Masse von Eigennamen, so wie bestimmte, wiederkehrende Passus hinter jedem derselben erkennen
 
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