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EINLEITUNG.

limine Sammlung hieroglyphisch-demotischer Denkmäler, angereiht an eines der bedeutendsten bilinguen
Monumente des ägyptischen Alterthums, und in der Art zusammengestellt, wie ich es in den folgenden
Tafeln zum ersten Male versucht habe, bedarf meines Erachtens, Kennern gegenüber keiner weiteren
Rechtfertigung. Der Werth und die Wichtigkeit derselben leuchtet von selbst ein, sobald man nur einen
Blick auf den gegenwärtigen Stand der ägyptischen Studien geworfen hat. Wenn die unsterblichen
Arbeiten Champo Ilion’s des jüngeren so wie die sicheren Grundlagen, welche der französische Hiero-
grammat seinen Nachfolgern zum Weiterbau des grofsen Werkes gelegt hat, den Archäologen auf
diesem Gebiete so weit geführt haben alt - ägyptische Inschriften mit philologischer Genauigkeit und
Schärfe zu zergliedern und einer grammatischen Analyse zu unterwerfen, so mufs gegenwärtig die
Hauptaufgabe für ihn sein und bleiben, von jenen Gesetzen durch ihre Anwendung auf die Monumente
den wahren Nutzen zu ziehen: den Inhalt der Inschriften zur allgemeineren Kenntnifs zu bringen und
somit einerseits dem historischen Wissen eine reiche Quelle der Forschung eröffnet, als andrerseits den
Werth des Champollion’schen Systems, als des allein wahren, thatsächlich bewiesen zu haben. Man hat
es bisweilen — insonderheit auch in neuester Zeit — dem grofsen Meister zum Vorwurf gemacht,’ in
seinen Werken nur die Erklärung kleiner Sätze, herausgerissen aus ihrem übrigen Zusammenhänge,
gegeben zu haben, wodurch leicht Mifstrauen und Zweifel erweckt werden könnte »da sie sich ein-
zeln auf tausend verschiedene Weisen übersetzen und erklären lassen.« Man fordert ganze Inschriften,
ganze Texte in ihrem fortlaufendem logischem Zusammenhänge. Dieser Vorwurf, den wir als durchaus ge-
recht bezeichnen müssen, trifft indessen weniger den Meister, als die Schüler;2 seinem Genie ward es
zuerst vorbehalten aus tausenden von Inschriften alle die Bestandtheile heraus zu erkennen, welche den
Organismus dieser merkwürdigen Sprache und Schrift bilden und seinen späteren Auslegungen einzel-
ner Monumente zum Grunde liegen sollten. Leider rifs ein neidischer Tod den unermüdlichen Forscher
mitten aus seiner Thätigkeit heraus und keine Inschrift ging in vollendeter Erklärung aus seinen Ar-
beiten hervor. Um so mehr zu schätzen sind defshalb die Andeutungen, welche Champollion über
einzelne Inschriften wie Skizzen hingeworfen hat, und mit Freude mufs es die gelehrte Welt vernehmen,
dafs ein Ausschufs französischer Gelehrten mit Prüfung seiner hinterlassenen Papiere beauftragt ist, die
 
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