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ERSTES KAPITEL.

DIE LÄNDER UND VÖLKER IM SÜDEN VON ÄGYPTEN.

Die ungeheuren Landschaften, welche sich südwärts von Aegypten bis zu den Quellen
des Niles und ostwärts bis zum Meere erstrecken, boten im Alterthuine ein wesentlich verschie-
denes Bild dar als das ist, unter welchem sie heutzutage dem Reisenden mit sehr geringen Aus-
nahmen von einer traurigen Seite her erscheinen. In der Nähe des Flusses befand sich eine
Reihe befestigter und blühender Städte sammt mächtigen Tempeln, welche den Landesgott-
heiten gewidmet waren. Ein lebhafter Verkehr fand auf dem Flusse zwischen den Bewohnern
des Landes und den Aegypten) Statt. Schiffe, beladen mit Gold, Edelsteinen, Ebenholz {Rbn
und chbn, hebr. □"CIH, t'ßtvng, ebenum), Elfenbein (ab), mit Thierhäuten, Strausseiern und
Federn, mit Affen (besonders eine Art yäf genannt, vergl. hebr. S|ip, v.tjßog, xrptog, sansc. Jcapi),
Hunden, Giraffen, Ochsen und leider auch mit Sklaven, führten die Erzeugnisse der Länder des
Südens „nach den Hauptstädten Aegyptens". Aegyptische Statthalter verwalteten in den
blühenden Zeiten des Reiches unter dem Titel si suten n Kuh „Königssohn von Kusch" diese
Landschaften, rings umgeben von einer grossen Zahl dunkelfarbiger (schwarzer und brauner)
Völker, welche von Königen regiert wurden und in den äg. Inschriften mit dem Namen der
Nälies.u oder NäRsi.u bezeichnet werden. Das ist zugleich der Name, unter welchem der
schwarze Menschenschlag des Südens in den Königsgräbern der thebanischen Nekropolis als
dritte Menschenrasse aufgeführt wird (vergl. Bd. I, S. CO). Bereits im I. Bande habe ich die
wichtigsten Momente der äg. Geschichte unter Angabe der Denkmäler hervorgehoben, in wel-
chen die äg. Waffen südwärts getragen wurden und ich hatte dabei mehrfach Gelegenheit, auf
die Namen einzelner Völker und Landschaften im Voraus aufmerksam zu machen. Es traten da
vorzüglich drei Bezeichnungen entgegen, die Namen Kes oder Käs, Chent-üen-nefer und
Tä-kens.

Die erstgenannte Bezeichnung Kes oder, wie mit variirender Vocalisation der Name in
manchen Inschriften geschrieben erscheint, KM, Kasi, Kesi demotisch Kehi, im koptischen

» "cts'oouj oder cs'ioiy nach thebanischer, eowuj nach nieniphitischer Schreibweise, ent-
spricht auf das vollständigste dem alttestameutlic'hen W2 Kits, das sich seinerseits wiederum
mit der griechischen Bezeichnung Al&toma deckt. Das altäg. Kes als Name eines Landes
umfasst die ursprünglich von den dunkelfarbigen Negerstämmeu, den NaJti.it, bewohnten Land-
schaften im Süden Aegyptens, daher so oft die Rede von den Xälisi.u nfr.u n Kes (1.) „den
guten (sc. als Sklaven) Negern des Landes Kes," wie z. B. in dem hieratischen Papyrus
Anastasi 4 p. 10. Wenn in dem 1. B. Mose 10, 7 als die Kinder von Kvi auch arabische, in
Arabia felix wohnende Völkerschaften aufgeführt werden, so widerspricht das in keiner Weise
den Nachrichten auf den Denkmälern, da sich ausdrücklich auf denselben, und nicht einmal, son-
dern sehr häufig, besonders in den Tributlisten, die Anwesenheit kuschitiseher Neger im Lande
Pun.t, wodurch, wie später nachgewiesen werden wird, im Altägyptischen Arabien bezeichnet
 
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